Über viele Jahrzehnte hat die Federal Reserve durch ihre Interventionen die Bondmärkte manipuliert. Und über den Zeitraum von nunmehr fast einem Jahrhundert haben Notenbanken zudem in die Zinsmärkte eingegriffen. 

Manipulation der Aktienmärkte

Es erweckt den Eindruck, als ob die Fed im Mai 2010, im August 2015, im Januar/Februar 2016 und nun auch im Februar 2018 die Aktienmärkte manipuliert, indem sie S&P-Aktien-Index-Futures kauft, um Aktienmarktrückgänge zu stoppen und die Preise an diesen Märkten wieder nach oben zu befördern.

All dies geschieht im Angesicht eines Jahrzehnts der hemmungslosen Gelderzeugung. Für niemanden sollten sich diese Abläufe als große Überraschung erweisen. Die Bank of Japan blickt auf eine lange Tradition, die heimischen Aktienmärkte durch weitläufige Käufe von Dividendenpapieren zu unterstützen.

Die Europäische Zentralbank kauft sowohl Firmen- als auch Staatsanleihen an. Im Jahr 1989 erklärte der zu diesem Zeitpunkt amtierende Fed-Gouverneur Robert Heller wie folgt:

„Während die Fed bereits die Bondmärkte durch ihre Interventionen manipuliert, sieht sich die Fed ebenso dazu in der Lage, die Aktienmärkte zu manipulieren, um sich weitläufigen Kurs- und Preisrückgängen an diesen Märkten entgegen zu stemmen.“

Besonders hohe Aktivität an den Futures-Märkten

Hierin findet sich der Grund für die Institutionalisierung des so genannten Plunge Protection Teams (PPT), das im Jahr 1987 seine Arbeit aufnahm. Einen Blick auf einen Chart werfend, der Aufschluss über die Futures-Aktivitäten im Bereich der E-mini-Kontrakte auf den S&P 500 Index gibt, ließ sich am 2. Februar – einem Tag, an dem der Aktienmarkt massiv an Wert verlor – ein Aktivitätssprung feststellen.

Dieser Aktivitätssprung setzte sich am darauffolgenden Montag und Dienstag fort. Die am Dienstag letzter Woche gemessenen Aktivitäten an den Futures-Märkten beliefen sich auf fast den vierfachen Wert des im Vormonat gemessenen Tagesdurchschnitts. Die Aktivitäten an den Futures-Märkten verharrten auch am Mittwoch und Donnerstag der vergangenen Woche über der durchschnittlichen Tagesaktivität aus dem Vormonat.

FED für das PPT in Aktion?

Am Freitag letzter Woche lag die Aktivität am Futures-Markt rund drei Mal so hoch wie die durchschnittliche Tagesaktivität aus dem Vormonat. Ergebnis dieser stark zunehmenden Aktivität an den Futures-Märkten war, dass die Aktienmärkte wieder nach oben befördert wurden, da es sich im Hinblick auf diese Aktivitäten fast nur um Käufe – und kaum um Verkäufe – handelte.

Eine berechtigte Frage wird an dieser Stelle erlaubt sein. Wer würde S&P-Aktien-Futures in einem solch enormen Ausmaß kaufen, wenn der Markt gerade unter deren Händen kollabierte? Die wahrscheinlichste Antwort auf diese Frage lautet, dass die Fed für das PPT in Aktion ist. Die Fed kann einen Marktrückgang stoppen, ohne einen einzigen Futures-Kontrakt zu kaufen.

Es gibt kaum eine andere Erklärung für die extremen Marktschwankungen!

Alles, was geschehen muss, ist, dass ein Händler, der als ausführendes Organ der Fed und des PPT bekannt ist, ein Angebot an den Futures-Märkten platziert, dass nur unwesentlich unter dem aktuellen Preis liegt. Andere Händler sehen diesen Auftrag, und erkennen, dass die Fed einen Boden auserkoren hat, ein Preisniveau also, unter das sie den Markt nicht fallen lassen wird.

In Erwartung von weiter fallenden Märkten, um das Preisangebot zu triggern, findet Frontrunning in Richtung dieses für jedermann einsehbaren Preisangebots statt. Im Hedgefondssektor zum Einsatz kommende Algorithmen haben den Braten längst gerochen – und hoch gehen die Märkte.

Gibt es eine andere überzeugende Erklärung für den schnellen Wechsel von Absturz zu Kaufpanik, in deren Zuge es zu Tagesschwankungen kommt, die mittlerweile nicht mehr nur im Hundert-Punkte-Bereich, sogar im Tausend-Punkte-Bereich liegen?! Alles vollzieht sich an diesen Märkten nur noch in Extremen.

Kleinanleger strömten aus dem Markt

Sind es Kleinanleger, die den „Dip“ kaufen? Unter Bezugnahme auf einen jüngst durch Bloomberg veröffentlichten Bericht wohl kaum. In der letzten Woche wurde hinsichtlich des Kapitalabzugs aus dem weltweit größten Aktien-ETF, dem SPDR S&P 500 Indexfonds, ein neuer Rekordwert von $23,6 Milliarden erreicht. Was zeigt uns das? Antwort: Kleinanleger haben Reiß aus genommen.

Wenn Zentralbanken Nullzinsen bei einem gleichzeitig massiven Anstieg der Verschuldung verursachen können, warum sollten sie dann nicht auch die Aktienkurse weit, weit über jene Niveaus hinaus manipulieren können, die sich fundamental rechtfertigen ließen?

Existieren die Finanzmärkte überhaupt noch?

Da Zentralbanken über einen langen Zeitraum gelernt haben, dass sie Vermögenspreise zur Freude von jedermann an den Finanzmärkten manipulieren können, stellt sich die abschließende Frage, in welcher Weise Kapitalismus, freie Märkte und Preisfindungsmechanismen überhaupt noch existieren? Befinden wir uns bereits in einer neuen Art von System?

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2018 Dr. Paul Craig Roberts, David Kranzler, Michael Hudson / Institute for Political Economy

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