Ich frage mich, ob der jemand, aus dessen Feder die „Rede zu den Entbehrlichen“ stammte, den Versuch unternommen haben mag, Trump zu beschämen, um im Umkehrschluss auch unser ganzes Land zu brüskieren, oder ob sich dieser Redenschreiber dermaßen durch die neokonservative Arroganz und Hybris euphorisiert sieht, so dass dieser Redenschreiber schlichtweg blind in Bezug auf die enormen Widersprüche ist, die aus der jetzigen Rede Trumps in so vielen Punkten förmlich herausstechen.
Verfehlte Selbstreflektion und verschobene Tatsachen
Ich werde mich nicht allen Punkten widmen, doch einige aus meiner Sicht wichtige Beispiele herauspicken. Trump pochte in seiner Rede vor der UNO darauf, wie sehr die Vereinigten Staaten von Amerika sowohl die staatliche Souveränität einer jeden Nation in dieser Welt als auch den freien Willen der Menschen in diesen Staaten respektierten.
Ferner schlug sich Trump selbst dafür auf die Schulter, dass die USA trotz ihres immensen Militärapparates anderen Nationen niemals den eigenen Willen aufzudrängen beabsichtigten. Was haben sich Trump und dessen Administration im Angesicht von solchen Aussagen gedacht? Oder sind diese Leute überhaupt dazu in der Lage zu denken und ihr Gehirn zu benutzen?
Wie verhält es sich damit unter Bezugnahme auf Ex-Jugoslawien/Serbien, Afghanistan, den Irak, Libyen, Somalia, Ägypten, Syrien, den Jemen, Pakistan, die Halbinsel Krim, die Ukraine, Venezuela, Honduras, Ecuador, Bolivien, Brasilien, Argentinien, um an dieser Stelle nur einmal einige wenige Nationen namentlich zu benennen, die im 21. Jahrhundert Ziel von US-Militärattacken, anvisierten Regierungsumstürzen oder einer Entfernung von unliebsamen Politikern, die sich dem US-Willen nicht unterwerfen wollten, geworden sind???
Sanktionen und Drohungen - Respekt sieht anders aus
Ist es ein Zeichen von Respekt im Hinblick auf die Anerkennung der staatlichen Souveränität von anderen Nationen, wenn diese dazu gezwungen werden, die durch die Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber Russland, dem Iran, China, Nordkorea und Venezuela verhängten Sanktionen zu unterstützen?
Ist es ein Zeichen von Respekt im Hinblick auf die staatliche Souveränität von Nationen, wenn gegen diese Sanktionen verhängt werden? Wenn es sich dabei nicht um den Versuch einer Durchsetzung von eigenen Interessen und einem gewaltsamen Aufzwingen des Willen Washingtons gegenüber diesen Nationen handelt, als was ließe es sich sonst bezeichnen?
Ist es ein Zeichen von Respekt, andere Nationen darüber in Kenntnis zu setzen, dass, solange deren Führungen nicht tun, was wir ihnen sagen, „wir sie in die Steinzeit zurückbomben werden“?
Der blanke Hohn: Trump kritisiert Menschenrechtsverletzungen
Ich hörte Trump sich darüber beschweren, dass die UN-Menschenrechtskommission über Mitgliedsstaaten verfüge, welche die schlimmste Menschenrechtsbilanz in unseren Lebzeiten aufwiesen. Ich fragte mich, ob Trump hier über die Vereinigten Staaten von Amerika sprach und schwadronierte.
Klar und deutlich wird, dass Donald Trump, die Redenschreiber, das Außenministerium, der Nationale Sicherheitsrat, die amerikanische UN-Botschafterin und in der Tat die gesamte US-Regierung nicht darüber nachzudenken in der Lage scheinen, dass das endlose Schlachten, die Verstümmelungen, das Verwaisen von Kindern, die Transformation von Ehefrauen in Witwen und die anhaltende Vertreibung von Millionen von Menschen aus deren angestammter Heimat in vielen Nationen dieser Erde Massen von Flüchtlingen produziert, was per se mit einer groben Verletzung der Menschenrechtsbestimmungen einhergeht.
Unfassbare Arroganz: Weitere Forderungen und Drohungen folgten auf den Fuß
Die durch Trumps Rede vor der UNO an den Tag gelegte Arroganz ist unfassbar. Nach einer langen Litanei, laut der Amerika jedermann in der Welt respektiere, stellte Trump im Anschluss Forderung um Forderung und setzte damit fort, eine Drohung nach der anderen folgen zu lassen, was insbesondere im Hinblick auf die staatliche Souveränität des Irans und Nordkoreas galt.
Gleichzeitig forderte Trump die versammelten Mitglieder der Weltgemeinschaft auf, ihm und seinen Vorhaben Rückendeckung zu verschaffen. Keines der beiden Länder erweist sich als Bedrohung für die Vereinigten Staaten. Anders als die USA und Israel, sah sich Nordkorea seit dem Jahr 1953 nicht mehr in einen Krieg verwickelt. Der letzte durch den Iran geführte Krieg geht auf das Jahr 1980 zurück, in dem das Land durch den Irak angegriffen wurde.
Nordkorea und der Iran im Fokus weiterer Drohungen und Lügen
Insbesondere Nordkorea und der Iran sehen sich permanent im Fokus der durch Washington ausgesprochenen Drohungen. Im Rahmen seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung drohte Trump Nordkorea mit einer „totalen Zerstörung“. Gleichzeitig verbreitet Washington mehr Lügen über den Iran, um zukünftige Militäraktionen zu rechtfertigen.
Lassen Sie mich Ihnen an dieser Stelle einmal ein Beispiel dafür präsentieren, auf welche Weise sich der ehemalige US-Außenminister Colin Powell ausdrückt, wenn es darum geht, wie gewissenhaft Washington über die Angelegenheiten von anderen Leuten nachdenkt:
„Wir glaubten zu wissen, was in Libyen geschehen würde. Wir glaubten zu wissen, was in Ägypten geschehen würde. Wir glaubten zu wissen, was im Irak geschehen würde. Und wir haben uns geirrt. In jeder dieser Nationen gilt es zu bedenken, dass es dort eine gewisse Grundstruktur gibt, welche dazu beiträgt, die lokalen Gesellschaften zusammenzuhalten. Und wie wir – insbesondere im Fall Libyens – lernen mussten, bricht solch eine Nation komplett auseinander, wenn dessen politische Führung gestürzt und entthront wird. Was daraus erwächst, ist heilloses Chaos.“
Vom „Krieg gegen den Terror“ verursachtes Chaos und Elend gilt als „Kollateralschaden“
Es ist eben jene Handlungsweise, die Washington permanent verfolgt. Diese Handlungsweise verursacht Chaos und Elend für Dutzende Millionen von Menschen auf diesem Planeten und zerstört sowohl deren Leben als auch die Zukunftsperspektiven von deren Nationen. Es ist das Verhalten, das Trump als amerikanisches Mitgefühl und Barmherzigkeit gegenüber anderen Nationen in der Welt und deren Menschen bezeichnet hat.
Respekt sowohl vor anderen, als auch vor der staatlichen Souveränität von Drittnationen soll sich in all jenem spiegeln, was Trump hier zum Ausdruck brachte. Washington unternimmt hingegen nichts anderes, als die eigenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zuge des selbst ausgerufenen „Kriegs gegen den Terror“ zu verschleiern und zu beschönigen.
Die Dutzenden von Millionen dahin geschlachteten, verstümmelten und heimatvertriebenen Menschen in der Welt beruhen lediglich auf „Collateral Damage“ beziehungsweise „Kollateralschäden“.
Neusprech: Krieg bedeutet Frieden und Frieden bedeutet Krieg
Es ist eben jener Grund, weshalb sich die Vereinigten Staaten von Amerika als größte Bedrohung für den Erhalt des Weltfriedens erweisen. Internationale Umfragen deuten darauf hin, dass die Welt die Vereinigten Staaten von Amerika mittlerweile als größere Bedrohung für den Erhalt des Weltfriedens erachten als Nordkorea und Iran.
Und dennoch bezeichnet Trump die Vereinigten Staaten von Amerika, die vielerorts in der Welt mittlerweile als größte Bedrohung in der Welt wahrgenommen werden, als den wichtigsten Schutzpatron zum Erhalt des Friedens. Hat es jemals zuvor einen noch größeren Zerstörer des Friedens gegeben?
UN-Reformpläne: Die USA dulden keine Einschränkung ihres Herrschaftsanspruchs
Es drängt sich einem die Frage auf, ob der Rest der Welt – insbesondere Russland und China – die aus Washington ertönende Botschaft erhalten haben. Washingtons Pläne zu einer „Reformierung“ der Vereinten Nationen basiert auf dem Plan, die Weltorganisation in ein weiteres Instrument der amerikanischen Außenpolitik umzuwandeln, wie es zuvor bereits der NATO und der EU erging.
Die seitens Trumps gegenüber den Vereinten Nationen ausgesendete Botschaft lautet, dass von der UNO in Zukunft erwartet wird, die außenpolitische Agenda Washingtons ohne Wenn und Aber zu unterstützen. Kritiker von Washingtons Kriegspolitik müssen isoliert und in ein und denselben Topf mit all jenen Ländern geschmissen werden, die seitens Washingtons als „Schurkenstaaten“ bezeichnet werden.
Um es mit anderen Worten auszudrücken, akzeptiert Washington keine Einschränkungen in Bezug auf den eigens an den Tag gelegten Unilateralismus. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass jedes Land dieser Erde dem Ausbruch eines Krieges ins Auge blickt, welches sich dem hegemonialen Anspruch Washingtons nicht zu unterwerfen bereit ist.
Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2017 Dr. Paul Craig Roberts / Institute for Political Economy
Kommentare
Oder wollte er damit mit so offensichtlichem Vertauschen von Opfer und Täter die Welt aufwecken?
Eigentlich hätten die Vertreter der am schlimmsten betroffenen Länder rauslaufen müssen und eine Presseerklärung mit einer Richtigstellung der Tatsachen abgeben müssen.
Warum passiert dies nicht? Weil alles nur Theater ist? Ausgetragen auf dem Buckel der einfachen Bevölkerungen?
Das von Nordkorea keine Gefahr ausgehen soll, wie auch beim Iran-ist ja wohl ein Witz!
Die Drohgebärden beider Länder haben zwar eine gewisse Grundlage, nämlich der US-Politik nach dem 2. Weltkrieg. Allerdings so zu tun, als ob von beiden Staaten keine Gefahr ausgehen würde, ist Heuchelei.
Nicht um falsch verstanden zu werden. Mir geht es auf keinen Fall darum, die unsägliche Politik der USA zu rechtfertigen, allerdings sollte ein Mindestmaß an Objektivität vorhanden sein. Diese vermisse ich in dem Artikel!
Und warum hat er damals im Falle Irak wider besseren Wissens die Unwahrheit gesagt?
Vom Paulus zum Paulus, oder was?
Ich meine eine Gefahr, die dieses Land von den Ländern unterscheidet, von denen keine Gefahr ausgeht?
Die PLO bombt sich (angeblich nur so lange) durch die Welt, BIS sie ihren eigenen Staat hat.
Die USA bomben sich durch die Welt, SOLANGE sie ein Staat sind.
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Man stelle sich nur vor, wieviele Probleme in Europa gelöst wären, gäbe es die USA nicht mehr.
Selbst eine CN/RUS-Allianz könnte nicht soviel trouble verursachen.
"Und warum hat er damals im Falle Irak wider besseren Wissens die Unwahrheit gesagt?
Vom Paulus zum Paulus, oder was?"
Genauso! Und es ist meines Wissens nach der bisher Einzige der US-Warlords, der die Dinge im Nachhinein erkannt und auch bereut hat. Ich kann die Quelle nicht mehr benennen (ich speichere viel ab, aber nicht alles!) aber zu den Fake-News, die den amerikanischen Irak-Garaus einleiteten, hat Colin Powell Stellung bezogen. Ich habe noch im Ohr, daß er sich bitterlich beklagte, von seinen eigenen Nachrichtenleuten reingelegt worden zu sein.
Unter "Colin Powell" gibt es zahllose Links, die sich mit dem Thema beschäftigen, z.B.
www.faz.net › Politik › Europäische Union
Es ist nun mal so, daß CIA, FBI und wie sie alle heißen, niemals eine neutrale oder wahrheitsgetreue Darstellung abliefern, sondern immer zielgerichtete Projektionen, die der "tiefe Staat" diktiert.
Es mag eine Gefahr ausgehen von diversen Staaten, aber diese geht eben gleichermaßen von jedem einzelnen Land der Erde aus, dass ein funktionstüchtiges Militär sein eigen nennt. Da kann sich nicht einmal die Schweiz von frei machen, auch wenn die Geschichte ihr einen guten Leumund ausstellen mag. Politik kann sich ändern, rascher als man glauben möchte.
Im Bewusstsein der konkreten und andauernden Taten und Tatbestände der VS, ja der kontinuierlichen Vergewaltigung des Völkerrechts durch diese, kann ihre Ausführung doch auch nur "ein Witz" sein oder?
Die KONKRETE Gefahr durch die VS überwiegt eine herbei argumentierte und somit ABSTRAKTE Gefahr durch die böse Achse um mehr als nur ein vielfaches. Hier nun abstrakte Gefahren auch nur im gleichen Satz zu nennen, wie konkrete aktuelle Verbrechen ist absurd. Wobei ein Benennen bei ihnen äusserst diplomatisch stattfindet ("US-Politik nach dem 2. Weltkrieg"). Fast schon "Heuchelei".
Die beiden Staaten Nordkorea und Iran stechen lediglich noch dadurch hervor, dass sie von den USA auch nicht abhängig sind...
Dennoch käme mir nie der Gedanke Nordkorea mit Iran zu vergleichen oder diese beiden Staaten auch nur in einem Kontext zu sehen... Der eine wird regiert von einem verzogenem Bengelchen mit Wahnvorstellungen und der andere hatte schon Kultur als die Amerikaner noch in Europa wohnten...
“Wenn die Worte nicht stimmen, stimmen die Begriffe nicht.
Wenn die Begriffe nicht stimmen, wird Vernunft verwirrt.
Wenn die Vernunft verwirrt ist, gerät das Volk in Unruhe.
Wenn das Volk unruhig wird, gerät die Gesellschaft in Unordnung.
Wenn die Gesellschaft in Unordnung gerät, ist der Staat in Gefahr."