Jeden Monat veröffentlicht die NYSE einen Bericht, in dem die Entwicklung von Margin Debt unter den mit der NYSE assoziierten Brokerhäusern angepasst und neu ausgewiesen wird. In der vergangenen Woche veröffentlichte die NYSE die Daten für den Monat Januar, die unter Marktakteuren mit wachsenden Sorgenfalten betrachtet wurden. Im Zeitalter des Zentralbankenirrsinns wirkt es nicht Wunder, dass Margin Debt im vergangenen Jahr neue Rekordwerte erreicht hatte (ich berichtete). Doch dieser Trend hat sich seit Februar des vergangenen Jahres umgekehrt, was als Warnzeichen betrachtet werden sollte.

Entwicklung von Margin Debt ein wichtiger Indikator

Ich bin kein großer Freund von Aktien-Newslettern oder ähnlichen Dingen, sondern wenn es Dividendenpapiere oder Indizes gibt, die mein Interesse geweckt haben, setze ich mich mit deren Analyse lieber selbst auseinander. Natürlich fliegt man mit diesem Ansatz zu Beginn seines Handelns auch einmal auf die Nase, doch über die Jahre schärft sich ein gewisses Gespür für manche Entwicklungen und charttechnischen Abläufe, die sich in bestimmten Zyklen nicht selten wiederholen.

Wer irgendwann auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann, wird das Lehrgeld, das einst bezahlt werden musste, definitiv zu schätzen wissen, um es fortan in klingende Münze umzuwandeln.

Zum erfolgreichen Spekulieren gehört selbstverständlich auch stets eine gute Portion Glück, doch seine Hausaufgaben sollte man immer machen, um den Verlauf einiger wichtiger Indikatoren niemals aus den Augen zu verlieren. Ein solcher Indikator ist in meinen Augen die Entwicklung von Margin Debt, somit also Kreditaufnahmen unter Investoren zum Kauf von Aktien.

Ich bin gestern auf einen recht interessanten Bericht von Mark Hulbert gestoßen, der sich mit eben jenem Thema beschäftigt. Laut Hulbert hat der anhaltende Aktienbullenmarkt in den letzten Wochen und Monaten einen wesentlichen Stützpfeiler verloren. Dabei handelt es sich um Margin Debt, dessen Entwicklung sich an der New York Stock Exchange (NYSE) nun in einem sich beschleunigenden Abwärtstrend befindet.

Der Begriff „Margin“ bezieht sich stets darauf, welche Kapitalsummen sich Investoren und Spekulanten von ihren Brokern leihen, um mit diesen geborgten Geldbeträgen Aktien oder andere Vermögenswerte an den internationalen Finanzmärkten zu erwerben. Je höher die Kreditaufnahmefreudigkeit unter Investoren zum Kauf von Aktien ist, desto optimistischer geben sich diese im Hinblick auf den weiteren Kursverlauf.

Denn immerhin darf nicht außer Acht gelassen werden, dass derartige Geschäfte gefährlich sind. Nämlich dann, wenn es zu einem plötzlichen Trendwechsel an den Aktienmärkten oder anderen risikobehafteten Marktsegmenten kommt, worauf dann die oft zitierten „Margin Calls“ unter den Brokerhäusern einsetzen. Vergessen sollte in diesem Zusammenhang auch keineswegs werden, dass Investoren das geliehene Kapital zum Aktienkauf an ihre Broker verzinst zurückbezahlen müssen.

Jeden Monat veröffentlicht die NYSE einen Bericht, in dem die Entwicklung von Margin Debt unter den mit der NYSE assoziierten Brokerhäusern angepasst und neu ausgewiesen wird. In der vergangenen Woche veröffentlichte die NYSE die Daten für den Monat Januar, die unter Marktakteuren mit wachsenden Sorgenfalten betrachtet wurden. Im Zeitalter des Zentralbankenirrsinns wirkt es nicht Wunder, dass Margin Debt im vergangenen Jahr neue Rekordwerte erreicht hatte (ich berichtete).

Laut des aktuellen NYSE-Berichts erreichte der Gesamtumfang der für Aktienkäufe aufgenommenen Schulden unter Investoren im Januar einen Betrag von $445 Milliarden – ein extrem hoher Wert. Doch wer auf den Verlauf der Kreditaufnahme blickt, erkennt, dass die Aufnahme von Margin Debt im Verlauf des vergangenen Jahres kontinuierlich gesunken ist. Immerhin wurde das Allzeithoch bei $466 Milliarden im Februar 2014 ausgebildet. Was die Bedenken zusätzlich nährt, ist die Tatsache, dass die Aufnahme Margin Debt im Januar unter deren 360-Tage-Linie (1 Jahr) gesunken ist.

Um diese Entwicklung einmal ins rechte Licht zu rücken, sei an dieser Stelle der folgende Vergleich angeführt: als der Bullenmarkt im Frühjahr 2009 begann und der Dow damals zeitweise unter 7.000 Punkten notierte, lagen die ausstehenden Schulden für den Kauf von Aktien gerade einmal bei $180 Milliarden. Als der Dow sich in den nächsten sechs Jahren im Wert nominal fast verdreifachte, kletterte auch die Schuldenaufnahme zum Kauf von Aktien kontinuierlich mit an – zumindest bis Februar 2014.

In Aktien einsteigen, wenn Margin Debt Niveau oberhalb 12-Monats-Durchschnitt

Allgemein lässt sich sagen, dass der seitdem zu beobachtende Abwärtstrend im Hinblick auf Margin Debt – so begrüßenswert dieser auch sein mag – als bearish zu werten ist. Denn in der Vergangenheit erwies es sich immer dann als ratsam, in Aktien einzusteigen, wenn das aktuelle Margin Debt Niveau oberhalb von dessen 12-Monats-Durchschnitt notierte. Umgekehrt verhielt es sich immer dann, wenn Margin Debt unterhalb von dessen 12-Monats-Durchschnitt (wie nun geschehen), gesunken ist.

Denn vor allem Marginhändler liquidieren dann nämlich in großer Anzahl gehaltene Aktien, woraufhin es nicht selten zu einer ausgeprägten Korrektur an den Aktienmärkten gekommen ist. Die oben abgebildete Statistik (Chart) zeigt die Korrelation zwischen einsetzenden Bärenmärkten und Perioden, in denen Margin Debt unterhalb von dessen 12-Monats-Durchschnitt gesunken war.

Nicht anders verhielt es sich beispielsweise im Dezember 2007. Im Jahr 2000 brauchte der Indikator ein wenig länger, um auf den einsetzenden Bärenmarkt hinzuweisen. Trotz allem erfolgte der größte Teil des Abschwungs nur kurze Zeit darauf. Nicht auszuschließen, dass die Aktienmärkte – vielleicht gerade aufgrund der allgemein vorherrschenden Euphorie – also in absehbarer Zeit einen Roll Over beginnen könnten, den anfangs niemand so recht mitverfolgt. Aktienhalter sollten Signale dieser Art nicht gänzlich aus den Augen verlieren, und trotz aller elektronischen Kapitalerzeugung durch Notenbanken Vorsicht walten lassen.

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