Fortsetzung zu dem gestern erschienen Teil 1

Als die Schmerzen für jedermann spürbar wurden und sich nicht mehr länger verstecken ließen, ist China für die Entbehrungen unter amerikanischen Arbeitnehmern verantwortlich gemacht worden, um sich den wiederholten Vorwurf anzuhören, zu viele Güter in die Vereinigten Staaten zu exportieren.

All jene Leute, die China den schwarzen Peter bezüglich der aktuellen Verhältnisse zuschoben, scherte es nicht, einen Blick auf den prozentualen Anteil an allen Importen aus China zu werfen, der sich aus Apple-Computern, iPhones, Schuhen von Nike, Jeanshosen von Levi Strauss, usw. zusammensetzte.

Die unter amerikanischen Konzernen nach Übersee ausgelagerte Produktion vereint einen großen prozentualen Anteil an allen Importen unseres Landes auf sich. Güter und Dienstleistungen, die durch amerikanische Unternehmen im Ausland hergestellt oder angeboten werden, zählen als Importe, wenn diese Güter und Dienstleistungen zurückverbracht und in den USA verkauft oder angeboten werden.

Anders ausgedrückt handelt es sich im Fall des chinesischen Importproblems in der Realität um jene einstmals ausgelagerte Produktion unter amerikanischen Unternehmen, welche hernach reimportiert und an amerikanische Verbraucher abgesetzt wurde.

Diese amerikanischen Verbraucher sahen sich jedoch nicht mehr länger in die Produktion von Gütern und Dienstleistungen involviert. Folgerichtig entfiel auch kein Einkommen oder finanzieller Rückfluss an der Produktion und allen Produkten, die sie weiterhin kauften, mehr an sie.

Im Gegensatz hierzu füllten sich die Aktionäre jener Konzerne, die ihre Produktion nach Übersee auslagerten, die Taschen. Indien profitierte von einer Verlagerung amerikanischer Software- und IT-Arbeitsplätze, die sich überall in der Welt hin hätten verlagern lassen, um Endprodukte über das Internet zu verkaufen.

Das Bildungsniveau und die Englischkenntnisse unter Indern machten es amerikanischen Technologiefirmen leicht, immer mehr Arbeitsgenehmigungen zu beantragen, um eine Rekrutierung und Anstellung von amerikanischen College- und Universitätsabsolventen zu umgehen.

Was sich im Lauf des letzten Vierteljahrhunderts beobachten ließ, war eine Zerstörung all jener Liefer- und Wertschöpfungsketten samt Amerikas Arbeitnehmerschaft, die einst den Aufstieg des amerikanischen Industriewesens begründeten. Folge war, dass die einst boomenden Fabriken und Industrieansiedlungen in der Heimat geschlossen, aufgegeben oder in Eigentumswohnungen oder Apartments umgewandelt wurden.

Falls Trump es schaffen sollte, die amerikanischen Konzerne wieder verstärkt nach Hause zu holen, wo werden sich diese Unternehmen dann ansiedeln? Im Fall der Auslagerungsära handelte es sich bildlich gesprochen nicht um eine sechsmonatige Rezession.

Vielmehr vollzog sich der Wandel über viele Jahre, in denen ausgebildete und erfahrene Arbeitskräfte in die Jahre kamen oder verstarben. Der Mangel an Nachfolgern brachte es mit sich, dass immer weniger Arbeitnehmer über eben jene Ausbildung, Erfahrung und Disziplin verfügten.

Heutzutage handelt es sich mit Blick auf China um eine komplett industrialisierte und entwickelte Industriewirtschaft. Für die USA gilt dies nicht mehr. Wenn amerikanische Konzerne wieder nach Hause zurückkehren, dann müssen sie eine entwickelte Ökonomie in China zugunsten einer halb- oder unterentwickelten Wirtschaft in den USA verlassen.

Falls es dennoch dazu kommen sollte, dass diese Konzerne den Schritt alle zum selben Zeitpunkt wagen, werden sie ihre Produktionsbasis in China verlieren, bevor sie jene Fabrik- und Werksausrüstungen, Arbeitnehmer, Lieferketten und funktionierende Transportsysteme wiederaufbauen können, die essentiell für eine Renaissance der amerikanischen Industriemacht wären.

Wirft man einen Blick auf die offiziell durch die Regierung publizierten Arbeitsmarktberichte, so ist es schon eine ganze Zeit lang her, als in den Vereinigten Staaten Produktions- und Industriearbeitsplätze geschaffen wurden. Nach einem Vierteljahrhundert der Kapitalabwanderung, in deren Zuge die amerikanische Arbeitnehmerschaft stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, ähneln die USA heute jenem Entwicklungsstand, den Indien vor einem halben Jahrhundert innehatte.

In dem Mangel an finanziell auskömmlichen Jobs liegt der Grund, weswegen so viele Amerikaner im Alter zwischen 24 und 34 Jahren kein gänzlich unabhängiges Leben führen können, sondern nicht selten noch immer mit den Eltern oder Großeltern unter einem Dach leben. Hierin findet sich auch der Grund, warum Universitätsabsolventen große Probleme damit haben, ihre einst aufgenommenen Studentenkredite zurückzubezahlen.

Um Amerikas Konzerne und Unternehmen zu einer Rückkehr aus China in die USA zu bewegen, wird ein gradueller Prozess vonstattengehen müssen. Die betroffenen Firmen können ihre aktuelle Offshore-Produktion in China nur dann aufgeben, solange sie sich dazu in der Lage sehen, die notwendigen Bedingungen für eine Wiederansiedlung der Produktion in den USA herzustellen.

Der Prozess würde einer Heimholung der Entwicklung in ein produktionstechnisch unterentwickeltes Land ähneln. Trump und dessen Regierung werden diese Unternehmen für ihren enormen Anstieg der Arbeits- und Regulierungskosten kompensieren müssen, wenn es tatsächlich zu einer erneuten Produktion in den USA unter Zuhilfenahme amerikanischer Arbeitskräfte für den US-Markt kommen sollte.

Hierzu müsste die Art und Weise, auf welche Unternehmensgewinne besteuert werden, verändert werden. Firmen, die für den heimischen Markt unter Zuhilfenahme von heimischen Arbeitskräften produzieren, würde ein niedriger Steuersatz zugute kommen. Firmen, die dagegen in Übersee produzieren und ausländische Arbeitskräfte beschäftigen, würden einer hohen Steuerquote ins Auge blicken.

Amerikanische Unternehmen, die im überseeischen Ausland für rein ausländische Märkte produzieren, wären hiervon nicht betroffen. Wenn Trump heimische Unternehmen nun jedoch dazu aufruft, die eigene Produktionsbasis in China aufzugeben, bevor die Bedingungen für eine Wiederansiedlung der Industrie in der Heimat geschaffen wurden, werden sich die Umsätze und Verkäufe der betroffenen Firmen deutlich vermindern.

Schon kommt die Frage auf, ob Trump überhaupt dazu in der Lage ist, amerikanische Firmen zu einem Verlassen Chinas aufzurufen oder heimischen Unternehmen verordnen kann, ihre Produktion aus China in die USA zurückzuverlagern. Es gibt zwei Gründe, weshalb die Drohung Trumps nur simple Rhetorik sein könnte.

Einerseits zeigen sich die betroffenen Konzerne zufrieden mit ihren momentanen Gewinnen, die sich hauptsächlich aus einer Beschäftigung von niedrig entlohnten Arbeitskräften ableiten. Diese Unternehmen lassen nicht die Absicht erkennen, diese Kostenvorteile jemals wieder aufzugeben.

Amerikas global operierende Konzerne verfügen über die Macht und das Geld, um in die US-Präsidentschaftswahlen und die Wahlen in allen anderen Nationen, in denen sie präsent sind, einzugreifen. Falls Trump sich gegen die Interessen dieser globalen Riesen wenden sollte, werden keine Kampagnengelder von dieser Seite mehr fließen. Anstelle dessen werden sich diese Gelder bei Trumps politischem Opponenten ansammeln.

Hier geht es zum dritten und abschließenden Teil des Berichts.

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