Der sino-amerikanische Handelskrieg lastet wie ein Kilo Blei auf China. Das chinesische Wachstum hat sich im dritten Quartal offiziell auf sechs Prozent abgeschwächt. Die Wachstumsdaten fielen damit noch schwächer als erwartet aus und entsprechen der geringsten Wachstumsrate seit dem Jahr 1992.

Deutlicher Abschwung in China lastet auf der Weltwirtschaftsentwicklung

Dieses Quartalswachstum von sechs Prozent repräsentiert einen scharfen Abschwung in Relation zu den 6,8 %, die China noch im ersten Quartal 2018 registriert hatte. Das Wachstum im Reich der Mitte liegt zwar noch immer weit über jenem in den Industrienationen, ist im Vergleich zu Chinas in der Vergangenheit generiertem Wirtschaftswachstum und bezüglich der allseits existierenden Erwartungen jedoch nur sehr schwach.

China ist mittlerweile – hinter den Vereinigten Staaten – die zweitgrößte Ökonomie der Welt und produziert über 16 % des globalen Ausstoßes. Ein Rückgang von 0,5 % im Bereich der chinesischen Produktion minimiert das globale Wachstum um 0,08 %, was ins Gewicht fällt, wenn man berücksichtigt, dass das Weltwirtschaftswachstum unter Bezugnahme auf den IWF im laufenden Jahr nur noch bei drei Prozent liegen wird.

Ohne das „Aufhübschen“ der Zahlen & dem sinnlosen Aufbau von Geisterstädten läge das Wachstum deutlich tiefer

Wichtiger noch ist aus meinem persönlichen Blickwinkel die Tatsache, dass das chinesische Wachstum fast immer überhöht ausgewiesen wird. Ein Anteil von rund 45 % des chinesischen BIPs basiert auf „Investitionen“ (im Vergleich zu jenen 25 %, die für Industrienationen typisch sind).

Doch die Hälfte dieser Investitionen werden in China für unnütze Projekte und den Bau von Geisterstädten verschwendet, die keine Erträge abwerfen werden. Falls diese Verschwendung im Bereich der Investitionen vom chinesischen BIP-Wachstum in Abzug gebracht würde, läge Chinas aktuelle Wachstumrate bei nicht mehr als 5,8 %.

Andere notwendige Anpassungen, die aus einer kontinuierlichen Ignoranz von faulen Schulden sowie der „Aufhübschung“ von offiziell verlautbarten Daten und Zahlen resultieren, würden das chinesische Wachstum stärker in Richtung von vier Prozent oder gar weniger rücken. Die chinesische Wirtschaft entspricht einem Kartenhaus.

China - best case: Rezession – worst case: weitreichende Finanzpanik

Selbst offizielle Regierungsdaten deuten mehr und mehr darauf hin, dass es sich im Fall dieser Annahme um die Wahrheit handelt. Das aus Chinas Sicht beste Szenario wäre eine Rezession. Das aus Chinas Sicht schlimmste Szenario wäre eine weitreichende Finanzpanik. China ist dabei, den sino-amerikanischen Handelskrieg und den damit einhergehenden Propagandakrieg zu verlieren.

Inzwischen zeigen sich Risse im Fundament des Gebäudes. All dies sind aus Investorensicht gute Gründe, um sich von China fernzuhalten. Die Nachrichtenlage mag aus Chinas Sicht schlecht sein. Doch aus Sicht von US-Präsident Donald Trump gestalten sich fast alle Dinge – trotz der jüngsten Amthebungspossen der Demokraten – sehr erfreulich.

Clinton gewann die Wahl, weil er sich auf die Wirtschaft konzentrierte

Die wirtschaftliche Entwicklung wird der ausschlaggebende Faktor im Hinblick auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr sein. Bill Clintons Wahlkampagne hatte sich im Jahr 1992 den Schlachtruf „It’s the economy, stupid.“ zu eigen gemacht.

Dieser Schlachtruf verfolgte das Ziel, die Wahlkampagnenhelfer Clintons beständig daran zu erinnern, das eigene Augenmerk fast ausschließlich auf die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft zu legen.

Bill Clinton musste damals wie aus dem Nichts emporsteigen, um auf Seiten der Demokraten zum Präsidentschaftskandidaten zu avancieren. Interessant war ein Herausforderer dieser Art, der den damaligen Amtsinhaber George H. W. Bush, der sich um seine Wiederwahl bemühte, allemal.

Bushs Zustimmungswerte lagen im Jahr 1991 bei über 90 %, nachdem er als Oberbefehlshaber Amerikas eine erfolgreiche Kampagne leitete, um Saddam Hussein aus Kuwait zu vertreiben. Aus Sicht des Wahljahrs 1992 sah es fast unmöglich aus, Bush diese Wiederwahl zu nehmen. Hierin lag einer der Gründe, warum es auf Seiten der Demoraten zahlenmäßig nur wenige Herausforderer gab.

Doch George H. W. Bush hatte eine Achillesferse –namentlich die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft. Die Vereinigten Staaten durchliefen von Juli 1990 bis März 1991 eine recht milde Rezession. Doch die darauf einsetzende Erholung der US-Wirtschaft erwies sich als schwach.

Die meisten Amerikaner wurden das Gefühl nicht los, dass unser Land sich auch über den Verlauf des Jahres 1992 noch immer in der Rezession befand, obwohl die Rezession aus technischer Sicht zu diesem Zeitpunkt schon lange beendet war. Die Arbeitsmärkte erweisen sich traditionell als nachlaufender Indikator.

Viele Arbeiter, die im Zuge der Rezession im Jahr 1991 ihre Jobs verloren hatten, hatten im Jahr 1992 noch immer keine neue Anstellung oder Arbeit gefunden. Clintons Wahlstratege, James Carville, verstand, dass die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen wichtiger war als Triumphe in der Außenpolitik.

Er drängte Clinton aus diesem Grunde dazu, dessen Wahlkampagne voll und ganz auf die wirtschaftliche Situation im damaligen Amerika auszurichten – und Clinton ging als Sieger vom Platz.

Wenn es zu keiner Rezession kommt, ist eine 2. Amstzeit üblich

Tatsache ist, dass amtierende Präsidenten, die sich um eine zweite Amtszeit bewerben, fast immer eine Wiederwahl gewinnen, solange es zum Ende von deren ersten Amtszeit nicht zum Ausbruch einer Rezession kommt.

Es ist eben jener Tatsache geschuldet, die sowohl H. W. Bush als auch Jimmy Carter ihre Widerwahl kostete. Andernfalls erweist es sich aus Sicht von amtierenden Präsidenten als relativ leicht, eine zweite Amtszeit zu ergattern. Die gute Nachrichte aus Sicht Trumps leitet sich daraus ab, dass er sich in die Position all jener nach einer zweiten Amtszeit strebenden Präsidenten einpasst.

Prognose von Moody´s: Chancen von Trump stehen gut – wenn er eine Rezession verhindern kann...

Eine kürzlich veröffentlichte Prognose der Ratingagentur Moody’sgeht davon aus, dass Donald Trump bis zu 351 Wahlmännerstimmen (und nur 270 Wahlmännerstimmen sind notwendig, um Präsident zu werden) im nächsten Jahr auf sich vereinen wird . Die Analyse von Moody’s basiert auf einer Betrachtung der Wirtschaftsentwicklung in den einzelnen Bundesstaaten sowie historisch-traditionellen Wahlmustern.

Es sieht aktuell danach aus, als ob Trump alle wichtigen Swing States (Pennsylvania, Ohio, Florida, Michigan, Wisconsin) für sich gewinnen und selbst Bundesstaaten auf seine Seite ziehen wird, die im Wahljahr 2016 damals noch an dessen Herausfordererin Hillary Clinton gegangen waren (Minnesota, New Hampshire, Virginia).

Momentan erweckt es den Eindruck, als ob Trump ein historischer Sieg über das gegnerische politische Lager ins Haus stehen könnte – solange er den Ausbruch einer Rezession in den Vereinigten Staaten wird vermeiden können.

Ihr Jim Rickards

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2019 James Rickards / The Daily Reckoning / Agora Publishing

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