Die letzten Monate haben sich aus Sicht von vielen Währungshändlern als schmerzhaft erwiesen. Die großen den internationalen Handel dominierenden Fiat-Währungen wie der US-Dollar, der Euro, der japanische Yen, der Schweizer Franken und das britische Pfund weisen keine bedeutsamen Zinsunterschiede mehr auf.

Vielmehr liegen die durchschnittlichen Zinsdifferenzen in einem Cluster von zwischen null und -0,5 Prozent, was Händler und Spekulanten zu keinen großen Carry Trades oder anderen Bewegungen von Bedeutung mehr veranlasst.

Weltwährungsmärkte: Das Vertrauen schwindet zusehends

Die amerikanische Großbank JPMorgan warnt allerdings davor, dass es hinsichtlich des Investorenvertrauens in die weltweit dominierenden Papierwährungen in Zeiten von sowohl Rekordbudgetdefiziten wie auch einer bereits vor Krisenausbruch extrem hohen Verschuldung in allen Bereichen zu Sorgenfalten mit Blick auf die langfristige Entwicklung an den Weltwährungsmärkten geführt hätte.

Einmal mehr seien Besorgnisse über potenzielle Staatsschuldenausfälle in Europa und ein finanziell unverantwortliches Verhalten in vielen anderen Weltregionen in das Zentrum der Diskussionen gerückt.

Gold nähert sich in Relation zu den „starken“ Währungen seinem Allzeithoch

Hierin könnten sich Gründe finden, weswegen der Goldpreis zuletzt neue Allzeithochs gegenüber dem Euro, dem Yen, dem Pfund-Sterling, dem Schweizer Franken und dem US-Dollar ausgebildet beziehungsweise sich diesen angenähert hat. In Relation zum US-Dollar, der Weltreservewährung, sind es aktuell gerade noch rund neun Prozent, die den Goldpreis von seinem im Jahr 2011 ausgebildeten Allzeithoch bei 1.921 USD pro Feinunze trennen.

JPMorgan vermag in dieser Entwicklung keinen bevorstehenden Ausbruch einer US-Dollar-Krise, ausgelöst durch ein massives Anwerfen der elektronischen Gelddruckerpresse durch die Federal Reserve samt billionenschweren Fiskaldefiziten der US-Regierung in Reaktion auf die heutige Krise, sondern vielmehr ein allgemein erodierendes Vertrauen in durch Noten- und Zentralbanken generiertes Geld zu erkennen.

US-Dollar bleibt auf absehbare Zeit der Einäugige unter den Blinden

Aus Sicht der anhaltend angespannten Situation an den Eurodollar-Märkten, an denen der Run auf US-Dollars ungebrochen hoch ist, lässt sich dieses durch JPMorgan gezogene Fazit durchaus nachvollziehen. Denn (noch) findet keine Flucht aus dem US-Dollar statt. Vielmehr haben viele Unternehmen und Staaten rund um den Globus große Probleme dabei, ihre US-Dollar-Nachfrage zu befriedigen.

An den Fiat-Währungsmärkten wird der US-Dollar auf absehbare Zeit also einäugiger König unter Blinden bleiben. Bei JPMorgan scheint man sich im Angesicht der Entwicklungen wohl auch einige Sorgen darüber zu machen, was geschehen würde, falls unsere gesamte Welt einer „Chinaisierung“ ins Auge blicken würde.

Seit dem Überwinden der globalen Finanzkrise hing nahezu das gesamte Wachstum der chinesischen Wirtschaft von einer Flutung der heimischen Ökonomie mit noch mehr Krediten und Schulden ab. Das Resultat? Eine extreme Anhäufung von Fehlinvestitionen samt einer permanent drohenden Zahlungsausfallwelle an den Kreditmärkten.

Immer mehr Stimulus im Verhältnis zum erzeugten Wachstum nötig

Und in der Tat weist inzwischen auch eine Vielzahl an namhaften Investoren auf den Umstand hin, dass eine anhaltende Geldflutung einzelner Wirtschaftsräume Notenbanken vor das Dilemma stelle, darniederliegende Wirtschaften auf diese Weise nicht mehr ausreichend stimulieren zu können. Es müsse immer mehr Geld gedruckt und ins System gepumpt werden, um den gleichen Wachstumseffekt zu erzielen – wenn überhaupt.

Nachdem die Zahlungsausfälle in den USA inzwischen auf ein Sechs-Jahres-Hoch geklettert sind und namhafte Unternehmen wie J.C. Penney, Neiman Marcus oder Hertz Insolvenz beantragt haben, lässt sich davon ausgehen, dass diese Zahlungsausfallwelle erst an ihrem Beginn steht. Insbesondere an den gewerblichen Immobilienmärkten sieht es mittlerweile – wie berichtet – ganz düster aus.

Auch Goldman der Meinung: Zahlungsausfallwelle geht gerade erst los

Auch Goldman Sachs ist diese Entwicklung nicht verborgen geblieben. Laut eines gestern publizierten Berichts von Goldman heißt es, dass die Bedenken an den Kreditmärkten über die Zahlungsfähigkeit von Kreditnehmern zuletzt dramatisch zugenommen hätten – und damit auch die implizierten Risiken bezüglich der allgemeinen Erwartungen zur Aufrechterhaltung der Finanzstabilität.

Bei Goldman wird davon ausgegangen, dass deutlich zunehmende Insolvenzen, Säumnisse und Zahlungsausfälle auf den Beginn einer massiven Zahlungsausfallwelle schließen ließen. Beispielsweise sei die Verschuldung an den Unternehmensmärkten im Nicht-Bankensektor seit dem Jahr 2011 um 60 Prozent gestiegen, um kürzlich auf ein neues Rekordhoch in Relation zum BIP zu klettern.

Der extreme Absturz in vielen Industriezweigen habe zu einer Implosion der Einnahmen und Erträge unter vielen Unternehmen geführt, die nun unter negativen Cashflows litten. Resultat seien zunehmende Insolvenzen und ein an Fahrt aufnehmender Zahlungsausfallzyklus.

Entgegen der globalen Finanzkrise warnt Goldman Sachs zudem davor, dass dem aktuellen Abschwung ein einzigartiges Attribut zuteilwerde. Es handele sich hierbei um die Vielzahl von Industriesektoren auf der ganzen Welt, welche der globalen Pandemie nahezu wehrlos ausgesetzt seien.

Goldman weiter: Ölindustrie & Gewerbeimmobilien mit am stärksten gefährdet

Zu den weltweit am stärksten bedrohten Industrien gehörten laut Goldman die Ölindustrie, die im internationalen Vergleich auch auf die mit höchste Anzahl an ausstehenden (Junk-)Bonds blickt. Auch der Bereich der Gewerbeimmobilien, in dem sich immer mehr Geschäftsinhaber und Einzelhändler nicht mehr dazu in der Lage sähen, ihre Mieten weiter zu bezahlen, gehört hierzu.

Stabilität des Bankensystems hängt von Krisenlänge ab, Lage unübersichtlich – doch die Fed wird’s schon richten…

Eine Gefährdung der Stabilität des Bankensystems hinge letzten Endes davon ab, wie lange die aktuelle Krise zeitlich anhalten wird. Gleichzeitig habe sich ein guter Teil der Kredit- und Darlehensvergabe von kommerziellen Geschäftsbanken auf zahlreiche Anbieter im Nicht-Bankengewerbe verlagert. Auf diese Weise werde es immer schwieriger, die sich hieraus ableitenden Risiken und Gefahren zu evaluieren.

Die Federal Reserve werde aus Sicht der USA Gewehr bei Fuß stehen, um die finanzielle Not im heimischen Unternehmenssektor durch eine Ausweitung ihrer Bondankäufe zu lindern, so Goldman.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge, der inhaltlich durch Roman Baudzus ergänzt wurde.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Wie sich gerade zeigt, sind diese Bondankäufe mit Blick auf den Autovermieter Hertz nicht von Erfolg gekrönt gewesen, nachdem die Firma nun einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 eingereicht hat. Fakt ist, dass die Fed auf sehr stark im Kurs gesunkenen Bonds sitzenbleiben wird. Hertz wird gewiss nicht das einzige Unternehmen sein und bleiben, aus dessen Sicht der Fed teils hohe Abschreibungen drohen.

Der Goldpreis reagiert entsprechend auf diesen Irrsinn an der Front eines Missbrauchs der elektronischen Gelddruckerpressen (das Bilanzbuch der Fed hat die Schwelle von sieben Billionen US-Dollar erreicht), um den inneren Kaufkraftverlust von Fiat-Papierwährungen adäquat widerzuspiegeln. Am Ende dieses Dramas wird /muss es zu einer internationalen Währungskrise kommen, nach deren Ablauf an einer Währungsreform kein Weg mehr vorbeiführen wird.

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