Es mag ein Zufall gewesen sein, diese klare Zielvorgabe in Wien zu vernehmen. Von Wien aus sind es gerade mal sechzig Kilometer nach Bratislava, der slowakischen Hauptstadt. Dort hatten hochrangige Vertreter des amerikanischen Außenministeriums Ende April 2000 der versammelten Führungsspitze aus Mittel- und Osteuropa die amerikanische Zielvorgabe für diesen Raum verkündet.
Danach sollte ein „roter Strich“ quer über den Kontinent zwischen Riga und Odessa gezogen werden. Westlich davon herrsche amerikanisches Sagen bis hin zu den Veränderungen in der römisch geprägten Rechtsordnung. Östlich davon befinde sich Russland oder das, was sich aus Russland entwickeln würde.
Ist das die Zielvorgabe, die die Europäische Union von einer gedeihlichen Entwicklung in Europa als dem gemeinsamen Kontinent hat? Die Frage ist heute mehr als berechtigt, denn verantwortliche Sprecher aus dem Deutschen Bundestag lassen sich offen darüber aus, mit welchem politischen Werkzeugkasten sie sich daranmachen werden, die letzte Lücke in dem NATO-Limes gegen Russland zu schließen.
Offen wird vom „Maidan-Modell“ nach dem Putsch-Modell aus der Ukraine gesprochen oder das Beispiel „runder Tische“ zum Machtübergang in Minsk favorisiert. Jede Zurückhaltung wird abgelegt, weil nach den klaren und unmissverständlichen Aussagen des österreichischen Außenministers in Minsk jetzt die Ernte jahrelangen Tuns eingefahren werden muss.
Es wird kein Zufall gewesen sein, dass derzeit der amerikanische Außenminister Pompeo durch Europa tourt, um „Gefolgschaftstreue im NATO-Zusammenhang“ herbeizuführen. Über Minsk soll Moskau getroffen und an die amerikanische Leine gelegt werden. Das amerikanische Vorgehen gegen „Nord-Stream 2“ ist ein Musterbeispiel für die „Politik der begrenzten Souveränität“ westeuropäischer Staaten nach dem Bratislava-Modell aus dem Jahr 2000.
Präsident Trump erweckt seit seiner Wahl vor fast vier Jahren den Eindruck, eine dem Frieden und der Zusammenarbeit dienende Abstimmung mit Moskau herbeiführen zu wollen. Derweil schafft Außenminister Pompeo jene Fakten im Nahen Osten und in Europa, die darauf abzielen, Russland aus Europa hinauszudrängen und als weltpolitischen Akteur bedeutungslos werden zu lassen.
Wenige Tage vor dem Gedenken an den deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 als Vollendung des Rache-Diktates von Versailles 1919 sind das üble Perspektiven für Europa.
Willy Wimmer, 18. August 2020
Kommentare
Putin lernt enorm schnell, einen weiteren NATO-Putsch an einer Grenze zu Russland wird es nicht geben und das ist im Interesse des Friedens gut so.
In Finnland und Polen war der erste Versuch nicht erfolgreich...
Wer Rache für Versailles nicht versteht sollte die Zeit vor dem deutschen Angriff auf Polen näher sich anschauen....inclusive der Verbrechen nach 1920 bis 1939 an Deutschen durch Polen...
Bromberger Blutsonntag > 4000 Deutsche von Polen am 5.9.39 ermordet.
Mein Opa von Polen ermordet !
Meine Oma von Polen vergewaltigt , dann schwanger geworden und hat sich wegen der Schmach 3 Monate später aufgehängt !
Meine Mutter war dann mit 12 Jahren Vollwaise !
NIE WIEDER KRIEG !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Das ganz hohe Ressentiment gegen Amerika und die NATO, bei zugleich überzeugter Bevorzugung russischer Großmachtpolitik (wie anscheinend jeder Großmachtpolitik, solange sie sich gegen den Westen stellt vor ausgewiesen anti-demokratischen Verhältnissen in den eigenen Gesellschaften.)
Merkel wird nicht umsonst in der ‚taz‘ mehr gefeiert als in ‚Bild‘. Nicht mehr opportun ist bloß, grundrechtsfeindliche Züge einer Import-Religion zum Thema zu machen oder Merkels fortgeführte Massenzuwanderung zu problematisieren. Na gut, gegen Gender-Dogmen sollte man für ein Leben frei von Ächtung besser auch nicht haben. Doch Ideologeme aus der Antifa gehen heute immer, wenn sie nicht gerade die Eigentumsordnung zu kippen beabsichtigen.