Dass sich am bestehenden Immobilienmarktfinanzierungssystem in den Vereinigten Staaten seit Ausbruch der globalen Finanzkrise kaum etwas bis überhaupt nichts geändert hat, hatte ich Ihnen anhand einer Reihe von Beispielen in meiner Berichterstattung zu diesem Thema wiederholt zu verdeutlichen versucht.

Fannie und Freddie machen staatlich subventioniert ihre alten Geschäfte

Die auf dem Höhepunkt der Finanzkrise quasi-verstaatlichten Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac wurden zwar unmittelbar vor deren Kollaps mittels Abgabe einer expliziten Garantiegewährung seitens der Washingtoner Bundesregierung am Leben erhalten.

Beide Institutionen sahen sich in den vergangenen Jahren also weiterhin dazu in der Lage, den Löwenanteil der durch Geschäftsbanken vergebenen Häuserdarlehen aufzukaufen, um diese Kredite in der Folge zu bündeln und in Form von verbrieften Anleihen (MBS-Papiere) an Investoren rund um den Globus zu verkaufen.

Die Quasi-Verstaatlichung der beiden Hypothekenriesen erfolgte im Jahr 2008 unter einem massiv wachsenden Druck seitens Auslandsinvestoren, darunter allen voran China, die einen Teil ihrer Ersparnisse neben amerikanischen Staatsanleihen vor allem auch in MBS-Papiere investiert hatten.

Um des Friedens willen beruhigte die FED Investoren aus China und Japan

Hätte sich die US-Regierung auf dem Höhepunkt der Finanzkrise anders entschieden, hätte es durchaus im Bereich des Möglichen gelegen, dass die politischen und wirtschaftlichen Spannungen in der Welt damals in einer Weise zugenommen hätten, die den Globus an den Rand eines Krieges hätten versetzen können.

Nicht von ungefähr entschied sich die Federal Reserve im Angesicht von deren Erstauflage des QE-Programms im Jahr 2009 unter anderem auch für einen massiven Ankauf von MBS-Papieren. Schließlich sollten Auslandsinvestoren wie Chinesen oder Japaner beruhigt werden, um die politischen Beziehungen im Angesicht der Krise in ein seichteres Fahrwasser zu überführen.   

Um Amerikas Häusermärkte nach deren dramatischen Absturz wieder anzukurbeln, hatte sich die Administration von Präsident Barack Obama zudem eine Reihe von Maßnahmen einfallen lassen. In erster Linie wurde die Federal Housing Administration (FHA) als Kreditgeber an den Immobilienmärkten ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gerückt.

Vorstandsmitglied der FED: Der kritische Wendepunkt ist erreicht

Die FHA füllte ab dem Jahr 2010 praktisch die Bresche aus, die Fannie, Freddie & Co. im Zuge der Zusammenbruchkrise an Amerikas Häusermärkten hinterlassen hatten. Dass die abermalige Vergabe von höchst fragwürdigen Häuserdarlehen in diesem Zuge einmal mehr ins Rampenlicht der Öffentlichkeit rückte, hatte ich bereits damals zum Thema gemacht.

Nun ist es niemand anderes als Fed-Boardmitglied Jerome Powell, der vor immanenten Risiken an den US-Häusermärkten warnt, für die Amerikas Steuerzahler gegebenenfalls ein weiteres Mal einstehen müssten. Laut Powell würden die amerikanischen Häusermärkte noch immer durch staatlich garantierte Regierungsagenturen dominiert.

Im Rahmen einer in der vergangenen Woche in Washington abgehaltenen Konferenz des American Enterprise Institute bezeichnete Powell die vorherrschende Situation an Amerikas Immobilienmärkten „als nicht nachhaltig“.

Vielmehr befände sich Amerika an einem sehr kritischen Wendepunkt. Powell wies darüber hinaus darauf hin, dass ein Moment erreicht sei, an dem Washington endlich politisch handeln müsse.

Mächtiger Einfluss der Immobilienmogule verzögert Reformen

Wie in der Vergangenheit berichtet, wird in der Hauptstadt Washington nun bereits seit Jahren über eine vollumfängliche Reform der amerikanischen Häusermärkte debattiert. Dabei ist es jedoch auch geblieben. Echte Fortschritte wurden bis zum heutigen Tage nicht erzielt.

Als zu groß scheint sich der politische Einfluss der Immobilienakteure – und hier vor allem unter hochrangigen Mitgliedern von staatlich garantierten Hypothekenagenturen wie Fannie Mae, Freddie Mac oder der FHA – zu erweisen, um echte Reformen an Amerikas Häuser- und Immobilienmärkten durchzusetzen.

Hierbei handelt es sich um eben jenen Punkt, auf den ich Sie in den vergangenen Jahren stets hinzuweisen versucht hatte. Irgendwann dürfte ein „Point of no return“ erreicht sein, an dem das gesamte System zu desintegrieren droht – und ab dem durch die Washingtoner Regierung abgegebene Garantien unter Umständen ihren Dienst versagen werden.

Noch ist es zwar nicht so weit, doch es ist aus meiner Sicht interessant, dass sich mit Jerome Powell nun selbst ein hochrangiges Mitglied der Federal Reserve in dieser Weise öffentlich zu diesem brisanten Thema geäußert hat.

Am systemischen Risiko hat sich nichts geändert

Laut Powell habe sich an der vorherrschenden Situation in den USA seit dem Überwinden des Höhepunkts der Finanzkrise nichts geändert. Denn noch immer gingen von den Immobilien- und Häusermärkten Amerikas weitläufige systemische Risiken aus, so Powell weiter.

Dies läge vor allem daran, dass sich in den USA vergebene Hypothekenkredite nach wie vor in den Portfolien der beiden quasi-verstaatlichten Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac konzentrierten.

Finanzminister Mnuchin will jetzt mal durchgreifen

Der neue US-Finanzminister Steven Mnuchin hatte eine Generalüberholung und Reform der Hypothekenriesen an Amerikas Immobilienmärkten erst jüngst zu einer Top-Priorität erklärt.

Laut Mnuchin sei es Aufgabe des Kongresses, nach einer über Jahre verschleppten Reform endlich aufs Gaspedal zu drücken, um die von Fannie und Freddie ausgehenden Gefahren und Risiken gesetzlich zu entschärfen.

Tatsache ist, dass die auch weiterhin überragende Rolle des Staates an den amerikanischen Häuser- und Immobilienmärkten mit dazu beiträgt, die Steuerzahler des Landes erheblichen Risiken auszusetzen, die sich in der Zukunft anhand von weiteren Bailouts zugunsten von heimischen Banken und Finanzinstitutionen zu manifestieren drohen.

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