CNBCs Jim Cramer gibt sich davon überzeugt, dass Trading-Algorithmen für die Abstürze an den Aktienmärkten verantwortlich zeichnen. Echt jetzt, Jimmy? Na, da hast Du ja mal eine echte Sternstunde gehabt, um von ganz allein auf diesen Gedanken zu kommen.

Die Realität an der Börse hat nichts mehr mit den Ursprüngen zu tun!

Börsen und Aktienmärkte als Handelsplätze zu bezeichnen, ist in der heutigen Zeit per se schon eine regelrechte Verzerrung, da es wohl eher Zockerbuden und Spekulationscasinos heißen sollte.

Ich weiß nicht, aber wenn ich mal dazu komme, mit Leuten zu sprechen, die selbst Firmen leiten, so höre ich seit mehreren Jahren ziemlich oft den folgenden Satz: „Glaubst Du ich wäre so bescheuert, um uns an der Börse listen zu lassen?“

Tja, die vierteljährlichen Quartalsergebniserwartungen, die Gewissheit, die eigene Firma zu einem Spielball von Zockern und Hedgefonds avancieren zu lassen und der immense Druck, der damit verbunden ist, scheinen vielerorts nicht mehr allzu sexy anzumuten.

Früher war die Börse einmal dazu da, wachstumsorientierten Unternehmen Kapital zu verschaffen, um wirtschaftliche Innovationen voran zu bringen. Wer tut sich das heute schon noch aus freien Stücken an?

Besser spät als nie

Als es am Dienstag zum 800-Punkte-Absturz des Dow Jones Index gekommen war, staunten manche Beobachter nicht schlecht, die ihrer Kundschaft bis dahin doch noch immer versucht hatten, das Einsetzen einer baldigen Jahresendrallye schmackhaft zu machen.

Jim Cramer hat einen Blitzeinfall, den rapiden Kurssturz auf das Emporkommen der Maschinen und Algorithmen schiebend. Kurz zuvor war Jimmy noch der Ansicht, dass solche Kursstürze durch „vollkommene Idioten“ ausgelöst worden seien.

Na ja, es ist ja gewiss eine gute Sache, wenn selbst Leute wie Jim Cramer ihrer Klientel mal eine Ansage in der Richtung machen, dass High Frequency Trading die Stabilität an den Finanzmärkten bedroht.

Persönlich denke ich seit einiger Zeit, es ist besser, spät aufzuwachen, als nie. Dass ein Großteil dieser HFT-Systeme mit den Futures-Märkten korreliert, verstärkt dann etwaige Bewegungen selbstverständlich noch, wodurch sich die Volatilität bedeutsam erhöht.

Selbst inverse Zinskurve spielt nur noch eine Nebenrolle

Dass es mittlerweile zu der meinerseits und seitens unserer CK*Wirtschaftsfacts-Gastautoren lange an die Wand gemalten Ausbildung einer „inversen Zinskurve“ in den Vereinigten Staaten gekommen ist, spielt dabei augenscheinlich nur noch eine Nebenrolle.

Cramer ist der Meinung, dass Algorithmen auf Verkaufssignale reagiert hätten, nachdem die kurzfristigen die langfristigen Zinsen in den USA übertrumpften. Denn historisch betrachtet hat es kaum jemals ein sichereres Rezessionswarnsignal in den Vereinigten Staaten gegeben als die Ausbildung einer inversen Zinskurve.

Laut Cramer nutzten heutzutage vor allem derart viele Hedgefonds dieselben Algorithmen – und somit dieselben Programme –, dass es schlichtweg nicht genug Investoren am Markt gäbe, die dazu bereit seien, die andere Seite des Trades einzugehen. Ja, übersetzt lässt sich sagen, dass HFT-Systeme das Herdenverhalten an den Börsen also noch dramatisch verstärkt haben.

Cramer fragt deshalb aus meiner Sicht zu Recht:

„Wenn wir alle wissen, dass Aktien aufgrund von bestimmten Auslösern im Kurs fallen, wer zum Teufel zeigt sich dann überhaupt noch bereit dazu, Aktien in solchen Situationen zu kaufen? Niemand ist mutig genug, um sich den geballten HFT-Systemen und deren Algorithmen entgegen zu stellen.“

Okay. Alles eigentlich Schnee von gestern. Interessant wird es lediglich sein, die Panik zu beobachten, die eine solche Entwicklung ab einem bestimmten Zeitpunkt auszulösen droht. Aber sprachen wir darüber nicht bereits zur Genüge? Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, sich zu wiederholen.

Es sei Ihnen allen ein schöner Abend gewünscht!

Ihr,
Roman Baudzus

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