Andererseits wird es zu Diskussionen darüber kommen, ob die EZB sich in der Zukunft einer Kommunikationsform bedienen soll, die Themen wie den Klimawandel und die ökonomische Ungleichheit in der Gesellschaft stärker adressieren wird. Seit der Ernennung von Christine Lagarde zur EZB-Chefin ist dies fast schon zu einer Gewissheit geworden.

Auch Fed teilt die Agenda

Eigentlich beginnt die EZB lediglich in die Fußstapfen der Federal Reserve in den USA zu treten, die sich diesen Themen im Rahmen ihrer Sitzungen bereits angenommen hat. Nun, da die ehemalige Fed-Chefin Yanet Jellen alsbald das Amt der US-Finanzministerin übernehmen wird, deutet einiges darauf hin, dass sich Zentralbanker auf beiden Seiten des Atlantiks auf eine inhaltlich ähnliche Agenda fokussieren werden.

Fed-Chef Jerome Powell hat seine Kollegen im Offenmarktausschuss der Fed in der jüngsten Vergangenheit bereits mehrfach dazu aufgerufen, die ökonomische Ungleichheit im Land zu adressieren. Ironie an der ganzen Sache ist, dass die Fed selbst in Bezug auf deren verfolgte Geldpolitik einer der größten Verursacher dieser ökonomischen Ungleichheit im Land ist.

Doug Casey: Staatsgelenkte Wirtschaft verhindert Klimawandel nicht

Wie der langjährige Investor und Milliardär Doug Casey zuletzt im Rahmen eines Interviews gegenüber International Man ausführte, würden Zentralbanken auf dem asiatischen Kontinent keine Zeit auf eine demonstrative Zurschaustellung von Tugend und Moral verschwenden. Dies gelte insbesondere im Hinblick auf das Thema des Klimawandels.

Es stelle sich die Frage, so Casey, auf welche Weise eine Zentralbank wie die Federal Reserve den Klimawandel zu adressieren gedenke. Denn ein Wandel der klimatischen Bedingungen vollziehe sich schließlich seit der Entstehung unseres Planeten vor rund 4,5 Milliarden Jahren.

Diese natürliche Entwicklung werde auch in einer weit entfernten Zukunft auf Basis von natürlichen Gesetzen und Gegebenheiten – einerseits beeinflusst durch die Sonnen(strahlungs)aktivität sowie andererseits beeinflusst durch Vulkanismus, kosmische Strahlungen und Veränderungen im planetarischen Orbit – auch lange nach dem Aussterben der Menschheit voranschreiten.

Doch die Wirtschaft eines Landes mittels einer rücksichtslosen Gelderzeugung zu zerstören werde hingegen keine Antworten auf Fragen zur Adressierung des Klimawandels liefern. Nichtsdestotrotz sei es einfach, die Gedankenwelt von Fed-Chef Jerome Powell zu lesen, die auf der Hoffnung basierten, Geld zukünftig in Bereiche wie den Bau von Windkraftanlagen und Solarpanelen zu schleusen.

Es handele sich hierbei um eine verstärkt staatsgelenkte Wirtschaft. Aus Perspektive der ehemaligen UdSSR sowie jeder anderen sozialistischen und durch den Staat gelenkten Ökonomie habe sich ein solches Regime historisch stets als katastrophal erwiesen, was auch für unsere westlichen Nationen Geltung haben werde.

Asien profitiert – Ungleichgewichte werden verstärkt

Bemerkenswert sei doch, so Casey, dass sich weder die Volksrepublik China noch andere Nationen auf dem asiatischen Kontinent einer solch politisch korrekten Investmentphilosophie bedienten. Und genau hierin finde sich der Grund, weswegen diese Nationen wirtschaftlich auf dem Weg nach oben seien – und unsere westlichen Nationen auf dem Weg nach unten.

Janet Yellens und Jerome Powells Abenteuer einer versuchten Klimawandelsteuerung werde in einem Desaster enden. Ginge es nach Klimawandelapologeten wie Greta Thunberg, so würde es sich im Fall einer „Lösung“ der Klimawandelherausforderungen gleichzeitig auch um eine Lösung der ökonomischen Ungleichgewichte in der westlichen Welt handeln.

Lagarde will Käufe von Unternehmensanleihen der fossilen Brennstoffindustrie deutlich senken

Casey merkt an, dass das eine mit dem anderen jedoch kaum etwas zu tun habe. Rund um den Globus sähen sich Zentralbanken allerdings darauf vorbereitet, den Pariser Klima-Akkord durchzusetzen. EZB-Chefin Lagarde mache öffentlich keinen Hehl mehr daraus, der fossilen Brennstoffindustrie einen Schlag zu versetzen, indem die Unternehmensanleihekäufe der EZB von Konzernen im Energiebereich (wie zum Beispiel Exxon) deutlich gesenkt werden sollen.

Christine Lagarde hatte zuletzt ebenfalls verkündet, das Thema des Klimawandels zu einem der wichtigsten Eckpunkte in der eigenen Strategieplanung der EZB machen zu wollen. Diese planerischen Zielausrichtungen werden im zweiten Halbjahr 2021 präsentiert. Eine Mehrheit unter 33 durch die Financial Times befragten Ökonomen ist der Ansicht, dass die EZB mit deren über viele Jahre verfolgten „Marktneutralität“ alsbald brechen wird.

Marktneutralität adé!

Aus dem Blickwinkel der „Marktneutralität“ sieht sich die EZB dazu verpflichtet, eigens betriebene Unternehmensanleihekäufe proportional zum Gesamtmarkt zu betreiben. In naher Zukunft wird sich dies unter aller Voraussicht ändern.

Umweltaktivisten kritisieren die EZB bereits seit geraumer Zeit dafür, mittels eines knapp 250 Milliarden Euro schweren Bond- und Anleihekaufprogramms insbesondere Unternehmen aus bestimmten Sektoren zu unterstützen, die zu den weltweit größten Kohlendioxidemittenten gehörten.

Hierunter fänden sich neben Unternehmen aus der Öl- und Gasindustrie auch Emittenten aus der Flugindustrie. Manche Ökonomen sind der Ansicht, dass der „marktneutrale“ Ansatz der EZB bereits in der Vergangenheit nichts anderes als eine Fassade gewesen sei. Denn seit dem Beginn der Anleihekäufe der EZB im Unternehmenssektor habe sich stets die Frage gestellt, welche Anleihen gekauft werden sollen und welche nicht.

Nun böte sich die aufkommende Chance, Entscheidungen dieser Art mit den strategischen Präferenzen der EZB in Einklang zu bringen. Zukünftig werde sich die EZB also ganz offen dazu bekennen, welche Unternehmen und Branchen deren Direktorium mittels Bond- und Anleihekäufen zu unterstützen gedenke – und welche nicht.

Kieler Weltwirtschaftsinstitut hält den Plan für eine schlechte Idee

Beim Kieler Weltwirtschaftsinstitut wird damit gerechnet, dass die EZB ihre geldpolitischen Entscheidungen in der Zukunft an selbst gesteckte Klimaziele anpassen wird. Es handele sich hierbei allerdings um eine „schlechte Idee“. Denn sollte die EZB zukünftig verstärkt auf einen Ankauf von Anleihen und Aktien von Emittenten „grüner“ oder alternativer Energien setzen, um deren Kohlendioxid emittierende Sektor-Rivalen massiv zu vernachlässigen, würden nur weitere ökonomische Ungleichheiten in einem bereits höchst fragilen System geschaffen und zementiert.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Trotz oder gerade aufgrund eines immer sichtbarer werdenden Niedergangs der westlichen Wirtschaften schreiten die Pläne zu einer zentralplanerischen Ökonomie auf allen Ebenen des bestehenden Systems – somit auf politischer, geldpolitischer und gesellschaftlicher Ebene – mit Siebenmeilenstiefeln voran.

Potenziell selektierte Bond- und Anleihekäufe unter Unternehmen, die in durch Politik und Zentralbanken präferierten Wirtschaftszweigen aktiv sind, werden neue Realitäten schaffen und massive Umbrüche in einer Zeit befördern, die ohnehin bereits durch vermehrtes Chaos und eine wachsende Unsicherheit geprägt ist.

Auf das internationale Geldsystem blickend lässt sich konstatieren, dass sich die Zeichen für eine finale Zerstörung der Fiat-Währungen mehren. Wie im <link wirtschaftsfacts beitrag venezuela-erste-nation-weltweit-die-wandel-zur-digitalen-wirtschaft-vollzieht _blank>Bericht zu Venezuela ausgeführt, scheint das Establishment den letzten Ausweg zum Erhalt von Kontrolle in einer Digitalisierung von Währungen zu sehen.

So preist Venezuelas Staatspräsident Maduro nach dem Fehlschlag einer „Dollarisierung“ seines Landes den digitalen Petro an, indem der Versuch unternommen wird, das vollkommen zerstörte Vertrauen in den papiernen Bolivar durch eine vermeintliche Deckung des Petro mittels der venezolanischen Erdölreserven wiederzubeleben.

Doch was entgegnet Maduro den durch Hyperinflation und Papierwährungscrash verarmten Massen in seinem Land? Sich nach wie vor der Unterstützung des heimischen Militärs vergewissernd, werden Kritik und Opposition an der Regierung nahezu im Keim erstickt. Wer nach besseren Aussichten und Perspektiven Ausschau hält, packt die Koffer, um sich ins Ausland abzusetzen.

Übertragen auf möglicherweise kollabierende Fiat-Währungen im Westen könnte durch hiesige Regierungen der Versuch unternommen werden, Gold – wie ehedem in den 1930iger Jahren – abermals zu einem festgesetzten Preis zu konfiszieren, um zu lancierende Digital- und Kryptowährungen durch Zentralbanken mittels Gold zu besichern.

Eine solche Entscheidung ginge allerdings mit weiteren Entwicklungen von Tragweite einher. Denn entweder müssten die dann umlaufenden Digitalwährungseinheiten in Relation zu den aktuell kursierenden Fiat-Papiergeldeinheiten massiv beschnitten werden, was zu einem kompletten Zusammenbruch der unterliegenden Wirtschaften führen würde.

Oder Gold müsste im Preis nach dessen Enteignung durch Regierungen entsprechend nach oben angepasst werden, aktuell auf rund 15.000 US-Dollar pro Feinunze, falls digitale Geldeinheiten in der Zukunft in der gleichen Anzahl wie Fiatgeld-Einheiten umlaufen sollen.

Trotz allem muss stets damit gerechnet werden, dass es – ähnlich wie in Venezuela – zuvor zu einer Hyperinflation kommen könnte, in deren Zuge Wirtschaften und Ersparnisse weitläufig zerstört würden.

Darüber hinaus ist keineswegs gewiss, ob es innerhalb des EZB-Systems tatsächlich zu einem Konsens hinsichtlich einer zukünftigen Abschaffung des Bargelds kommen wird. Es ist zum Beispiel die Österreichische Zentralbank, die zuletzt eine Informationskampagne initiiert hat, in deren Zuge einem Erhalt des Bargelds offen das Wort geredet wird.

Es lässt sich aus diesem Blickwinkel vermuten, dass Uneinigkeit in Bezug auf die weiteren Entwicklungen besteht. Dies kann sich gewiss ändern, doch sei abschließend gesagt, dass sich die wirtschaftlichen Probleme mit jedem verstreichenden Tag intensivieren. Das Zeitfenster zu einer echten Gestaltung der Dinge und Entwicklungen schließt sich mit jeder vergehenden Woche ein Stückchen mehr.

Ist der Kollaps – wie in Venezuela – erst einmal da, zeigt sich, dass der Zustand einer gesellschaftlichen Verarmung und Verelendung Jahre andauern kann – womit sich dann die politisch-gesellschaftlichen Probleme und der damit einhergehende Radikalismus und Extremismus vertiefen und beschleunigen.

Wer´s nicht glaubt, braucht in diesen Tagen nur ins Leuchtturmland der Demokratie, nämlich in die Vereinigten Staaten, zu blicken, um sich vom Gegenteil zu überzeugen!

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