Investoren sollten sich über die arg gebeutelte Finanzlage des Inselterritoriums Puerto Rico keine Illusionen machen, wie die Ratingagentur Moody´s Investors Service erst in der letzten Woche gewarnt hatte. Und dies völlig zu Recht, nachdem die Entwicklungsbank der Regierung am Montag einen Zahlungsausfall von knapp $400 Millionen auf zahlungsfällige Anleihen geleistet hat. Unter Analysten wird darüber diskutiert, auf welche Weise sich die Ereignisse in Puerto Rico auf Amerikas Kommunalbondmärkte auswirken werden.

Puerto Ricos Schuldenkrise ist in eine neue Phase eingetreten. Dies gilt nicht nur für die Inselbewohner, die sich einer immensen Austeritätswelle ausgesetzt sehen, sondern auch für Gesetzgeber und Bondhalter. Am Montag gab die Entwicklungsbank der Regierung bekannt, einen Zahlungsausfall auf knapp $400 Million in Form von ausstehenden Anleihen zu leisten.

Es kam zwar schon zuvor zu etwaigen Zahlungsausfällen (ich berichtete), doch nach der am Montag publizierten Bekanntgabe wird offensichtlich, dass sich die Schuldenkrise in Puerto Rico mit Siebenmeilenstiefeln zuspitzt. An der New Yorker Wall Street macht sich langsam aber sicher Furcht breit, dass es über den Sommer zu weiteren Zahlungsausfällen kommen wird.

Anleihen im Volumen von zwei Milliarden Dollar stehen bald zur Rückzahlung an

In den kommenden Monaten stehen mehr als $2 Milliarden in Form von ausstehenden Bonds zur Rückzahlung an. Die Ratingagentur Moody´s hatte Investoren schon in der vergangenen Woche auf eine Zahlungsausfallwelle einsgestimmt. Die Schwierigkeiten, denen sich die Regierung ausgesetzt sieht, dürften sich in den kommenden Wochen deutlich verschärfen.

Denn die Regierungsbehörden unterhalten ihre Konten bei der Entwicklungsbank (GDB), welche der Regierung auch als Finanzberater dient. Darüber hinaus garantiert die GDB eine große Anzahl von Krediten, die einst an den privaten Unternehmenssektor der Insel vergeben worden sind.

Schon vor einigen Monaten verabschiedete die Regierung ein Gesetz, das eine Abhebung von Bargeld von den durch die GDB gehaltenen Konten einschränkt. Auf diese Weise sollte ein potenzieller Bank Run verhindert werden. Gleichzeitig eröffnete das Finanzministerium zum ersten Mal auch Regierungskonten bei privaten Banken.

Washington lehnt Bailout für die Insel ab, bisher...

In Washington wird die Entwicklung in Puerto Rico mit Argusaugen beobachtet. Bislang hatten sich Präsident Obama und das Weiße Haus gegen einen Bailout des Inselterritoriums ausgesprochen. Nun könnte allerdings ein Wendepunkt erreicht sein. Auf Capitol Hill wird heftig darüber diskutiert, auf welche Weise in der Zukunft mit Puerto Ricos Schuldenkrise umzugehen ist.

Das den Kongress beherrschenden Republikaner bringen im Repräsentantenhaus gerade eine Gesetzesvorlage auf den Weg, um ein Kontrollgremium (ähnlich der Troika in Europa??) für Puerto Rico ins Leben zu rufen. Dieses Kontrollgremium soll mit allerlei Machtbefugnissen ausgestattet werden.

Dazu würde auch die Befugnis gehören, die Lokalbudgets der puertoricanischen Regierung zu autorisieren und eine letzte entscheidende Stimme im Hinblick auf deren Verabschiedung zu haben. Gleichzeitig soll es zu einer durch ein Bundesgericht beaufsichtigte Restrukturierung des ausstehenden Schuldenbergs von mehr als $72 Milliarden kommen.

Auswirkungen bis auf die milliardenschweren US-Kommunalbondmärkte?

Sollte die Gesetzesvorlage verabschiedet werden, würden US-Steuergelder zwar nicht direkt zum Einsatz kommen. Manche Kreditgeber sprechen jedoch von einem bevorstehenden Bailout, da existierende Vertragsverpflichtungen verletzt werden könnten. Analysten und Wall Street Banken zeigen sich besorgt ob der Frage, wie sich die puertoricanische Ausfall- und Schuldenkrise auf die $3,5 Billionen schweren Kommunalbondmärkte in den Vereinigten Staaten auswirken könnte.

Es sind vor allem Hedge- und Pensionsfonds aus den USA, die in Puerto Rico am Haken hängen, nachdem diese Player in den letzten Jahren – trotz unzähliger Warnungen – Emission um Emission der puertoricanischen Regierung auf der Jagd nach höheren Renditen im Nullzinsumfeld der Zentralbanken gezeichnet hatten – und nun hohen Verlusten entgegenblicken.

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