Die Veröffentlichung neuer Daten zu Chinas Festlandbörsen zeigt, dass das so genannte Smart Money einmal mehr als größter Gewinner aus dem seit Juni dieses Jahres erfolgten Aktienmarktsturz hervorgegangen ist. Die wohlhabendsten Investoren des Landes waren wieder einmal die schnellsten, die aus den heimischen Aktienmärkten flüchteten, bevor die ganz große Panik einsetzte. Unterdessen hält die Kapitalfluchtwelle aus China nahtlos an.

Wie neue Daten der chinesischen Abwicklungsbehörde zeigen, schrumpfte die Anzahl der Investoren und Händler, die über umgerechnet mehr als $1,5 Millionen in Form von Aktien in ihren Depots verfügten, bis Juli dieses Jahres um knapp 30%. Interessant ist die Tatsache, dass die Daten ebenfalls darauf hindeuten, dass Investoren mit weniger als 100.000 Yuan in Aktienanlagen im gleichen Zeitraum um 8% zulegte.

Ein Teil der finanziell wohlhabenden Investoren nutzte bereits den Zeitraum kurz vor dem Beginn der Ausverkaufswelle, die im Juni begann und bis heute rund 27% der ehemaligen Marktbewertungen der in Shanghai und Shenzhen gelisteten Unternehmen ausgelöscht hat. Ein nicht zu unterschätzender Teil der Smart Money Investoren nutzte allerdings auch erst die während des Ausverkaufs durch Peking lancierten Stützungsmaßnahmen, um ihre Positionen an den heimischen Festlandbörsen stark zu reduzieren.   

Kein Grund für wohlhabende Investoren, um am heimischen Markt veranlagt zu bleiben

Wohlhabende Investoren scheinen momentan kaum mehr einen Grund erkennen zu können, weswegen sie in den heimischen Aktienmärkten veranlagt bleiben sollten. Denn die meisten der zuletzt publizierten Unternehmensberichte entpuppten sich erwartungsgemäß als herbe Enttäuschung. Dazu verfügten eben jene Unternehmen, deren Ergebnisse im 2. Quartal mit am schlimmsten ausfielen, bis vor Kurzem noch über eine der höchsten Marktbewertungen weltweit.

Die jüngste Bekanntgabe Pekings, den Renminbi im Außenwert abzuwerten, trägt mit dazu bei, dass der Abzug von Investorengeldern aus Chinas Akteinmärkten anhält. Bis vor Kurzem noch optimistisch eingestellte Anleger stellen sich vermehrt die Frage, ob es an den Börsen von Shanghai und Shenzhen noch ausreichend Nachfrage nach Aktien und die entsprechende Kaufkraft geben wird, um die heimischen Aktienkurse nach einem Rückzug des Staates aus dessen verkündeten Rettungsmaßnahmen oben zu halten. 

Mehr als 6 % Absturz des Shanghai Compsite Index

Es sind eben jene Sorgen, die im gestrigen Handel abermals zu einem Absturz des Shanghai Composite Index um mehr als 6% führten. Trotz allem wurden an Chinas Festlandbörsen gelistete Unternehmensaktien zu Beginn dieser Woche im Mittel noch immer mit einem KGV von 72 gehandelt. Damit sind die Bewertungen an Chinas Festlandbörsen auch nach wie vor weitaus höher als an den nachfolgenden zehn größten Aktienmärkten der Welt.

Ein Vergleich: Zu Zeiten der platzenden Aktienmarktblase im Jahr 2007, in deren Zuge vor allem der Hang Seng Index platt gemacht wurde, erreichte das durchschnittliche KGV der im Index gelisteten Unternehmensaktien einen Wert von 68. Investoren und Analysten zeigen sich in Bezug auf Chinas Aktienmarktentwicklung momentan nicht allzu optimistisch. Dies hängt vor allem mit der Tatsache zusammen, dass die immer noch extrem hohen Bewertungen nicht durch die Gewinnentwicklung der Firmen unterfüttert werden.

So sanken die Gewinne unter Chinas wichtigen Industriefirmen im Juni um 0,3%, während es im Mai noch zu einem durchschnittlichen Anstieg von 0,6% gekommen war. Hierin könnte sich einer der Gründe finden, warum das Smart Money daraufhin begann, sich aus dem Markt zurückzuziehen. Im Hinblick auf Chinas Festlandbörsen gäbe es zurzeit kaum bis überhaupt keine fundamentalen Argumente für Investitionen, so Analysten.

Smart Money Investoren reduzierten ihre gehaltenen Aktienquote rechtzeitig

schon bald vor einem Turnaround stehen würde. Schon vor dem einsetzenden Kurssturz im Juni dieses Jahres hatten Smart Money Investoren ihre gehaltene Aktienquote um etwa 30% reduziert, wie die Daten von Chinas Securities Depository and Clearing Corporation zeigen. Seit dem Beginn des einsetzenden Kurssturzes hat der Shanghai Composite Index rund 27% seines Werts eingebüßt. 

Analysten geben sich überzeugt, dass es fast ausschließlich die staatlich bekannt gegebenen Stützungskäufe gewesen sind, die in den letzten Wochen zu Kursgewinnen in Shanghai und Shenzhen beitrugen. Trotz allem wurde die angepeilte Marke von 4.500 Punkten im Index von Shanghai noch nicht wieder erreicht. Im Gegenteil liegen die Notierungen nach dem gestern erfolgten Kurssturz von mehr als 6% wieder deutlich unter der Schwelle von 4.000 Punkten.

Abrutsch der chinesischen ETF, um mehr als 7 %

Chinas Regulierungsbehörde gab unterdessen bekannt, dass das staatliche Vehikel, das durch Peking zu Käufen an den Festlandbörsen verdonnert wurde, die eigenen Transaktionen schon bald zurückfahren werde, da an den Märkten kaum noch Volatilität vorhanden sei. Wie diese Ankündigung auf Investoren gewirkt haben mag, zeigt ein Blick auf den an der New Yorker Wall Street gelisteten ETF, über den chinesische Festlandbörsenaktien im Ausland gehandelt werden können. Dieser ETF rutschte am Dienstagmorgen um mehr als 7% in den Keller.

Die bekannt gegebene Abwertung des Renminbi auf das niedrigste Niveau seit Mitte des Jahres 2011 nährt unter wohlhabenden Chinesen einmal mehr den Appetit zum Kauf von im Ausland gelisteten oder verorteten Vermögenswerten. Neue Daten der People´s Bank of China zeigen, dass die Einlagen bei der Zentralbank und heimischen Finanzinstituten im Juli um einen rekordhohen Betrag abnahmen. Ein Zeichen, das wohl definitiv dafür spricht, dass die Kapitalfluchtwelle aus China anhält.

Analysten kommen zu dem Schluss, dass Chinas sich im Juli fortsetzender Kapitalabfluss mit dem Verkauf von Aktien unter chinesischen Großanlegern und Investoren zusammengefallen ist. Es seien eben jene Kleinanleger gewesen, die nach der Bekanntgabe Pekings zur Stützung der Festlandbörsen in diese Märkte hineingegangen seien, um von diesen angekündigten Maßnahmen auf schnelle Weise zu profitieren.

Vermögende und wohlhabende Investoren ließ diese Ankündigung jedenfalls kalt. Sie nutzten etwaige Kursanstiege in Shanghai und Shenzhen im gleichen Zeitraum, um sich von bis dahin weiter gehaltenen Aktienpositionen zu trennen und diese abzustoßen.  

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