Der amerikanische Ökonom und Bestsellerautor Stephen Leeb ist der Ansicht, dass es keine Rolle spiele, ob jemand an den Klimawandel glaube oder nicht. Realität sei nun einmal, dass die ganze Welt dabei sei, fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Dazu zähle auch der Bau von neuen Nuklearanlagen.

Mit dieser Transformationsphase gingen, so Leeb neulich in einem Interview gegenüber KWN, große Investitionschancen an den Metallmärkten einher. Allen voran zähle Silber zu diesen Metallen. Golds bevorstehender Preiszuwachs werde hauptsächlich dessen Rolle als Währung reflektieren. Denn nach wie vor gelte, dass Gold Geld sei.

Andererseits drohten an den globalen Metallmärkten in den nächsten Jahren abermals Angebotsengpässe. An dieser Stelle möchte ich einlenken, denn ich würde persönlich erst einmal gerne sehen, dass sich die weltweiten Lagerbestände im Metallbereich hochgradig reduzieren, bevor ich den Begriff „Angebotsengpass“ in den Mund nehmen würde.

Transformationsprozess über mehrere Jahre

Gewiss lassen sich nicht alle Metallsektoren über einen Kamm scheren. Doch mit Blick auf die weltwirtschaftlichen Aktivitäten bei gleichzeitig massiven Überkapazitäten – vor allem in China – und einer nach wie vor dramatisch wachsenden Verschuldung in der Welt tue ich mich schwer damit, den Metallmärkten eine nachhaltige Renaissance vorauszusagen.

Doch warten wir es ab. Ein potenzieller Nachfrageschub könnte durchaus aus einer Abwendung von herkömmlichen Energien wie dem Öl- und Gassektor resultieren. Doch wie so oft scheint es mir den Eindruck zu erwecken, als ob es manchen Beobachtern an der nötigen Geduld mangelt.

Derartige Prozesse und Transformationsphasen laufen in der Regel nicht sonderlich schnell ab, sondern erstrecken sich über einen Zeitraum von vielen Jahrzehnten. Aus welchen Faktoren könnte sich sonst noch eine bald anziehende Metallnachfrage ableiten? Persönlich beobachte ich in diesem Kontext unter anderem Chinas Bemühungen zur Revitalisierung der Seidenstraße, worüber ich in der Vergangenheit wiederholt berichtet hatte.

Silber - Einer der besten Elektrizitäts- und Wärmeleiter

Mit Blick auf Edelmetalle wäre es zudem vorstellbar, dass die Fed und andere Notenbanken plötzlich zu massiven Käufern von vornehmlich Gold avancieren könnten. Nämlich dann, wenn Notenbanken durch diese potenziellen Käufe den Eindruck zu erwecken versuchten, als ob die Inflationserwartungen an den Märkten am Anziehen seien.

Ein solches Vorgehen würde selbstverständlich wiederum auf Manipulation basieren. Doch in diesem Fall wären Gold und die Metallmärkte nach langen Jahren endlich einmal Nutznießer. Fundamental spricht einiges für Silber. Nicht nur Silbers ganz spezielle Eigenschaften wurden in der Vergangenheit das ein oder andere Mal ins Rampenlicht der Betrachtung gerückt.

Dies gilt insbesondere für Eigenschaften, die den Einsatz von Silber in der Industrie – und hier vor allem mit Blick auf erneuerbare Energien – unabdinglich machen. So erweist sich Silber beispielsweise als einer der besten Elektrizitäts- und Wärmeleiter. Nicht umsonst ist das weiße Metall auch in der Fahrzeug-, Computer- und Mobiltelefonindustrie gefragt.

Photovoltaikkapazitäten: Verfünffachung bis 2030 alleine in China

Leeb weist in meinen Augen zurecht darauf hin, dass vor allem auch die erneuerbaren Energien zu den größten Wachstumstreibern gehören. Denn dieser Sektor hat sich – obwohl anfangs belächelt – im Lauf des vergangenen Jahrzehnts verhundertfacht. In diesem Bereich ist China nun weltweit tonangebend, was vor allem für den Solarbereich gilt.

Laut aktueller Prognosen rangiert das Wachstum im Photovoltaikbereich zwischen 2015 und 2020 bei 250 bis 400 Gigawatt. Allein in China sollen die Photovoltaikkapazitäten bis zum Jahr 2030 auf 1.000 Gigawatt ansteigen, was in etwa dem fünffachen Volumen der derzeit weltweit installierten Kapazitäten entspräche. 

Heutzutage kommen knapp 3 Millionen Unzen Silber zum Einsatz, um 1 Gigawatt an Solarenergie herzustellen. Leeb weist darauf hin, dass Schätzungen davon ausgehen, laut denen bis 2020 weltweit weitere 650 Gigawatt hinzukommen werden.

Zusätzliche Silbernachfrage von einer Milliarde Unzen

Allein aus diesen Bestrebungen würde sich eine zusätzliche Silbernachfrage von 35.000 Tonnen – oder 1 Milliarde Unzen – in den kommenden fünf Jahren ableiten. Einschränkend möchte ich an dieser Stelle auf folgenden Faktor hinweisen: solange sich Silber nicht plötzlich durch andere Metalle oder Stoffe substituieren lassen wird.

Denn Frage aller Fragen ist und bleibt, woher dieses zusätzlich benötigte Silber in den nächsten Jahren stammen soll?! Manche Antworten finden sich in einer jüngsten Studie der ThompsonReuters-Tochter GFMS. 

Darin heißt es, dass das globale Silberangebot seinen Höhepunkt überschritten habe. Vielmehr stünde zu erwarten, dass sich ein weltweit sinkendes Angebot in den nächsten Jahren als einer der Schlüsselfaktoren für jährliche Silberdefizite erweisen dürfte.

Angebotsengpass im Umfang einer gesamten Jahresproduktion

Stephen Leeb macht die folgende Rechnung auf: Wer die Weltnachfragesituation mit der sich verschlechternden Weltangebotslage kombiniere, komme nicht umhin, als einen 5-jährigen Engpass an den Angebotsmärkten vorauszusagen.

Dieser Angebotsengpass werde den Umfang von einer gesamten Jahresproduktion an Silber auf sich vereinen. Diese Lücke ließe sich nur schließen, wenn die weltweiten Silbervorräte abgebaut und die Lagerhäuser komplett geleert würden.

Silberrationierungen voraus?

Aus diesem Grund werde es, so Leeb, ab 2020 voraussichtlich schon zu Silberrationierungen kommen. In diesem Zuge werde es mit Blick auf den Silberpreis spätestens ab diesem Zeitpunkt zu signifikanten Steigerungen kommen.

Jüngste Daten zeigen, dass Chinas Silberimporte zuletzt auf ein 5-Jahres-Hoch geklettert sind. In den Vereinigten Staaten stagnierten die Silberimporte hingegen. Für Leeb ein Zeichen, dass China besser auf die anstehenden Entwicklungen vorbereitet sei als die USA.

Nun, warten wir dies doch einfach ab. Ich habe in den letzten zehn Jahren schon so manch haarsträubende Analyse zu Silber gehört und gelesen. Unter anderem wurde stets auf die durch Leeb angeführten Aspekte verwiesen.

Wird es irgendwann schlagartig kein Silber in der Produktion mehr geben?

Warum notiert der Preis von Silber dann heute nicht schon bei $100 pro Unze? Werte Leser, bitte denken Sie im Hinblick auf Ihre Anlageentscheidungen stets über den Tellerrand hinaus. Ich denke, dass der Welt auch nach 2020 nicht das Silber ausgehen wird.

In Leebs oberflächlicher Prognose werden weder Auf- und Abschwungzyklen in der globalen Wirtschaft noch der Aspekt berücksichtigt wird, dass sich alles auf Erden – du somit auch Silber – durch andere Stoffe in der Produktion substituieren lässt.

Seien Sie sich vielmehr darüber bewusst, dass Engpassfaktoren in langfristig angestellten Prognosen zum Wachstum im Bereich der erneuerbaren Energien längst schon eskomptiert worden sind. Würde es schlagartig kein Silber in der Produktion mehr geben, käme es auch in den oben genannten Industrien zu einem plötzlichen Stillstand. Glauben Sie daran? Ich nicht.

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