Wäre die Geschichte nicht so ernst, ließe sich fast mit Amüsement und Heiterkeit nach Japan blicken, wo das durch die Bank of Japan eigens gesetzte Inflationsziel von 2% in immer weitere Ferne zu rücken scheint.

Führen Sie sich vor Augen, welch massive Gelddruckorgie das Land in den vergangenen vier Jahren hinter sich gebracht hat. Dazu senkte die Bank of Japan ihren Leitzins zu Jahresbeginn auch noch erstmals unter die Schwelle von 0% - und somit in negatives Terrain.

Doch all diese Anstrengungen scheinen zu verpuffen. Darauf weisen neue Daten der Bank of Japan hin, welche die Inflationserwartungen in der breiten Bevölkerung messen. Laut jüngster Umfrage unter Privathaushalten sind die Inflationserwartungen auf ein 4-Jahres-Tief gefallen. 

Gleichzeitig sanken die Inflationserwartungen in Q3 das fünfte Quartal in Folge. Immer mehr Beobachter gelangen nun zu der Ansicht, dass weder die anhaltend massive Gelderzeugung noch Negativzinsen zu einer Ankurbelung der stagnierenden Wirtschaft Japans beitragen.

Lag das Verhältnis unter jenen befragten Privathaushalten, die mit einer anziehenden Inflation in der Zukunft rechneten, im zweiten Quartal noch bei 72,4%, so ist dieser Wert zum Ende des dritten Quartals auf 65,1% gesunken – und somit auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2012.

Dies hatte nach dem Beginn der massiven Gelderzeugung durch die Bank of Japan noch ganz anders ausgesehen. Bis in den April 2013 hinein kletterten die Inflationserwartungen unter den japanischen Privathaushalten zum Teil beträchtlich.

Doch seit dem genannten Zeitpunkt ging es dann auch schon wieder beständig abwärts. Mehr und mehr Analysten warnen mittlerweile davor, dass die bislang in der Historie ungesehenen Maßnahmen der Bank of Japan nur einen temporären Effekt gehabt hätten.

Falls dem tatsächlich so wäre, stellt sich doch nun automatisch die Frage, wie es an der Front der japanischen Geldpolitik weitergehen soll?! Wer einen Blick auf jüngst publizierte Daten aus Japans Unternehmenssektor wirft, dürfte noch skeptischer dreinblicken.

Denn eine große Mehrheit der Unternehmen erhöht die Preise – wie vielerorts erhofft – nicht, sondern senkt die eigenen Preise aufgrund einer teils extrem schwachen Nachfrage weiter. In einem solchen Umfeld, das nach wie vor durch deflationäre Kräfte beherrscht wird, läuft die Bank of Japan Gefahr, bald nackt und ohne Kleider dazustehen.

Weiter sinkende Inflationserwartung - Geldpolitik vor Offenbarungseid

Und deshalb ist es kaum verwunderlich, dass Analysten mehrheitlich damit rechnen, dass die Bank of Japan ihren Inflationsausblick spätestens im Rahmen der nächsten Zinssitzung erneut senken dürfte.

Offenbar wird, dass die jahrelange Gelderzeugung der Bank of Japan (im direkten Vergleich zwischen den beiden Wirtschaftsleistungen Japans und den USA dreimal so stark wie jene der Federal Reserve) versagt hat.

Die seit mehr als zwei Dekaden in der Deflation steckende Wirtschaft Japans blickt nun aber auf einen astronomischen Schuldenberg, der größtenteils aufgrund von exzessiven und mittel- bis langfristig versagenden Maßnahmen in der Wirtschaftsstimulierung mit aufgebaut wurde.

Welche Bedingungen in der japanischen Wirtschaft zurzeit herrschen, zeigt eine separate Umfrage zum Wirtschaftsvertrauen unter privaten Haushalten. Dieser wichtige Index pendelte im Monat September bei einem Wert von -23,1 Punkten.

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