Dass im amerikanischen Kongress mit einer Verabschiedung von zerstörerischen Sanktionen gegen Russland geliebäugelt wird, ist hier in den vergangenen Wochen mehrfach Thema gewesen. Ab November dieses Jahres könnte es soweit sein, wenn politischen Falken wie US-Senator Lindsay Graham Glauben geschenkt werden darf.

„Bis zur Küchenspüle“ würden diese zusätzlich seitens Washingtons zu verabschiedenden Sanktionen gegen die Russische Föderation reichen, wenn es einmal soweit sein wird. Unter Russlands Ölproduzenten scheinen die Vorbereitungen auf diesen Tag bereits heiß zu laufen, um nicht Gefahr zu laufen, von einem auf den anderen Tag vom US-Dollar-System abgekappt zu werden.

Ähnliche Erfahrungen wie der russische Aluminiumriese Rusal möchte in der russischen Öl- und Gasindustrie wohl kein Unternehmen machen. Laut Nachrichtenagentur Reuters soll es insbesondere der russische Ölriese Surgutneftegaz sein, der seine Kunden mittlerweile dazu drängt, Erdöl- und Gaslieferungen fortan auch auf Basis des Euros abrechnen zu können.

Und ja, diese Vorbereitungen gelten ganz offensichtlich als eine Art Lebensversicherung, um sich gegen eine möglicherweise bevorstehende Verabschiedung von noch härteren Sanktionen Washingtons gegen das eigene Land zu wappnen, wie russische Ölinsider durch Reuters zitiert werden.

Um die Moskauer Regierung für ihre „bösartigen Umtriebe“ im Ausland zu bestrafen, plant Washington seine Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation massiv zu verschärfen. Dass Russland seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss im ukrainischen Donbas und in Syrien voll zur Geltung bringt, geht dem Washingtoner Establishment gegen den Strich.

Grund für die aufkommende Alarmstimmung bei Surgutneftegaz und anderen russischen Öl- und Gasförderern ist die Tatsache, dass sich zahlreiche russische Konzerne und Unternehmen auf einer durch das US-Finanzministerium ausgearbeiteten Liste befinden (ich berichtete), was dazu führen könnte, diese Unternehmen vom US-Dollar-System zu kappen.

Sollte es dazu kommen, sehen sich die davon betroffenen Unternehmen nicht mehr dazu in der Lage, Transaktionen auf Basis des US-Dollars abzuwickeln. Noch immer erweist sich der uneingeschränkte Zugang zu US-Dollar-Liquidität im Angesicht des an den Rohölmärkten vorherrschenden Petrodollars als Lebenselixier für die im Sektor aktiven Unternehmen.

Bislang sah sich Russlands Ölindustrie dazu in der Lage, die durch den Westen verhängten  Sanktionen wegzustecken, indem viele der betroffenen Unternehmen verstärkt Kredite bei den heimischen Staatsbanken aufgenommen oder eigene Technologieentwicklungen zur Reife gebracht haben, die sich nun reibungslos einsetzen lassen.

Und so mag Russland den westlichen Sanktionen vielleicht auch etwas Gutes abgewonnen haben, denn schließlich ist es längst schon auch zu einem Aufbau eines funktionstüchtigen und alternativen Zahlungs- und Abwicklungssystems gekommen, das dann zum Einsatz käme, falls Washington die Russische Föderation vom US-Dollar-System abkappen sollte.

Dass Surgutneftegaz nun Klauseln in die Verträge mit den eigenen Kunden aufnimmt, laut denen Zahlungen für Erdöllieferungen auch auf Basis des Euros abgerechnet werden dürfen, liegt insbesondere an der Kurzfristigkeit der Lieferverträge des Unternehmens. Reuters nimmt Bezug auf eine Kundenemail von Surgutneftegaz, in der es heißt, „mögliche Probleme im Hinblick auf US-Dollar-Zahlungen zu verhindern“.

Surgutneftegaz geht noch einen Schritt weiter, eigene Kunden darauf hinweisend, keine Gebote von potenziellen Käufern mehr akzeptieren zu wollen, die sich nicht schriftlich zu einer Abwicklung auf Euro-Basis einverstanden erklärt haben. Die US-Regierung sieht sich zwar nicht dazu in der Lage, irgendjemandem zu verbieten, US-Dollars zu nutzen, allerdings kann sie heimische Banken dazu anweisen, mit sanktionierten Staaten, Personen oder Unternehmen keine Geschäftsaktivitäten mehr zu unterhalten. Es ist nun einmal so, dass sich die Zahlungsströme auf eine recht einfache Weise kontrollieren lassen. Denn fast alle auf US-Dollar-Basis abgewickelten Transaktionen durchlaufen das US-Bankensystem.

Auf US-Sanktionslisten auftauchende Staaten, Personen und Unternehmen werden auf diese Weise vom US-Bankensystem vom Zugang zu US-Dollar-Liquidität abgeschnitten. Auch der drittgrößte Öl- und Gasförderer Russlands, Gazprom, hat in seine meisten Verträge schon eine Klausel eingearbeitet, die Öl- und Gaslieferungen unter Ausschluss des US-Dollars vorsehen.

Russische Energie- und Rohstoffkonzerne scheinen gut beraten, ihre Vorbereitungen auf eine potenzielle Verschärfung der US-Sanktionen abzuschließen, um gewappnet zu sein, wenn es soweit sein wird.  

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