Die Ökonomien der meisten Schwellenländer befinden sich bereits seit mehr als zwei Jahren unter einem teils erheblichen Druck. Der rasante Anstieg des Außenwerts des US-Dollars im Vergleich mit anderen Papierwährungen droht für viele Schwellenländerwirtschaften zu einer Schuldenfalle zu werden.

In den Jahren nach dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise noch signifikant von der Auflage von Quantitative Easing in den Vereinigten Staaten profitierend, hatten sich die meisten der in den Schwellenländern beheimateten Firmen in eine wahre Verschuldungsorgie auf Basis des US-Dollars gestützt. 

Seit dem Jahr 2009 waren mehr als $4 Billionen aus den USA in Richtung der Schwellen- und Entwicklungsländer geflossen. Im Angesicht von QE und der Nullzinspolitik der Fed suchten Spekulanten und Investoren gleichsam nach alternativen Anlageformen im Ausland, um dort von höheren Zinssätzen und darauf basierenden Arbitragegeschäften maximal zu profitieren.

Steigende US-Zinsen: Umkehr der Kapitalströme

Doch seit dem Stopp der Anleihekäufe durch die Federal Reserve und einer sich an der Zins- und Währungsfront abzeichnenden Wende fließt eine Menge des ehedem in den Schwellen- und Entwicklungsländern investierten Kapitals nun wieder in die Vereinigten Staaten zurück. An den Finanzmärkten wird zudem fest mit einer erneuten Zinsanhebung der Fed gerechnet.

Der US-Dollar dürfte von dieser Entwicklung nach wie vor profitieren und beflügelt werden. Und so verwundert es kaum, dass sich die allgemeine Finanzlage in vielen Schwellenländern immer mehr zuspitzt. Hinzu kommt, dass sich die Rohstoffpreise in den letzten Monaten zwar ein wenig erholen konnten.

Doch nach wie vor sind die meisten Rohstoffklassen noch immer weit von ihren ehedem markierten Höchstkursen entfernt. Insbesondere Rohstoffexporteure wie Brasilien & Co. wurden dadurch zusätzlich sehr hart getroffen.

Sollte die Federal Reserve ihren Leitzins am morgigen Mittwoch tatsächlich erneut um 25 Basispunkte (oder 0,25 Prozentpunkte) auf 1% erhöhen, wird sich die Rückzahlung der einst auf US-Dollarbasis aufgenommenen Schulden für die Schwellenländern nochmals erhöhen.

Wie die Organisation Jubilee Debt Campaign kürzlich mitteilte, sähe sich eine ganze Reihe von Schwellen- und Entwicklungsländern bereits in einer Schuldenfalle gefangen. Vielerorts seien die zu leistenden Schuldenrückzahlungen in Relation zu deren jährlichen Regierungs- und Staatseinnahmen förmlich explodiert.

Immerhin entspricht das nunmehr erreichte Niveau dem höchsten innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Als brisant erweist sich in diesem Kontext die Tatsache, dass sich die Einnahmen der betroffenen Staaten aufgrund des Preisabsturzes an den internationalen Rohstoffmärkten im gleichen Zeitraum teilweise deutlich vermindert haben.

Es wird also immer schwieriger, die in US-Dollar denominierten Schulden zurückzubezahlen. Allein im Zeitraum der letzten sechs Monate ist der US-Dollar im Außenwert in Relation zu einem Korb, der die wichtigsten Papierwährungen der Welt enthält, um 6% geklettert. Diese Entwicklung mag auch noch auf einer anderen Hoffnung unter Investoren basieren.

Kaum fiskalischer Spielraum für neue US-Administration

Und diese Hoffnung an den Finanzmärkten basiert insbesondere auf den Versprechungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump, eine große Steuerreform auf den Weg zu bringen, die Regulierungsvorschriften in den USA drastisch zu beschneiden und bald die Verabschiedung eines Fiskal- und Infrastrukturprogramms auf den Weg zu bringen.

Doch warten wir lieber einmal den 15. März ab, um uns von der Seitenlinie aus anzuschauen, inwiefern der durch die Republikaner dominierte US-Kongress eine erneute Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA aufs recht Gleis zu bringen gedenkt. Allzu viel fiskalischer Spielraum bietet sich der Trump-Administration nicht, wie David Stockman jüngst ausführte.

Trotz allem werden derlei Perspektiven – ob nun umsetzbar oder nicht – selbstverständlich gerne an den internationalen Börsen gespielt. Dass muss noch lange nicht heißen, dass der heiße Zock auf eine sich aufhellende Wirtschaftszukunft, der auf eine Wiederbelebung des Wachstums in den USA setzt, auch tatsächlich aufgehen wird.

Doch kehren wir zurück zur Lage in den Schwellenländern. Die kletternden Kosten für die Rückzahlung der einst aufgenommenen Auslandsschulden werden viele der betroffenen Länder zusätzlich unter Druck setzen, und dies zu einem Zeitpunkt, zu dem die Staaten ihre Ausgaben eigentlich erhöhen müssten, um die heimische Wirtschaft am Laufen zu halten.

Auch der Internationale Währungsfonds und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zeigen sich besorgt ob der sich abzeichnenden Entwicklungen. Beim IWF wird intern bereits davon ausgegangen, dass es im Falle einer Verschlimmerung der Situation zu einer ganzen Reihe von Staaten-Bailouts durch die Washingtoner Institution kommen müsste. 

Nicht auszuschließen, so Kapitalmarktanalysten, dass es in der Welt schon bald viele, viele Griechenlands geben könnte, die einen Staatsbankrott nur dann vermeiden könnten, falls sich deren Regierungen zu einer vorbehaltlosen Kooperation mit dem IWF sowie internationalen Gläubigern bereit erklären würden.

Ausverkauf von Tafelsilber

Und was das letztendlich bedeutet, ließ sich am Beispiel Griechenlands in den vergangenen Jahren wunderbar beobachten. Wie dem südosteuropäischen Land könnte einer Vielzahl von zu stark überschuldeten Staaten die Bereitschaft zu einem Ausverkauf des Tafelsilbers durch die Gläubiger diktiert und aufoktroyiert werden.

Rentier-Ökonomie nennt sich so etwas. Wie sich eine solche Ausschlachtung auf die Lage und Lebenssituation der jeweiligen Bevölkerungen auswirken wird, ließ sich ebenfalls auf Basis der Entwicklungen in Griechenland über den Zeitraum der letzten Jahre sehr schön beobachten.  

Erhobene Daten seitens Jubilee Debt Campaign zeigen, dass sich die durchschnittlichen Kreditbeträge, die ausländischen Gläubigern in 122 Schwellen- und Entwicklungsländern geschuldet werden, in Relation zu den Staatseinnahmen dieser Länder von 6,7% im Jahr 2014 auf 9,7% im Jahr 2016 erhöht haben – und somit das höchste Niveau seit 2007 erreicht haben.

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