Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat auf einen am Montag letzter Woche publizierten Bericht im britischen The Guardian nur wenige Tage später geantwortet. Danach haben die Vereinigten Staaten mit dem Bau von geringfügiger mit Spaltmaterial ausgestatteten Atomsprengköpfen begonnen.

Lawrow : Herabsetzung der Hemmschwelle ist brandgefährlich!

Laut Lawrow werden sich die Risiken im Hinblick auf den Ausbruch eines Atomkrieges in der Welt auf diese Weise vergrößern. Die Moskauer Regierung habe ihre Bedenken über den Bau des entsprechenden Gefechtskopfs des Modells W76-2 bereits im letzten Jahr lautstark geäußert.

Grund sei, da Gefechtsköpfe dieses Modells „die Hemmschwelle zur Nutzung von Nuklear- und Atomwaffen herabsetzt, wodurch sich auch die Risiken hinsichtlich eines Ausbruchs von Atomkonflikten vergrößern. Doch nichtsdestotrotz sind diese Pläne in die Praxis umgesetzt worden. Ein Beitrag zur globalen Sicherheit wird so nicht geleistet“, wie Lawrow erklärte.

Verringerung um 95% - Sprengkraft entspricht jetzt einem Drittel von Hiroshima

Bei dem neuen Waffensystem W76-2 handelt es sich um eine Modifikation des existierenden Nukleargefechtskopfs des Modells Trident. Unter Bezugnahme auf die NNSA sei eine erste Fertigungstranche bereits vom Produktionsband gelaufen. Eine unspezifizierte Anzahl einsatz- und operationsbereiter Gefechtsköpfe soll vor Ende September ausgeliefert werden.

Laut Stephen Young, einem hochrangigen Repräsentanten des in Washington D.C. ansässigen Verbandes besorgter Wissenschaftler, sei das im Waffensystem W76 enthaltene Atommaterial vermindert worden, um das neue Waffensystem W76-2 aus der Taufe zu heben. Hierfür sei eine der beiden Stufen des ursprünglichen Waffensystems entfernt worden.

Resultat ist, dass das angereicherte Material um 95 Prozent reduziert wurde – von 100 Kilotonnen TNT auf rund 5 Kilotonnen. Trotz allem hat eine solche Bombe noch immer ein Drittel der Sprengkraft des einst auf das japanische Hiroshima abgeworfenen Sprengsatzes.

US-Regierung: W76-2 bietet flexiblere Abschreckungsstrategie

In der Trump-Administration herrscht die Überzeugung vor, dass eine schwach angereicherte Nuklearbombe den Ausbruch eines Atomkrieges weniger wahrscheinlich machen wird. Der Grund für eine Modifikation der bestehenden Waffensysteme in den USA läge in einer weitaus flexibleren Abschreckungsstrategie, denen sich die USA fortan bedienen könnten.

Das neue Waffensystem W76-2 sei dazu in der Lage, auf eine Ortung durch Feinde zu reagieren. Laut des Berichtes im Guardian handele es sich hierbei insbesondere um Russland. Das neu definierte Ziel der Trump-Regierung sieht vor, in Reaktion auf einen Nuklearangriff geringen Ausmaßes nicht auf das massive Atomarsenal der USA zurückgreifen zu müssen, um einen solchen Angriff entsprechend zu beantworten.

Die bislang existierenden Atomwaffen der Vereinigten Staaten – allesamt im Bereich von Hunderten von Kilotonnen – würden unbezifferbare Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung zur Folge haben.

Die Produktion von amerikanischen Atomwaffen, die nur über einen überschaubaren Wert an angereichertem Material verfügen, soll dabei helfen, dass potenzielle Feinde der Vereinigten Staaten sich keine Vorteile im Fall einer beschränkten Nukleareskalation auf Kosten der USA verschaffen können.

Wie soll der Gegner die Waffen unterscheiden?

Der Einsatz von Nuklearwaffen werde von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet weniger wahrscheinlich, wie es im Jahr 2018 in dem durch die US-Regierung veröffentlichten Positionspapier zum Atomar-Bereich heißt. Kritiker bemängeln, dass es sich um wahnwitziges Gerede handele, das keinerlei Mischkalkulationen in die eigene Strategie mit einbezöge.

Young führte weiter aus, dass „es eine Vielzahl an anderen Szenarien gibt, was insbesondere für einen US-Präsidenten gilt, der stolz auf seine eigene Unvorhersehbarkeit ist und die Frage gestellt hat, warum die USA ihre Nuklearwaffen nicht benutzen und einsetzen können“.

Gleichzeitig weist Melissa Hanham von der Stiftung One Earth Future darauf hin, dass erklärte Feinde der USA nicht wissen können, ob die Vereinigten Staaten eine voll bestückte Trident oder eine Version mit geringer ausgestattetem Spaltmaterial abgefeuert haben.

Der ehemalige US-Verteidigungsminister William Perry hatte in der vergangenen Woche gegenüber Journalisten erklärt, dass „der Glaube an eine Generierung von taktischen Vorteilen bezüglich eines Einsatzes von Nuklearwaffen in den USA und Russland erschütternd ist, da es sich um einen sehr gefährlichen Glauben handelt“.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Originalbericht, der auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge veröffentlicht wurde.

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