Noch immer kontrolliert China seine Währung und sendet bis heute keinerlei Anzeichen aus, dass sich hieran in absehbarer Zeit etwas ändern könnte. In der aktuellen Situation findet sich aus meiner Sicht eben jener Grund, weswegen der Yuan/RMB nicht zu einer Weltreservewährung aufsteigen wird, solange sich Chinas Staatsführung nicht zu einer Flexibilisierung der eigenen Währung entscheiden wird.

Chinas Bondmärkte sind im Vergleich zu den amerikanischen Staatsanleihemärkten nicht liquide genug, um zum aktuellen Zeitpunkt zu einem ernsthaften Konkurrenten für den US-Dollar zu avancieren. Auch beim Internationalen Währungsfonds hat man sich in diesen Tagen hierzu seine Gedanken gemacht.

Der IWF ruft die Pekinger Staatsführung dazu auf, den Wechselkurs des Yuans/RMBs zu flexibilisieren, falls es zu einer sich verschärfenden Eskalation im Handelskrieg mit den USA kommen sollte. Dies gilt selbstverständlich vor allem aus Sicht der chinesischen Exportwirtschaft.

Sollte die US-Administration zusätzliche Zölle in Höhe von bis zu 25 Prozent auf die bislang von Sonderzöllen ausgenommenen Waren- und Produkteinfuhren aus China erheben, könnte sich das wirtschaftliche Wachstum im Reich der Mitte laut Berechnungen des IWFs in den darauffolgenden zwölf Monaten um 0,8 Prozentpunkte reduzieren.

Gleichzeitig würde Chinas weltweite Nachfrage weiter zurückgehen, während mit einer sich verschärfenden Lage an den chinesischen Finanzmärkten zu rechnen sei. Im Umkehrschluss würde eine solche Entwicklung laut IWF allerdings auch mit signifikanten Ansteckungseffekten für den Rest der globalen Wirtschaft einhergehen, wie es im Ende letzter Woche publizierten Jahresbericht des IWF zur chinesischen Wirtschaft heißt.

Es handelt sich um eben jenen Aspekt, auf den ich Sie über das letzte halbe Jahr aufmerksam gemacht habe. Stellen Sie sich die Weltwirtschaft ohne den größten Nachfrager China – oder mit einer sich zumindest deutlich verringernden Nachfrage aus dem Reich der Mitte – vor.

Australien, aus dessen Perspektive sich China als größter Handelspartner weltweit erweist, hat diese Entwicklung beispielsweise schon längst zu spüren bekommen. Um einem Schock entgegenzuwirken, empfiehlt der IWF der Pekinger Führung sich abermals Fiskalmaßnahmen zu bedienen, so es denn dazu kommen sollte.

Gleichzeitig solle Peking den Wechselkurs des Yuans/RMBs flexibilisieren, um den Devisenmärkten die Preisfestsetzung der chinesischen Währung zu überlassen. Laut IWF würde das damit einhergehende Szenario eines sich intensivierenden Abwertungsdrucks samt potenziellem Kapitalabzug neben einer glasklaren Kommunikationsstrategie auch Interventionen der People´s Bank of China erforderlich machen.

Erst kürzlich hatte der IWF seine Wachstumsprognose für China für das Gesamtjahr 2019 auf 6,2 Prozent nach unten revidiert. Bei Bloomberg wird mit Blick auf das nächste Jahr mit einem Gesamtjahreswachstumsrückgang auf sechs Prozent gerechnet. Im Jahr 2021 soll Chinas Wirtschaft nur noch um 5,8 Prozent zulegen.

Beim IWF blickt man hingegen noch um einiges weiter voraus als bei Bloomberg. Danach soll sich Chinas Wirtschaft bis zum Jahr 2030 noch deutlicher auf ein Wachstum von vier Prozent abkühlen. Gleichzeitig sehen die aktuellen IWF-Prognosen vor, dass Chinas Staatsverschuldung bis zum Jahr 2024 auf 101,5 Prozent in Relation zum BIP klettern wird.

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