Lange hat es im Angesicht der Entwicklungen in den Emerging Markets und einer sich abschwächenden US-Wirtschaft nicht gedauert, bis sich mit Narayana Kocherlakota, Chef der Fed of Minneapolis, eine Supertaube im Board der Federal Reserve in der Öffentlichkeit vorwagt, um die Amerikaner auf Negativzinsen in den Vereinigten Staaten einzustimmen. Es gibt zwar auch das Sprichwort, dass eine Taube noch keinen Sommer macht, doch an zahlreichen Täubchen mangelt es im Offenmarktausschuss der Fed keineswegs, seien Sie sich dessen gewiss.

Negative Leitzinsen - nur eine Erwägung?

Die Federal Reserve sollte erwägen, den eigenen Schlüsselleitzins in negatives Terrain abzusenken. Die hinter Kocherlakotas Aussage steckenden Gedanken weisen doch ganz klar darauf hin, wohin die Zinsreise in den USA gehen wird. Es gibt zwar auch das Sprichwort, dass eine Taube noch keinen Sommer macht, doch an zahlreichen Täubchen mangelt es im Offenmarktausschuss der Fed keineswegs, seien Sie sich dessen gewiss.

All das Gerede Janet Yellens im Hinblick auf einen bevorstehenden Zinsanhebungszyklus der Fed ist bis dato ad absurdum geführt worden. Interessant ist diese Tatsache besonders unter der Prämisse, dass manche Großbanken an der Wall Street – wie Citi – die Fed geradezu dazu auffordern, den eigenen Schlüsselleitzins endlich anzuheben. Die Analysten bei Citi hören sich schon fast nach den zahlreichen Kritikern der Fed an, die Yellen vorwerfen, die „Märkte“ auf Basis der betriebenen Zinspolitik vollends zu zerstören.

Doch wer wollte behaupten, dass Janet Yellen kein Herz für ihre Kollegen in den arg gebeutelten Schwellenländern hätte?! Nach dem Unterlassen einer Zinsanhebung im Monat September zeigte auch das gestern veröffentlichte Protokoll der letzten Zinssitzung der Fed, dass sich die Mitglieder des Offenmarktausschusses nahezu darin einig waren, den Leitzins in diesem Jahr nicht mehr anzuheben. Was zu erwarten stand. Ich hatte dies hier immer wieder – völlig zu Recht – angezweifelt.

Die verbalakrobatische Karotte

Im kommenden Jahr dürfte sich diese Verbalakrobatik – ähnlich wie im Fall der Bank of England – fortsetzen, ohne dass etwas geschehen wird. Die Schwellenländerwährungen haben es Janet Yellen auf dem Fuße gedankt. Die in den letzten Wochen am stärksten gebeutelten Währungen wie die türkische Lira, die indische Rupie oder der brasilianische Real vollzogen Rallyebewegungen. Wie lange diese längst fällige technische Reaktion im Hinblick auf die weltweit am stärksten ausgebombten Währungen anhalten wird, bleibt indes abzuwarten.  

Hinzu gesellt sich ein weiterer Faktor. Denn zeigen Sie mir einen Fed-Repräsentanten, der gewillt gewesen wäre, die Zinsen in den USA im Dezember nur wenige Tage vor dem Weihnachtsfest anzuheben, um den Amerikanern ein solches Geschenk unter den Tannenbaum zu legen! Für mich persönlich weist die jüngst getätigte Aussage von Kocherlakota eher den Weg, wohin sich der US-Leitzins in der Zukunft entwickeln wird. Lesen Sie dazu nochmals meinen Bericht <link kategorie wirtschaftsfacts beitrag usa-wird-fed-den-leitzins-auf-bis-zu-5-senken>USA: Wird Fed den Leitzins auf bis zu –5% senken?.

Zinserhöhungen und selbst aufgepumpte Blasen

Denn eines ist doch auch klar. Im Angesicht eines sich auch nach sieben Jahren fortsetzenden Schuldenabbaus im privaten Wirtschaftssektor der USA wäre eine Zinserhöhung – und dies im Angesicht eines ohnehin schon relativ starken US-Dollars – ebenso kontraproduktiv, da die US-Wirtschaft und der Finanzmarkt des Landes dringend auf weitere Unterstützung in Bezug auf Schuldenmonetisierungen angewiesen sind. Andernfalls klappt das Schuldgebäude in sich zusammen. Zumal bei der Fed wohl niemand für eine neue Kreditkrise verantwortlich gemacht werden möchte.

Es hat sich also nichts geändert. Die Fed hat sich – wie alle anderen großen Notenbanken – in eine selbst gebastelte Falle hinein manövriert, aus der es keinen Ausweg mehr gibt. Ebenso wenig wie die Zinsen in den USA im laufenden Jahr steigen werden, dürften sie genauso wenig im Jahr 2016 klettern. Denn an den zugrundeliegenden Problemen in der Welt ändert sich ja nichts, im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Addiert man die durch die Geldpolitik der Fed erzeugten Finanzblasen noch hinzu, ist das Explosivgemisch perfekt. 

Die Originalrede von Kocherlakota findet sich unter nachfolgendem Link auf der Seite der Fed of Minneapolis. Um einen besseren Eindruck über die Gedankenwelt dieses Mannes zu erhalten, erweist sich das Lesen nicht als Zeitverschwendung:

 

https://www.minneapolisfed.org/news-and-events/presidents-speeches/still-room-for-improvement

 

Allen Lesern ein schönes Wochenende!

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