„Wir werden gemeinsam für Venezuela kämpfen“, wie Haley durch ein Megafon schimpfte. „Wir werden so lange kämpfen, bis Maduro Geschichte sein wird.“ Hierin spiegelt sich das klassische Gedankengut unter Neokonservativen: dass die USA die Autorität dazu besitzen, um dem Rest der Welt die Lebensweise vorzuschreiben oder wer dort – unabhängig von zuvor erfolgten Wahlen – die politische Macht ausüben sollte.

Nach mehr als einem Jahr, in dem in Washington bis dato gänzlich unbewiesene Vorwürfe hinsichtlich einer Beeinflussung der amerikanischen Präsidentschaftswahlen durch Russland kursierten, haben wir es nun mit einer hochrangigen US-Regierungsmitarbeiterin zu tun, die ganz offen und unverblümt zum Sturz einer demokratisch gewählten Regierung im Ausland aufruft.

Stellen Sie sich bildlich bitte gerade einmal vor, was geschähe, wenn Präsident Putins Berater für Nationale Sicherheit sich ein Megafon in New York City geschnappt hätte, um das Volk der Vereinigten Staaten von Amerika gänzlich offen und unverblümt zu einem gewaltsamen Sturz der eigenen Regierung aufzurufen!

Vor den Vereinten Nationen hat Venezuelas Präsident Maduro westlichen Medien den Vorwurf gemacht, die Krise in seinem Land zu hypen, um die Grundlage für eine weitere „humanitäre Intervention“ zu schaffen.

Manche mögen derartige Vorwürfe belächeln, doch die jüngere Geschichte zeigt, dass sich US-Interventionisten unzähliger Lügen bedienen, um einen Regimewechsel im Ausland zu forcieren.

Und die Medien singen mit im Chor, um diese Lügen zu verbreiten. Rufen Sie sich noch die konstruierten Lügen über Muammar al-Gaddafi in Erinnerung, der seine Truppen mit Viagra versorgt haben soll, um seinen Soldaten auf diese Weise dabei zu unterstützen, sich auf ihrem Weg durch Libyen „durch zu vergewaltigen“?

Rufen Sie sich einerseits noch die Babys in Erinnerung, die „aus Inkubatoren geworfen worden sind“ oder andererseits die „mobilen Chemiewaffenlabore“ im Irak? Wer die angewendeten Praktiken in der Vergangenheit Revue passieren lässt, gelangt zu dem Urteil, dass sich in Maduros Anklage ein undefinierbarer Grad an Wahrheit findet.

Wir wissen, dass Sozialismus nicht funktioniert. Es handelt sich um ein ökonomisches System, das auf Anwendung von Gewalt anstelle eines ökonomischen Friedens der freien Wahl basiert.

Doch während viele Amerikaner in Panik über den Zusammenbruch des Sozialismus in Venezuela zu verfallen scheinen, scheint in der Heimat niemand wirklich besorgt darüber zu sein, dass Präsident Trump hier in den USA gerade ein massives Ausgabegesetz in Höhe von $1,3 Billionen unterzeichnet hat, das sozialistische Elemente in einem Ausmaß enthält, die sich in Venezuela wohl niemand vorstellen könnte.

Tatsache ist, dass dieses Ausgabegesetz einen Umfang aufweist, in den Venezuelas BIP drei Mal hinein passen würde! Habe ich etwa verpasst, wie all die Amerikaner protestierend gegen diesen Militär- und Wohlfahrtstaatssozialismus auf die Straße gegangen sind? Woraus speisen sich all die Bedenken unter Neokonservativen und „humanitären Interventionisten“ in Bezug auf die Menschen in Venezuela?

Es beschleicht mich die Ahnung, es könnte die Tatsache sein, dass Venezuela auf den weltweit größten Erdölreserven sitzt, die dieses Interesse wecken. Venezuelas Erdölreserven sind gar von größerem Ausmaß als jene Saudi-Arabiens. Es gibt eine Vielzahl von Ländern in der Welt, die narrenhafte Wirtschaftsleitlinien verfolgen, und die in wirtschaftlichen Schmerzen unter deren Bevölkerungen gipfeln.

Doch von Nikki und unseren Neocons lässt sich nichts vernehmen, wenn es um „Bedenken“ im Hinblick auf diese Menschen geht. Könnten sich die Dinge und Interessen also ein wenig um dieses in Venezuela lagernde Erdöl drehen? Glauben Sie diesen von Interessen geleiteten Leuten kein Wort, wenn von ihnen dazu aufgerufen wird, den Menschen in Venezuela zu helfen.

Falls Washington wirklich ein humanitäres Interesse am Schicksal der Venezolaner hätte, würde es dort nicht zum Aushecken von Plänen zu einem Regimewechsel in diesem Land kommen. Dies gilt vor allem unter der Prämisse, dass jede „Befreiung“ dieser Art anderswo in der Welt damit endete, dass es den dort lebenden Menschen noch schlechter ging als zuvor!

Nein, falls Washington – und der Rest von uns – echtes Interesse am Schicksal der Venezolaner aufbrächte, würden wir uns zugunsten einer sofortigen Aufhebung der schrecklichen US-Sanktionen gegen das südamerikanische Land stark machen. Diese US-Sanktionen machen eine schlimme Situation nur noch schlimmer.

Gleichzeitig würden wir uns für eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen zwischen unseren beiden Nationen samt der Ausweitung unseres Handels aussprechen. Und vielleicht würden wir anderen Nationen sogar ein gutes Beispiel abgeben, indem wir gegen den realen und in unserer Heimat existierenden Sozialismus opponieren würden, bevor wir das Monster des Sozialismus im Ausland bekämpfen.

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2018 Dr. Ron Paul / Institute for Peace and Prosperity

Dr. Ron Paul war neben seiner rund zwanzigjährigen Tätigkeit als Washingtoner Kongressabgeordneter für den US-Bundesstaat Texas auch Präsidentschaftskandidat für die Partei der Republikaner. Sein Buch „Swords into Plowshares“ ist im Buchhandel erhältlich.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"