Die Gedankenspiele sind vielfältig im US-Vorwahlkampf. Die Vorschläge reichen von Muslime nicht mehr ins eigene Land einreisen zu lassen über den Bau der Mauer an der amerikanisch-mexikanischen Grenze bis hin zum Vorwurf, dass Chinesen, Mexikaner und Japaner nur nach Amerika kämen, um den Einheimischen ihre Arbeitsplätze wegzunehmen. Schon zu einem recht frühen Zeitpunkt ist die Hitzigkeit in den Debatten unter Amerikas Präsidentschaftskandidaten auf einem Siedepunkt. Wen wundert das? Überwältigend sind schließlich auch die gesellschaftlichen, ökonomischen und finanzpolitischen Probleme des Landes.

Für den Kapitalverwalter Oaktree Capital ist dies ein Grund, um Alarm zu schlagen. Denn jüngst getroffene Aussagen unter Amerikas Präsidentschaftskandidaten verängstigten global aktive Investoren zutiefst. Im Rahmen eines Interviews mit Bloomberg-TV erklärte Oaktree Co-Gründer und Präsident Howard Marks, dass diese Präsidentschaftsanwärter Investoren rund um den Globus allesamt zu Tode verängstigten.

Massiver Vertrauensverlust der Wähler gegenüber Washington

Allen voran nennt Howard Marks selbstverständlich den aussichtsreichsten Kandidaten im republikanischen Lager. Donald Trumps Kommentare, laut denen Chinesen, Mexikaner und Japaner in die USA kämen, um amerikanischen Bürgern ihre Jobs wegzunehmen, hätten zu großer Besorgnis unter global aktiven Investoren geführt. Denn die Menschen tendierten dazu Trump zu glauben, so Marks.

Ergebnis sei, dass alle anderen noch im Rennen verbliebenen Präsidentschaftskandidaten sich an Trump ausrichteten und anpassten, um diesen in seiner Rhetorik noch zu überbieten. Nun, werte Leser, Sie sollten sich vielleicht einmal die Frage stellen, warum die Menschen dazu tendieren, Trump oder Sanders Glauben zu schenken? Könnte der Grund sein, dass die heillos zerstrittene politische Klasse in Washington dabei ist, das Vertrauen der Bürger vollends zu verlieren?!!

Nicht nur Trump, sondern auch „Feel the Bern“ Sanders punktet mit klaren und deutlichen Aussagen zu den gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Begebenheiten. Hinzu kommt, dass die Wähler nicht mehr so ignorant und unbewusst sind wie noch in Zeiten vor Ausbruch der Finanzkrise.

Vielmehr treffen klar und deutlich ausgesprochene Worte unter diesen Wählern auf ein augenscheinlich lange ersehntes Echo. Immer mehr Menschen fühlen sich vom politischen Establishment nämlich nicht mehr vertreten. Dies zeigt unter anderem auch die vor wenigen Tagen publizierte erste nationale Wahlumfrage zu den aussichtsreichsten Kandidaten, die sich noch im Rennen befinden.

Abkühlende Wirtschaft sorgt zusätzlich für Verunsicherung

Im demokratischen Lager kommt Hillary Clinton nicht gut weg. Denn die Bürger Amerikas haben kein Vertrauen in die Ex-Außenministerin (siehe obige Grafik). Eine tiefe Wunde, in die nicht nur Bernie Sanders, sondern auch Donald Trump immer wieder seinen Finger hineinsteckt. Wen wundert es nach den jüngsten Ereignissen und aufgedeckten Enthüllungen über Hillary Clinton und deren gute Verdrahtung mit der New Yorker Wall Street? Dies ist eine Entwicklung, die auch in Europa immer offenbarer wird.

Um zu den Finanzmärkten zurückzukommen, so zeigt der Grad der Volatilität des Chicago Board Options Exchange Index Anstiege von 23% seit Jahresbeginn respektive 44% in den letzten zwölf Monaten. Einerseits resultiere diese Instabilität  aus dem sich verlangsamenden Wachstum in China, so Marks.

Auf der anderen Seite hätten aber auch der Ölpreiseinbruch, die vorherrschende Unsicherheit über die Entwicklung der Leitzinsen und eine sich intensivierende Furcht vor terroristischen Anschlägen zu diesen Anstiegen beigetragen. Oaktree Capital verwaltet knapp $100 Milliarden in Form von zahlungssäumigen Schulden sowie Positionen in Private Equity, Immobilien, Emerging Markets sowie Vermögenswerten im Infrastruktur- und Energiesektor.

Oaktree Capital: Neuer Milliarden-Fonds zum Aufkauf von Unternehmensschulden

Oaktree Capital hatte in den vergangenen Wochen rund $10 Milliarden unter Investoren eingesammelt, um einen neuen Fonds ins Leben zu rufen. Dieser Fonds soll die Schulden von in Zahlungsschwierigkeiten befindlichen Unternehmen aufkaufen, nachdem die sich zuspitzende Lage im Öl- und Gassektor nun auch auf andere Bereiche wie Medien und den Einzelhandel übergesprungen ist.

Aus meinem Blickwinkel möchte ich Howard Marks zurufen, sich zukünftig weniger in die heimische Politik einzumischen. Es würde sich empfehlen, den eigenen Geschäften nach zu gehen, solange diese noch in einer derart unregulierten Weise und stets mit einer „Quasi-Garantie“ seitens der Steuerzahler möglich sind.

Es sind eben jene „Investoren“, die Marks zitiert, die sich bei Licht besehen im Windschatten der Zentralbanken als Kamikaze-Spekulanten erweisen. Marks gehört auch dazu. Dies wird noch so lange gut gehen, so lange sich das Vertrauen in die Notenbanken aufrecht erhalten lässt.

Wie die Lage in Japan zeigt, ist es damit nicht mehr allzu weit her. Wie in der Vergangenheit werden uns Finanzmarktspekulanten sehr wahrscheinlich ein weiteres Mal in den Abgrund reißen. Dass passiert immer dann, wenn eine alte Erfahrung verworfen wird, laut der sich mit Geld langfristig kein Geld verdienen lässt.

Es ist an der Zeit, Spekulanten an den internationalen Devisen- und Finanzmärkten endlich den Stecker aus der Dose zu ziehen und ihnen den Saft abzudrehen. Gleiches gilt für die globalen Notenbanken – allen voran die Fed –, die dieses gefährliche Finanzmarktcasino durch ihre Geldpolitik überhaupt erst am Laufen halten. Aus dieser blutenden Wunde wuchert das Krebsgeschwür unseres Systems und unserer Gesellschaft.    

Nachdem Donald Trump die Vorwahlen in New Hampshire und South Carolina gewann, ließ er seine beiden Kontrahenten Rubio und Cruz im Bundesstaat Nevada gar mit einem Abstand von 20 Prozentpunkten hinter sich. Auch die Debatten im demokratischen Lager zeigen, dass die Wähler einen immer größeren Drang nach Wahrheit zu haben scheinen. Plumpe Versuche der Medien, die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen samt eines völlig aus dem Ruder gelaufenen System des Nepotismus unter den Teppich zu kehren, fruchten einfach nicht mehr.

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