Der Grenznutzenfaktor von QE scheint erreicht. Mehr und mehr zeichnet sich ab, dass das Einpumpen von noch mehr elektronisch erzeugtem Geld in die globalen Finanzmärkte von nun an mehr Schaden als Nutzen anrichten dürfte.

Egal ob mit Blick auf die Federal Reserve, die Bank of England, die Bank of Japan oder die Europäische Zentralbank: Beobachter stellen sich verstärkt die Frage, was an der QE-Front im Angesicht einer rückläufigen Weltwirtschaft nun geschehen wird und welche Auswirkungen dies langfristig nach sich ziehen könnte.

Analysten werden sich des Paradoxums in Bezug auf eine ewige Verabreichung billigen Geldes in diesen Tagen anscheinend mehr und mehr bewusst. Hatte vor nicht allzu langer Zeit noch die Euphorie ob einer artifiziellen Inflationierung der riskanten Vermögenspreismärkte überwogen, so kommt nun Furcht vor den Konsequenzen auf.

Übernahmewelle an den Unternehmensmärkten

Diese Konsequenzen lassen sich insbesondere in der anhaltenden Übernahmewelle an den Unternehmensmärkten ablesen, die nicht nur den Verschuldungsgrad im Konzernsektor in immer Schwindel erregendere Höhen treibt, sondern auch zu sinnlosen Akquisitionen samt Oligopol- und Monopolstellungen in zahlenmäßig zunehmenden Wirtschaftsbereichen sorgt. 

Zentralbanken befeuern durch ihre ultralockere Geldpolitik nicht das Wirtschaftswachstum, sondern tragen dazu bei, dass sich Konzerne und Unternehmen in zunehmender Weise des Financial Engineerings bedienen, um ihre Gewinne durch Aktienrückkäufe und Akquisitionen künstlich aufzubessern.

Trotz allem lässt sich nicht mehr verschleiern, dass die Gewinnentwicklung in den USA seit vielen Quartalen rückläufig und der Gewinnhöhepunkt überschritten worden ist. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Aufblähung der Vermögenspreise mit einer erheblichen Beförderung der gesellschaftlichen Ungleichgewichte Hand in Hand geht.

Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter

So öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich nicht nur in den Schwellenländern immer stärker. Längst ist diese Entwicklung auch zu einem traurigen Aushängeschild in den meisten Industrieländern geworden, die auf einer Politik basiert, die Bankrotteuren öffentliche Gelder in den Rachen wirft und die Gesamtgesellschaft für Verfehlungen von Banken und privaten Konzernen mit in die Haftung nimmt.

Die bereits vor dem Ausbruch der globalen Finanzkrise bestehenden Missallokationen von Kapital haben sich in den vergangenen Jahren im Angesicht von wahnwitzigen Regierungs- und Notenbankinterventionen überdies hinaus potenziert. Es gab wohl keinen Zeitpunkt in der jüngeren Finanzhistorie, in der Akteure stärker gehebelt ihre Geschäfte betrieben als heute.

Selbst Beobachter wie der ehemalige Fed-Chef Alan Greenspan warnen davor, dass eine auf ewig betriebene Verabreichung von QE irgendwann scheitern müsse. Schon jetzt ließe sich beobachten, dass die seit Jahren anhaltenden Geldspritzen keinen Beitrag dazu leisteten, um den so wichtigen Faktor der Produktivität in der Realwirtschaft zu verbessern.

Vielmehr zeigt sich, dass Notenbanken rund um den Globus ihre Geldpolitik in eine selbst gebastelte Falle gesteuert haben, aus der es kein Entrinnen mehr gibt. Währenddessen ruht sich die Politik auf den Maßnahmen der Notenbanken aus. Reformen werden nicht oder nur halbherzig angegangen, oft aufgrund von Furcht vor den Reaktionen der Wähler.

672 Zinssenkungen weltweit seit 2008

Seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise haben Zentralbanken ihre Zinsen insgesamt 672 mal gesenkt. Zudem haben Notenbanken mittels elektronisch erzeugtem Geld seitdem bislang einen kumulierten Betrag von knapp $25 Billionen (!) in den Ankauf von Vermögenswerten gesteckt.

Stellen Sie sich nun einmal vor, was geschehen würde, wenn Notenbanken plötzlich den Stecker aus der QE-Dose ziehen oder die Marktakteure eines Tages kalte Füße bekommen würden, da sie die Ausweglosigkeit im Hinblick auf eine Befreiung aus der selbst gebastelten QE-Falle der Zentralbanken erkennen.

Selbst unter Notenbanken wachsen die Bedenken in Bezug auf die Konsequenzen aus der anhaltenden QE-Politik. Zu Beginn dieses Jahres war es der aus seinem Amt ausscheidende indische Notenbankchef Rajan, der seine Bedenken über eine auf ewig betriebene QE-Politik äußerte und vor einer zunehmenden Instabilität in der Welt warnte.

Völlig aus dem Ruder laufende Gelddruckorgie

Worauf wir gerade blicken, ist eine weltweit völlig aus dem Ruder laufende Gelddruckorgie, die bei Licht besehen keinen Beitrag mehr dazu leistet, das Wachstum der Weltwirtschaft zu befeuern. Wozu diese Geldpolitik allerdings einen Beitrag leistet, ist, die Schwankungen und Abwertungsrunden an den internationalen Devisenmärkten auf eine neue Ebene zu heben.

Dass auf diese Weise die politischen Spannungen unter vielen Staaten weiter zunehmen, muss einen unter dieser Prämisse nicht sonderlich wundern. Von Beginn an war klar, dass es im global geführten Währungskrieg mehr Verlierer als Gewinner geben würde. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass QE die festverzinslichen Vermögensmärkte aus den Angeln gehoben hat. 

Echte Lösungen zu einer nachhaltigen Überwindung dieser ernsthaften Probleme zeichnen sich indes nicht ab. Vielmehr erweckt es den Eindruck, dass Regierungen und Notenbanken solange an ihren Gelddruck- und Monetisierungsprogrammen festhalten werden, bis nicht mehr funktioniert, was langfristig zu einer Trendwende hätte führen sollen und die Illusion mit einem lauten Knall platzt!

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