Russlands Zentralbank machte den Anfang. Anstelle von amerikanischen Staatsanleihen kauft die russische Zentralbank nun seit vielen Monaten Gold. In diesem Zuge sind die russischen Goldreserven offiziell auf 1.801 metrische Tonnen geklettert.
Nun könnte man guterdings einwenden, dass Russland im Angesicht von US-Sanktionen und dem Ausblick auf eine Verschärfung dieser Entwicklung naturgemäß ein Interesse daran haben muss, um die eigenen Währungsreserven alternativ zu veranlagen.
De-Dollarisierung und anhaltende Diversifizierung von ausländischen Währungsreserven lauten die in diesem Zusammenhang häufig genannten Schlagworte. Es erweckt jedoch den Eindruck, als ob auch andere Zentralbanken rund um den Globus in die Fußstapfen Russlands treten, wenn es um ein wachsendes Interesse an Gold geht.
Denn mittlerweile wird damit gerechnet, dass Zentralbanken ihre Nettogoldkäufe in 2018 erstmals seit fünf Jahren steigern werden. Neben der russischen gehören vor allem asiatische und osteuropäische Notenbanken zu jenen Institutionen, die ihre Goldreserven gerade teils kräftig aufstocken.
Aktuelle Prognosen sehen im Gesamtjahr 2018 eine Zunahme der Nettogoldkäufe unter Zentralbanken auf 450 metrische Tonnen – im Vergleich mit 375 metrischen Tonnen im Jahr 2017 – vor. Es würde somit zum ersten Anstieg der Nettogoldkäufe unter Zentralbanken seit dem Jahr 2013 kommen.
Eine wachsende Anzahl von Beobachtern und Analysten geht inzwischen sogar davon aus, dass die aktuellen Prognosen zu konservativ sein könnten. Denn insbesondere Notenbanken in den Schwellenländern verspürten zurzeit ein wachsendes Interesse daran, ihre ausländischen Währungsreserven breiter zu streuen und zu diversifizieren.
Es stellt sich aus meiner Sicht die Frage, warum eine solche Entwicklung nicht bereits vor dem Absturz vieler Schwellenländerwährungen eingesetzt hat. Ich hatte vor einigen Wochen beispielsweise über die Goldpreisentwicklung auf Basis des argentinischen Pesos berichtet.
Gold ist auf Peso-Basis sprichwörtlich abgehoben. Auf mehr als 800% belaufen sich die Preisaufschläge auf Peso-Basis über den Verlauf der vergangenen Jahre. Und wen wundert dies?
Ich versuchte Sie in den vergangenen Jahren beständig dafür zu sensibilisieren, dass Gold und Silber zu den gefragtesten Anlagewerten gehören werden, wenn Währungen aufgrund eines sich auflösenden Vertrauens in die Stabilität von Fiat- und Papierwährungen in den Sturzflug gehen werden.
Wer momentan in die Schwellenländer blickt, wird Zeuge, dass diese Entwicklung nun ihren Anfang genommen zu haben scheint. Es stellt sich aus dieser Sicht die Frage, wann diese Entwicklung auch auf die Kern- und Industrieländer übergreift?!
Notenbanken in den Schwellenländern hätten lange vor den einsetzenden Währungsabstürzen handeln müssen, um ihre Goldreserven zu erhöhen. Anstelle dessen wurden – wie im Falle Argentiniens – Milliarden von US-Dollars für sinn- und zwecklose Interventionen an den heimischen Währungsmärkten verpulvert, um den Versuch zu unternehmen, eine Währung zu stabilisieren, die sich im freien Fall befand.
Und aus diesem Grund sollte der jüngste Anstieg der Nettogoldkäufe unter Zentralbanken aus meinem Blickwinkel auch nicht überbewertet werden. Denn allein die nackten Zahlen zeigen, dass der gehaltene Goldanteil trotz der jüngst unter Notenbanken zu beobachtenden Zunahme von deren Nettogoldkäufen noch immer winzig ist im Vergleich mit deren restlich gehaltenen (Papier-)Vermögenswerten.
Dies gilt insbesondere und allen voran für Zentralbanken in der westlichen Hemisphäre. Trotz allem gibt es auch Ausreißer. Immerhin überraschten sowohl die polnische als auch die ungarische Zentralbank zuletzt durch Mitteilungen, in deren Zentrum massive Aufstockungen der eigens gehaltenen Goldreserven standen.
Ungarns Zentralbank verzehnfachte ihre gehaltenen Goldreserven von mickrigen 3,1 auf 33,5 metrische Tonnen. In diesem Zuge hieß es, dass es sich gleichsam um einen strategischen Kauf als auch um eine Form der Diversifizierung gehandelt habe. Ferner sei die Aufstockung erfolgt, da es sich im Fall von Gold um ein sicheres Investment in unruhigen Zeiten handele.
Auch Polens Zentralbank machte mittels einer Aufstockung der eigenen Goldreserven in den letzten drei Monaten von sich reden. Russlands Zentralbank fügte den eigenen Goldreserven im laufenden Jahr durchschnittlich 20 metrische Tonnen Gold pro Monat hinzu, gefolgt von Kasachstan und der Mongolei.