Dieser Eindruck verstetigte sich unter kritischen Beobachtern in den letzten Jahren vor allem immer dann, wenn zuvor angestellte Prognosen an die realen Begebenheiten nach unten angepasst und revidiert werden mussten. Sei´s drum, denn umso überraschter zeigen sich Beobachter nun aufgrund einer äußerst alarmierenden Warnung, die der IWF in seinem jüngst publizierten Bericht zur Stabilität an den Weltfinanzmärkten ausgesprochen hat.

Wortwörtlich heißt es in diesem Bericht, dass „der Weltwirtschaft enorme Herausforderungen ins Haus stehen, um den Ausbruch einer zweiten, großen Depression zu verhindern“. Es soll an dieser Stelle keineswegs unter den Tisch fallen, dass sich auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zuletzt ähnlich alarmierende Erklärungen abgegeben hat.

Ob das dieswöchige Jahrestreffen des IWF, das auf der indonesischen Insel Bali stattfindet, Lösungsansätze für ein Kitten der offenen Sollbruchstellen im internationalen Finanzsystem präsentieren wird, lässt sich bezweifeln. Angefangen bei Italien über China bis hin zu den Schwellenländern drohen Geschwüre aufzubrechen, die in den Jahren seit der Finanzkrise lediglich mittels einer Geldflutung der Finanzmärkte in Schach gehalten wurden.

Auch die BIZ warnte bereits davor, dass das Medikamentenkästchen leergefegt ist…

In vielen Schwellenländern befinden sich die Währungen abermals auf einer Talfahrt, welche der Asien-Krise in den 1990iger Jahren in nichts nachsteht. Der in den Vereinigten Staaten vom Zaun gebrochene Handelskrieg erweist sich neben den weltweit kletternden Zinsen und einem wieder erstarkten US-Dollar als zusätzliche Bedrohung für ein funktionierendes und globalisiertes Weltwirtschaftssystem.

Ende September warnte die BIZ davor, dass der Weltwirtschaft ein Rückfall in Zeiten des Untergangs der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 drohe. Die allgemeine Lage erweise sich weltweit als instabil. Zudem stünden den Zentralbanken kaum bis überhaupt keine Gegenmittel mehr zur Verfügung, falls es zu einem solchen Rückfall kommen sollte. Wörtlich hieß es, dass das Medikamentenköfferchen leer sei.

Im nun publizierten Jahresbericht des IWF zur Stabilität im Weltfinanzsystem wird in dasselbe Horn geblasen. Größtes Problem sei, so das Papier, dass Investoren rund um den Globus die Tatsache ignorierten, auf welch intensive Weise der Lehman-Schock aus dem Jahr 2008 noch immer auf die heutigen Ereignisse ausstrahle und nachwirke.

2008 wirkt noch nach…

Dies gelte vor allem im Hinblick auf die Kosten, die mit einer Abwendung des finanziellen „Weltuntergangs“ verbunden gewesen sind. Im Angesicht kletternder Zinsen ist es spätestens jetzt an der Zeit, sich über die Rückzahlungsmodalitäten ins Bild zu setzen. Laut IWF ist die staatliche Verschuldung im Angesicht von Mega-Bailouts in vielen Nationen auf dramatische Weise angestiegen.

Gleichzeitig seien finanzielle Polster und Rücklagen auf bedeutsame Weise abgeschmolzen, was es vielen Ländern erschwere, sich auf den nächsten Wirtschaftsabschwung vorzubereiten. Seit dem Lehman-Kollaps ist die Globalverschuldung auf mehr als $250 Billionen geklettert. Trotz steigender Zinsen befinden sich beispielsweise die Zinsen in den USA und Japan noch immer auf historisch sehr niedrigen Niveaus.

Und genau hierin findet sich einer der Gründe, warum es für Zentralbanken rund um den Globus – die EZB mit eingeschlossen – so schwierig sein wird, gegen den Ausbruch einer Folgekrise an den Weltfinanzmärkten anzukämpfen. Das Pulver wurde weitgehend verschossen. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die Politik in den letzten zehn Jahren wenig bis überhaupt nichts getan hat, um das System auf solidere Füßen zu stellen.

Vielmehr wurde an Krisensymptomen herum gedoktert - anstatt die Grundursachen beherzt anzugehen und zu beseitigen. Der IWF warnt zudem vor der Höhe der weltweit ausstehenden US-Dollar-Verschuldung. Insbesondere China und die Schwellenländer haben sich in den vergangenen zehn Jahren derart drastisch auf Basis des US-Dollars verschuldet, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt zu einer Zahlungsausfallwelle kommen müsse.

Asien besonders betroffen

Vor allem der asiatische Kontinent sieht sich hiervon betroffen. Die Währungseinbrüche in Indonesien, Indien und auf den Philippinen geben einen Vorgeschmack, was auch anderen Ländern der Region ins Haus stehen dürfte, wenn sich die Leistungsbilanz-, Handels- und Haushaltsdefizite ausweiten werden.

Der Handelskrieg zwischen den USA und China wird wohl sein Übriges dazu beitragen, um die Reflationsbemühungen in Japan zu torpedieren. Wahrscheinlich nicht umsonst warnte der IWF vor dem in dieser Woche stattfindenden Treffen auf Bali, dass das globale Wachstum ein Plateau erreicht habe. Aha! Aus der Vergangenheit wissen wir nur zu gut, was auf Ausbildung von solchen Plateaus folgte. Es empfiehlt sich, sich darauf einzustellen…

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