Dass die wirtschaftlichen Probleme in den Kernländern der Eurozone angekommen sind, zeigt nicht nur die Entwicklung in Frankreich, wo fast alle Indikatoren mit bemerkenswerter Geschwindigkeit gen Süden streben. Auch die Niederlande stehen ökonomisch immer schwerer unter Druck, so dass nun bereits darüber spekuliert wird, wann das Land durch die Ratingagenturen abgestuft und damit seinen AAA-Status verlieren wird. Ein Blick auf die ESM-Architektur lässt Böses ahnen.  

 

 

Nicht nur aus Frankreich, sondern auch aus den Niederlanden kamen in der letzten Woche Daten zur Entwicklung der Konjunktur, die auf weiteres Ungemach schließen lassen. Diesmal sprechen wir jedoch nicht über die Peripherie- sondern über zwei Kernländer der Eurozone. Eine platzende Häuserblase sorgte in den Niederlanden dafür, dass sich die fünftgrößte Wirtschaft der Eurozone zum dritten Mal seit dem Jahr 2009 in der Rezession befindet.

 

 

Auch in Q4/2012 schrumpfte die Wirtschaft. Die Niederlande befinden sich in der dritten Rezession seit dem Jahr 2009 / Daten basierend auf: CBS

Der Bankensektor scheint nach wie vor stark angeschlagen, rund die Hälfte aller führenden Banken des Landes wurde bislang verstaatlicht. Ausgerechnet in diesem Umfeld erklärte die niederländische Regierung, ihr Budgetdefizit im laufenden Jahr unter die Schwelle von 3% drücken zu wollen. Dass sich diese Ziele nur durch Sparmaßnahmen umsetzen lassen dürften, scheint selbstredend. Mit Sorge vernahm man an den Finanzmärkten deshalb die jüngsten Warnungen der Ratingagentur Fitch.

Nachdem Moody´s am Freitagabend das Kreditrating von Großbritannien herabstufte, warnte Fitch vor Kurzem mit selbiger Aktion im Falle der Niederlande. Zumindest wurde schon einmal der Ausblick für das Rating auf negativ gesenkt. Dadurch dürften sich die Kreditkosten beider Länder verteuern, was insbesondere im Hinblick auf die ESM-Architektur (mit den Niederlanden als fünftgrößter Zahlnation) noch zu arger Not führen könnte. Denn der ESM-Rettungsschirm ist in seiner Gesamtheit nur so glaubhaft wie seine dahinterstehenden Finanziers.

 

 

Ein Blick auf die ESM-Architektur zeigt, dass mit Italien und Spanien zwei Länder hauptsächlich zum Rettungsschirm beitragen, deren Wirtschaften stark angeschlagen sind beziehungsweise sich wie im Falle Spaniens in einer Depression befinden. Mit den Niederlanden in der Rezession und Frankreich auf dem Weg dorthin, bleibt eigentlich nur noch Deutschland, dessen Wirtschaft die Fahne in der Eurozone hochhält.

 

 

Das Verbrauchervertrauen sank in den Niederlanden im Februar auf -44 Punkte. Und damit auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Datenaufzeichnungen/ Quelle: CBS

Über die Lage in Italien, Spanien und Frankreich hatten wir zuletzt hinlänglich berichtet. Ein Blick auf die Niederlande zeigt, dass sich die ökonomischen Probleme im Königreich ebenfalls vertiefen. So sank das Verbrauchervertrauen unter den privaten Haushalten in der letzten Woche mit -44 Punkten auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Datenaufzeichnungen (!). In diesem Kontext sollte man sich darüber gewiss sein, dass die Arbeitslosenquote im Januar mit 7,5% ihr höchstes Niveau seit 16 Jahren erreichte. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt laut neuester Daten jetzt bei 15%.

 

 

Saisonbereinigt kletterte die offizielle Arbeitslosenquote auf 7,5%; die Jugendarbeitslosigkeit liegt nun bei 15% / Quelle: CBS


 Als wäre das nicht schon genug, brachen auch die niederländischen Häuserpreise im Januar um fast 10% gegenüber dem Vorjahr ein, was dem stärksten Rückgang in einem Jahresvergleich seit 1995 entspricht. Doch nicht nur der starke Einbruch an den Häusermärkten führte unter Analysten zu Sorgenfalten. Vielmehr zeigt sich jetzt, dass nicht nur die Konsumausgaben und der Ausblick der Verbraucher auf die heimische Wirtschaft immer mehr in die Grütze gehen, sondern auch die Investitionen. Weitere Sparanstrengungen dürften die Lage zusätzlich verschärfen.

 

 

Der Einbruch an den niederländischen Häusermärkten setzte sich im Januar mit intensivierender Stärke fort / Quelle: CBS

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