Die Münzen werden knapp!

In den Vereinigten Staaten explodieren seit Anfang Juni Google-Anfragen in Bezug auf eine inzwischen fast im ganzen Land existierende Münzknappheit. Resultat ist, dass Supermarkt-Ketten die Verbraucher mittlerweile offen dazu auffordern, ihre Einkäufe mittels Kredit- und EC-Karten zu bezahlen – oder die anfallenden Beträge exakt in bar zu begleichen.

Entwickeln sich die Vereinigten Staaten vielleicht gerade nach dem Vorbild Simbabwes, wo es nach einer Dollarisierung des südafrikanischen Landes nicht genügend Münzen gab, um Barzahlungen mittels Scheinen zu wechseln. Sehen Sie mir das bisschen Ironie an dieser Stelle bitte nach, werte Leser.

Selbstzahlsysteme akzeptieren kein Cash mehr

Unter den größten Supermarkt-Betreibern in den USA, deren automatische Bezahlmaschinen ab sofort nur noch Zahlungen mittels Kredit- oder EC-Karten akzeptieren, befindet sich das im US-Bundesstaat Michigan ansässige Unternehmen Meijer Incorporation.

Laut Meldung vom vergangenen Freitag werden Selbstzahlsysteme in insgesamt 250 durch Meijer betriebenen Supercentern nur noch bargeldlose Zahlungen akzeptieren. Ein Sprecher des Unternehmens teilte gegenüber dem Sender ABC mit, dass man die eigenen Kunden nicht verärgern wolle, obwohl davon auszugehen sei, dass der Frust unter manchen Kunden ob der nun ergriffenen Maßnahme wachsen werde.

Das Unternehmen sähe sich jedoch andernfalls nicht dazu in der Lage, der Münzknappheit zu begegnen. Wie kann es überhaupt zu einer solchen Münzknappheit in den Vereinigten Staaten kommen?

Coronavirus: Fed rationiert umlaufende Münzen!

Lauschen wir zu diesem Thema Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell, der hierzu kürzlich in einer Anhörung vor einem Kongressausschuss zugab, dass der Umlauf von Münzen durch die Federal Reserve rationiert worden sei.

Der Grund? Augenscheinlich sollen Münzen aus dem Verkehr gezogen werden, um die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu begrenzen. Auf den Punkt gebracht heißt das in der Übersetzung: Bargeld = Ansteckung.

Powell fügte in seiner Erklärung an, dass es im Zuge der partiellen Schließung der Wirtschaft zu einem sich reduzierenden Umlauf von Münzen gekommen sei. Deren Umlauf sei nahezu zu einem Halt gekommen, so Powell. Angesichts der verordneten Schließungen von Shopping Malls, Geschäften aller Art und Restaurants sei es zu einer Situation gekommen, in der die Menschen ihre Münzen nicht mehr hätten ausgeben und in Umlauf bringen können.

Powell: Entscheidung ist nur temporär – in Bedarfsregionen wird Münzangebot wieder erhöht

Münzen hätten aufgrund der weitläufigen Schließungen auch nicht mehr gegen Scheine eingetauscht werden können. Bei der Federal Reserve sei man sich über diese Situation bewusst, weshalb die Fed mit der amerikanischen Münzprägeanstalt U.S. Mint kooperiere, um das Münzangebot im Land zu erhöhen.

Gleichzeitig seien die regionalen Niederlassungen der Fed darum bemüht, das Münzangebot in jenen Teilen des Landes zu erhöhen, wo dies notwendig sei, so Powell abschließend. Bei der Fed selbst werde deshalb von einer temporären Erscheinung ausgegangen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Ob diese Erscheinung temporär sein wird, bleibt abzuwarten. Schließlich bedient sich die Federal Reserve überaus gerne des Begriffs „temporär“, um aufkommende Kritik erst einmal abzuschmettern, wonach sich jedoch zeigt, dass etwaige Maßnahmen sich verewigt haben.

Wir kennen diese Salamitaktik bereits!

Erinnern Sie sich noch an Aussagen seitens des Ex-Fed-Chefs Ben Bernanke unter Eid vor einem Kongressausschuss laut denen es sich im Fall von QE lediglich um „temporäre“ Maßnahmen handele? Das war in den Jahren 2008 und 2009.

Erinnern Sie sich noch an Aussagen seitens Fed-Chefs Jerome Powell im September letzten Jahres, wonach die Interventionen der Federal Reserve an den Repo-Märkten lediglich kurzfristiger und „temporärer“ Natur sein würden?

Und nun soll also die Münzknappheit „temporärer“ Natur sein? Angesichts der Coronavirus-Pandemie lassen sich derlei Maßnahmen relativ leicht und ohne viel Gegenwind begründen.

Umso mehr Wasser den Potomac hinunterfließt, desto mehr Zeit vergeht auch. Zeit, in der sich Verbraucher langsam aber sicher daran gewöhnen, beim alltäglichen Einkauf mittels EC- oder Kreditkarten zu bezahlen. Bis es dann, siehe Meijer, zur Regel wird.

Unter dem Deckmantel der globalen Pandemie wird Zentralbanken und Regierungen eine ganze Menge an Spielraum verschafft, wenn es um die lang ersehnte Erfüllung eigener Träume geht. Erst verschwinden die Münzen, dann irgendwann die Scheine. Es lebe das Bargeld!

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