Aktiven Fondsmanagern fällt es immer schwerer, mit der rasanten Entwicklung im Bereich der passiv gemangten Vermögenswerte mitzuhalten. Es sind insbesondere Exchange Traded Funds (ETFs), deren sich forcierender Aufstieg aktiven Fondsmanagern das Leben schwer macht.
Selbst bei der Kapitalverwaltungsfirma BlackRock, die rund $5,7 Billionen verwaltet, scheint man dies mittlerweile zu spüren. Und dies liegt laut eigener Aussage vor allem an einem sich schnell ändernden Regulierungsumfeld im ETF-Sektor. Dabei drehen sich die Dinge um eine Maßnahme, die unter dem Kürzel MIFID II bekannt ist.
Hierbei handelt es sich um eine Treuhänderregel, die ETFs Investoren in der Zukunft noch weitaus besser und einfacher zugänglich machen wird. Übersetzt heißt dies, dass nun auch Versicherungen und Pensionsfonds in den USA verstärkt in ETFs investieren dürfen. Aus diesem Grund wird mit einer bedeutsam wachsenden Nachfrage am Markt gerechnet.
MIFID II wird zu Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten. Analysten gehen davon aus, dass es insbesondere die Ansparungen für den Rentenabend unter Amerikas Arbeitnehmern sein werden, die dann verstärkt in den ETF-Sektor fließen werden. Aktuelle Prognosen gehen von einer Verdreifachung der im ETF-Sektor geparkten Gelder in den nächsten 5 Jahren aus.
Ein gewaltiger Boom, der sich am ETF-Horizont abzuzeichnen beginnt, wenn man bedenkt, dass der Sektor es bis zu diesem Zeitpunkt auf $10 Billionen bringen soll. Bislang hatten vor allem aktiv gemangte Investmentfonds – gleich welcher Art – von den im Rentenbereich zur Verfügung stehenden Geldern partizipiert.
Die Regulierungsvorschriften des US-Arbeitsministeriums fordern Finanzberater und Firmen in diesem Bereich dazu auf, im besten Interesse ihrer Anleger und Pensionssparer – und somit als Treuhänder – zu fungieren. In diesem Zuge müssen ebenfalls die jährlich vereinnahmten Provisionen, die seitens Investmentfonds an Finanzberater fließen, offen gelegt werden.
Mit dem Inkrafttreten von MIFID II wird sich das Geschäftsmodell von vielen Finanzberatern ändern. Denn schon jetzt erfolgt eine Umstellung von provisionsbasierten Geschäftsmodellen auf die Berechnung einer so genannten Flat Fee oder Einmalgebühr. ETFs eignen sich dafür in überaus gutem Maße.
Da gleichzeitig auch das Regulierungsumfeld im amerikanischen Versicherungsbereich verändert wurde, wird es vielen Pensionsfonds in der Zukunft weitaus leichter fallen, auf den fahrenden ETF-Zug mit aufzuspringen. Die Summen, um die es sich hierbei dreht, sind erwartungsgemäß gewaltig.
Die erfolgten Regulierungsänderungen basieren vor allem auf dem Aspekt, dass Amerikas Versicherer ETFs ab dem kommenden Jahr genauso bilanzieren können wie Bonds. Die bis dato bestehenden Regeln sahen hingegen vor, dass Versicherer ETFs aufgrund von deren höherem Risikoprofil wie Aktienanlagen bilanzieren mussten.
Die in der Europäischen Union demnächst angewandten MIFID-II-Regeln sehen vor, dass aktiv gemangte Investmentfonds für eine größere Transparenz im Hinblick auf deren Kosten sorgen müssen. Übersetzt bedeutet dies, dass aktiv gemangte Investmentfonds gegenüber ihren Anlegern deren kompletten Kostenblock transparent machen müssen.
Analysten rechnen daher damit, dass kostenbewusste Kleinanleger und Rentensparer, die immerhin 15 bis 20 Prozent des Marktes ausmachen, in den kostengünstigeren ETF-Sektor abwandern werden. Das Inkrafttreten von MIFID II wird es möglich machen, einen ETF mit einem Versicherungsvertrag zu vergleichen.
Die entsprechenden Kosten für den Kauf des jeweiligen Produkts werden sich dann exakt vergleichen lassen. Hinzu kommt, dass Finanzberatern nichts mehr anderes übrig bleiben wird, als deren Kunden über deren exakte Provisionsabrechnung für eine Versicherung ins Bild zu setzen.
Auch in Europa wird aus diesem Grund damit gerechnet, dass der hiesige ETF-Sektor davon deutlich wird profitieren können. Bis zum Jahr 2020 wird mit einem Kapitalstromzufluss von heute $725 Milliarden auf dann mehr als $1 Billion gerechnet. Größter Markt für ETFs wird hingegen nach wie vor die New Yorker Wall Street bleiben.
Kommentare
Was leider vollkommen untergeht sind die impliziten Kosten durch das Anlegerverhalten. Diese sind häufig höher als die aufsichtsrechtlich regulierbaren Produktkosten.
Zudem ist in der Praxis festzustellen, dass kaum ein Anleger weiß, wie ein Index berechnet wird und was das für die Charakteristika des Portfolio bedeutet.