Oberflächlich betrachtet mag es für den Moment noch den Eindruck erwecken, als ob das QT (Quantitative Tightening) der Fed bislang kaum irgendeinen Einfluss auf die allgemeine Entwicklung an den Aktienmärkten in den Vereinigten Staaten ausübe.

Im Angesicht einer sich fortsetzenden Bilanzschrumpfung der Fed bei weiter kletternden Zinsen sollten die Dinge jedoch nicht so schnell abgetan werden, denn unter der Oberfläche scheint sich gerade Ungemach zusammenzubrauen.

Ein Blick auf den Verlauf des KBE Bank ETF mahnt zur Vorsicht. Der KBE Bank ETF bildet die Entwicklung von Titeln wie Bank of America oder Citigroup nach, und erweist sich daher als guter Indikator für die Befindlichkeit des Bankensektors in den USA.

Auffällig war in den vergangenen Wochen, dass der KBE Bank ETF die anhaltende Rallye am breiten Aktienmarkt nicht mitmachte oder davon zu profitieren wusste. Vielmehr sieht sich der KBE Bank ETF nun seit Wochen verstärkt in einem Seitwärtslauf gefangen, was gar dazu führte, dass zuletzt die technisch wichtige 200-Tage-Linie unterschritten wurde.  

Im Fall der 200-Tage-Linie handelt es sich allerdings um eine Schlüsselunterstützung. Seit Oktober 2017 hat sich QE in den USA definitiv in QT verwandelt. Seitdem hat der KBE Bank ETF seine 200-Tage-Linie bereits zweimal getestet, um im Verlauf der vergangenen Monate mehrfach unter diese Schlüsselunterstützung zu sinken.

Auf diese Rückgänge folgte jeweils eine kurze Rallyephase. Allerdings lässt sich beobachten, dass diese Rallyes deutlich an Intensität nachlassen. Die im Jahr 2017 erreichten Niveaus wurden in diesem Zuge aller drei Rallyephasen nicht mehr erklommen. Die sich ausbreitende relative Schwäche im Sektor ist unverkennbar.

Unter Analysten wird zur Vorsicht gemahnt, da diese Entwicklung ausgerechnet zu einem Zeitpunkt stattfindet, zu dem sich die Dinge für den Sektor positiv gestalten sollten. Aktuell befinden sich nahezu alle im ETF gelisteten Bankentitel auf individueller Basis noch immer im Abgabemodus. Manche Titel gar um bis zu zwei Prozent.

Auch auf individueller Basis haben einige wichtige Bankentitel in den Vereinigten Staaten zurzeit mit der Verteidigung von wichtigen Schlüsselunterstützungen zu kämpfen. Bei der Fed scheint diese Entwicklung – zumindest für den Moment – noch zu wenig bis überhaupt keiner Sorge zu führen.

Im Anschluss an die jüngste Zinssitzung der Fed teilte Fed-Chef Jerome Powell mit, dass Amerikas Wirtschaft stark, das Wachstum gesund und die Arbeitslosigkeit niedrig sei. Aus dem Blickwinkel der US-Wirtschaft könnten die Dinge kaum besser laufen. Nun, Aussagen dieser Art hören sich ganz nach Ben-Bernanke-Manier an.

Bernanke hatte in einem inzwischen legendären CNBC-Interview – nachdem die Blase an Amerikas Häusermärkten bereits geplatzt war – ähnliche Kommentare von sich gegeben, ja sogar darauf hingewiesen, dass Amerikas Immobilienpreise aufgrund einer anhaltenden Stärke der amerikanischen Wirtschaft auf ewig steigen könnten.

Geplatzte Träume nennt man das. Interessant ist auch, dass die Personen an der Spitze des Systems, die das Aufpumpen von Blasen und deren Platzen aufgrund von ihrer verfolgten Geldpolitik mit zu verantworten haben, nicht umsteuern, sich als vollkommen lernresistent erweisen und für ihr Handeln keinerlei Verantwortung zu übernehmen brauchen.

Aus dem Blickwinkel der US-Wirtschaft mag es für den Moment den Eindruck erwecken, als ob es recht gut liefe. Doch kehren wir im Angesicht einer solchen Sichtweise bitte nicht unter den Teppich, mit welcher Art von Sondereffekten die aktuelle Entwicklung erkauft worden ist (Stichwort: Repatriierung von Kapital aus dem Ausland und große Fiskalprogramme auf Basis von neuen Staatsschulden).

Unterhalb der Oberfläche sehen die Dinge wohl ein wenig anders aus. Vor allem kletternde Zinsen bescheren Immobilienkäufern und Hypothekenhaltern höhere monatliche Ausgaben, teurere Kredite und einen sich abschwächenden Immobilienmarkt. Interessant ist zudem die Beobachtung, dass US-Großbanken trotz der erfolgten Zinsanhebungen der Fed nach wie vor nicht mehr als ein bis maximal 1,5% an Zinsen auf Ersparnisse und Bankeinlagen zahlen.

Unter Lokal- und Kommunalbanken sind momentan maximal zwei Prozent zu erzielen, wie USA Today zuletzt berichtete. Da die Kreditversorgung die Lebensader der US-Wirtschaft bildet, lässt sich allein schon aus dem Blickwinkel von zusätzlich erfolgenden Zinsanhebungen der Fed im Dezember dieses Jahres und in 2019 mit wachsendem Stress rechnen.

Von den sich über die letzten zehn Jahre ausbildenden Blasen an den Aktien-, Bond- und Häusermärkten wollen wir an dieser Stelle lieber gar nicht sprechen. Was an den sensitiven Junkbondmärkten geschehen wird, wenn dort die Blase im Zuge von steigenden Zinsen platzt, lässt sich nur erahnen…

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"