Die Provokationen, zu denen Waldimir Putin einlädt, eskalieren nun. Peter Ford, ehedem britischer Botschafter in Syrien, merkt an, dass Washington auf schnelle Weise Vorteile aus Putins Zurückhaltung in Syrien bezüglich eines Vorwandes, unter dem Washington einem militärischen Angriff auf Kräfte der syrischen Armee grünes Licht erteilen würde, zieht.

Zuvor war es noch Washingtons ins Spiel gebrachter Vorwand einer „Chemieattacke“ unter falscher Flagge gewesen, für die die syrische Regierung unweigerlich verantwortlich gemacht werden würde. Washingtons neu ins Spiel gebrachter Vorwand zielt nun auf die Verhinderung einer Befreiung von Idlib ab, während Washington bereits erklärt hat, dass jedweder Versuch einer Befreiung der syrischen Provinz von Washingtons verbündeten Terroristen einen militärischen Angriff der USA auf Syrien zur Folge haben wird.

Und in der Tat wird nun selbst die Erzeugung eines Flüchtlingsstroms – egal, ob durch einen Angriff der syrischen Armeekräfte verursacht oder nicht – als „humanitäre Angelegenheit“ erachtet, die einen militärischen Angriff der USA auf Syrien rechtfertigen würde. US-Präsident Trumps syrischer Sondergesandter James Jeffrey hat gerade erst mitgeteilt, dass die Vereinigten Staaten keinen Angriff auf Idlib tolerieren werden. Basta.

Deutlich wird, dass eine Befreiung Idlibs von Washingtons Terroristen durch syrisch-russische Kräfte nicht zum jetzigen Zeitpunkt stattfinden kann, solange Putin sich nicht Willens zeigt, die absolute Lufthoheit über Syrien zu erlangen, die durch russische Waffensysteme garantiert werden müsste, so dass sich die USA nicht dazu in der Lage sehen würden, mit einem eigenen Angriff auf Syrien zu beginnen.

Die Eskalation der Washingtoner Provokationen bedeutet, dass Putin das Risiko eingehen müsste, amerikanische Angriffskräfte zu zerstören, die sich als hinreichend rücksichtlos gebärden würden, indem sie die russische Verteidigungslinie einem Test unterzögen. Ein weiteres Puzzle leitet sich aus Putins Entscheidung ab, Erdogan mittels einer demilitarisierten Zone in Idlib anstelle einer Befreiung der Provinz zufrieden zu stellen.

Wie sind Putin und Erdogan zu dem Fantasieschluss gelangt, dass die USA und ihre verbündeten Terroristenkräfte in der Provinz Idlib in Bezug auf deren Demilitarisierungsplan kooperieren würden? Ist Russlands außenpolitische Haltung einer Selbsttäuschung anheim gefallen?

Meine Bedenken scheinen sich zu bewahrheiten, laut denen eine Akzeptanz der Washingtoner Provokationen lediglich zu weiteren Provokationen führt. Gleichzeitig werden die mit diesen Provokationen einhergehenden Gefahren immer größer. Was wird Putin nun machen? Wenn er abermals nachgibt, darf er sich gewiss auf noch mehr gefährliche Provokationen gefasst machen, bis die beiden letzten verbleibenden Optionen schließlich Aufgabe oder Nuklearkrieg lauten werden.

Washingtons Provokationen würden nicht ihr aktuelles Intensitätsniveau erreicht haben, wenn Putin einige Provokationen zuvor seine eigene Standfestigkeit unter Beweis gestellt hätte. In der Tat hätte die gesamte Syrien-Krise bereits beendet worden sein können, was aufgrund der wiederholt zögerlichen Haltung samt frühzeitigem Rückzug von russischen Streitkräften aus Syrien jedoch nicht der Fall war.

Versteht die russische Regierung nicht, dass Washington sich im Krieg mit Russland – und nicht gegen Terroristen – befindet? Einer der Gründe, weswegen sich die Wahrheit auf dem absteigenden Ast befindet, ist, dass die Wahrheit zu einer emotionsbasierten und nicht zu einer faktenbasierenden Angelegenheit geworden ist.

Den Emails meiner Leser habe ich Folgendes entnommen: Einigen unter ihnen will es nicht in die Köpfe gehen, warum es den Eindruck erweckt, als ob ich meine Ansicht über Putin geändert habe. Kurzum: Einige Leser möchten gerne wissen, warum ich Putin nicht mehr mag.

In anderen Worten ausgedrückt, interpretieren die Leser meine wachsende Besorgnis über Putins Politik als Zeichen, dass ich mich von Putin abgewendet habe. Doch dabei schreibe ich nur über Putins politisches Handeln. Putins politische Leitlinie eines Ignorierens der Provokationen machte für eine ganze Weile durchaus Sinn. Was den Europäern auf diese Weise demonstriert wurde, ist, dass Putin – ungleich Washington – besonnen und nicht auf Konfrontation aus ist.

Putins besonnenes Handeln erwies sich als genauer Gegensatz zu dem Bild einer „russischen Bedrohung“, die Washington in die Köpfe der Europäer hämmerte. Hoffnung war, dass Europa sich von einem Steigbügelhalter der Washingtoner Aggressionen zukünftig zu einer Hürde entwickeln und aufschwingen würde.

Problem mit dem andauernden Hinhalten der anderen Wange ist, dass diese Politik zu weiteren Provokationen einlädt, und dass diese zusätzlichen Provokationen an Intensität gewinnen. Die von mir aufgeworfene Frage dreht sich um die verfolgte Politleitlinie – und nicht um Putin als Person. Wie lange lässt sich an einer Politleitlinie festhalten, die nur zu noch mehr Provokationen führt, anstatt das anvisierte Ziel zu erreichen?

Unter einigen europäischen Politikern ist es zuletzt zu einer verantwortlicheren Haltung gegenüber Russland gekommen, doch diese Tatsache mag ihre Begründung schlichtweg in der Abneigung gegen Trump oder dem Versuch, noch größere Subventionen aus Washington zu beziehen, um wieder in die Herde zurück zu kehren, haben.

Reicht diese Bewegung aus, um sich als Kompensation für die wachsenden Provokationen und das verstärkt beleidigende Verhalten Washingtons und Großbritanniens gegenüber Russland zu erweisen? Hierin liegt der Kern der Frage, die ich aufwerfe. Mit Putin als Person hat dies alles nichts zu tun. Ich bringe lediglich meine Bedenken zum Ausdruck, dass die sich intensivierenden Provokationen irgendwann zum Ausbruch eines Nuklearkriegs führen könnten.

Putins politisches Handeln einer milden oder ausbleibenden Antwort auf diese Provokationen hat bislang nicht dazu geführt, Europa zu einer Bremse bezüglich der aggressiven Haltung Washingtons gegenüber Russland zu machen. Anstelle dessen lädt Putins politisches Handeln zu sich immer stärker intensivierenden Provokationen ein.

Washington hat nun offiziell verlautbart, Syrien militärisch anzugreifen, falls die syrische Armee sich dazu anschicken sollte, die Provinz Idlib zu befreien. Washington verabschiedet im gleichen Atemzug zusätzliche Sanktionen gegen die russischen Eliten, was dazu führen wird, dass diese Eliten sich feindlicher gegenüber Putin verhalten werden. Russische Nationalisten sind sauer auf Putin, weil er es versäumt, die Ehre Russlands zu verteidigen.

Putins politisches Handeln liest sich nicht wie eine Formel des Erfolges. Frage ist also, ob Putin diese Art der Politik fortsetzen sollte oder nicht. Ich persönlich denke, dass Putin diese Politik über einen ausreichend langen Zeitraum verfolgt hat, und dass er den Washingtoner Provokationen schon vor geraumer Zeit durch eine eigene harte Haltung hätte Einhalt gebieten sollen.

Der Welt wäre die Botschaft zuteil geworden, dass Amerika und Europa unseren Planeten an den Abgrund eines Atomkrieges treiben. Ich denke, dass eine solche Entwicklung die Europäer – und Teile des US-Kongresses – zum Aufwachen gebracht und andere Nationen dazu verleitet hätte, mehr Druck auf Washington auszuüben, um die Situation abzukühlen. Der einzige Grund, warum Washington mit seinem Morden davonkommt, ist, dass der Rest der Welt dieses Morden zulässt.

Es fehlt in der Welt an einer mächtigen Nation, die sich Washington mit aller Entschlossenheit entgegenstellt. Vielleicht liege ich falsch. Nichtsdestotrotz ist meine aufgeworfene Frage berechtigt. Die russische Regierung, nicht ich, muss abschätzen, ob die eigens verfolgte Politleitlinie das gewünschte Resultat zeitigt oder ob es zum exakten Gegenteil des gewünschten Resultats kommt.

Beweisführung und rationales Denken müssen zum Einsatz kommen, keine Gefühle, nicht die Interessen der Atlantischen Integrationisten und auch nicht die Interessen der russisch-jüdischen Lobby, welche The Saker als Fünfte Kolonne in der russischen Heimat bezeichnet. Die alles entscheidende Frage, der Präsident Putin und die russische Bevölkerung ins Auge blicken, ist, ob Russland ein eigenständiger und souveräner Staat, der unabhängig von der Kontrolle Washingtons agiert, bleiben kann, ohne dafür in den Krieg ziehen zu müssen.

Meine Sorge ist, dass -solange es nicht bald zu einer harten russischen Haltung kommt- die einzig beiden verbleibenden Optionen in einer Aufgabe Russlands oder dem Ausbruch eines Atomkrieges liegen werden.

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2018 Dr. Paul Craig Roberts / Institute for Political Economy

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