Zwar hat sich in Norwegen – wie auch den meisten anderen Ländern Skandinaviens – in den vergangenen Jahren eine enorme Preisblase an den Immobilienmärkten gebildet. Nachdem diese Blase in Dänemark schon vor einigen Jahren geplatzt ist, und dort für eine Reihe von Bankenverstaatlichungen sorgte, dürfte Norwegen aufgrund seiner massiven Kapitalreserven weitaus besser auf einen Bust der eigenen Blase vorbereitet sein als beispielsweise das Nachbarland Schweden.

Ende des vergangenen Jahres senkte die schwedische Regierung zu allem auch noch den eigenen Wachstumsausblick sowohl für dieses als auch das nächste Jahr. Daran soll vor allem eine auf sich warten lassende Trendwende im heimischen Exportsektor die Hauptschuld tragen. Um die Ökonomie vor den im September 2014 stattfindenden Wahlen anzukurbeln, brachte die Stockholmer Regierung nun eine unerwartete Reduzierung der Einkommenssteuer ins Spiel.

Seit 2006 soll es in diesem Jahr also zur fünften Senkung der Einkommenssteuern in Schweden kommen, um zumindest den heimischen Konsum zu stimulieren. Trotz allem bleibe der ökonomische Ausblick mehr als unsicher, wie die Regierung damals mitteilte. Trotz allem sanken die Verbraucherpreise im Dezember 2013 weiter, was die Riksbank dazu veranlasste, ihren Leitzins von 1% auf 0,75% zu reduzieren. Ganz offensichtlich stand im Angesicht der beschlossenen Zinssenkung jedoch auch die Geldpolitik der EZB im Vordergrund.

Schweden kann es sich im Angesicht einer über dem historischen Durchschnitt liegenden Arbeitslosigkeit und einer ohnehin angeschlagenen Exportindustrie nämlich nicht leisten, die schwedische Krone gegenüber dem Euro aufwerten zu lassen. Sollte die Blase an den heimischen Häusermärkten platzen, dürfte sich Schweden noch vor ganz andere Probleme gestellt sehen. Die Entwicklung beim skandinavischen Nachbarn Dänemark gibt darüber Aufschluss, wo die Reise hingehen könnte.

Um auf Norwegen zurückzukommen, dürfte das extrem wohlhabende Land weitaus besser auf potenzielle Wirtschaftsprobleme eingerichtet sein. Denn gestern wurde bekannt, dass jeder Norweger theoretisch zu einem Millionär auf Kronen-Basis avancierte. Dahinter steckt die zuletzt sehr gute Performance des im Jahr 1990 gegründeten Staatsfonds, Norwegens, der die staatlichen Einnahmen aus der Nordsee-Rohölförderung verwaltet. Immerhin befindet sich 1% aller weltweit ausstehenden Aktien und eine große Anzahl von Immobilienobjekten von Oslo über London bis hin zu New York in Besitz des Staatsfonds.

Der durch Norwegens Zentralbank verwaltete Staatsfonds verfügt über Vermögenswerte, die ein aktuelles Gesamtvolumen von 5,1 Billionen Kronen oder umgerechnet rund $830 Milliarden aufweisen. Bei einer Bevölkerungsanzahl von etwas mehr als 5 Millionen Einwohnern ist jeder Norweger auf dem Papier also zu einem Kronen-Millionär avanciert. Im Gegensatz zu den Regierungen anderer Staaten setzten die Norweger schon relativ frühzeitig auf eine Hortung der aus dem Erdölgeschäft eingehenden Staatseinnahmen, um diese für zukünftige Generationen gewinnbringend anzulegen.

Zwar haben die norwegischen Bürger keinen direkten Zugriff auf das gehortete Kapital, doch notwendige Investitionen können aus der Portoschublade gestemmt werden, zumal das Land über ein massives Finanzpolster für potenziell schlechte Zeiten verfügt. Anstatt Sozialleistungen wie viele andere Staaten Europas oder die USA fast ausschließlich auf Basis einer stetig steigenden Staatsverschuldung und Steuereinnahmen zu finanzieren, kann sich Norwegen gelassen zurücklehnen, um den Dingen entgegen zu sehen.

Immerhin ist Norwegen aktuell der siebtgrößte Erdölproduzent der Welt. Doch auch im Gegensatz zu einer Reihe von anderen Erdöl explorierenden Staaten setzte die Regierung nicht einzig auf temporäre Maßnahmen, um kurzfristige Booms in seiner Wirtschaft zu befeuern. Resultat ist, dass Norwegen sich bislang kaum mit dem sich daran anschließenden Kater und den schmerzhaften Anpassungsprozessen herumschlagen musste, wie sich dies zum Beispiel seit Jahren in den Südländern der Eurozone beobachten lässt. 

Immerhin verfügt der Staatsfonds laut aktueller Daten über Finanzmittel, die sich auf etwa 185% des BIPs im Jahr 2013 beliefen. Allgemein wird erwartet, dass dieses Verhältnis erst im Jahr 2030 bei 220% sein Top ausbilden wird. Norwegens Parlamentarier scheinen schlau genug gewesen zu sein, um ein in Relation zur Bevölkerungsanzahl riesiges Kapitalvolumen beiseite zu legen und für die Zukunft anzusparen. Nur etwa 5% dieser Summe findet sich in der Heimat investiert, während der Rest breit gestreut in der ganzen Welt in verschiedensten Bereichen und Sektoren veranlagt wurde.  

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