Es lässt sich nicht ausschließen, dass Saudi-Arabien beabsichtigt, die finanzielle Bande mit China in der Zukunft zu intensivieren.

Mehr Flexibilität statt pure Abhängigkeit vom US-Dollar

Um die im Zuge des Rohölpreisabsturzes entstehenden Budgetlöcher zu stopfen, hatte die saudische Führung bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, sich auf Basis des US-Dollars im Ausland zu verschulden.

In diesem Zuge wurden Anleihen im Gegenwert von Dutzenden Milliarden US-Dollars emittiert. Die wachsende Abhängigkeit von in US-Dollar denominierten Anleihen scheint der saudischen Regierung jedoch langsam aber sicher ein Dorn im Auge zu sein.

Warum sich also nicht China und dem Yuan zuwenden? Zumindest würde sich Riad auf diese Weise ein Mehr an Flexibilität an den internationalen Finanzmärkten verschaffen. Zum selben Zeitpunkt könnte sich die Pekinger Staatsführung diese Entwicklung als Erfolg verbuchen.

Erfolg für Peking auf dem Weg zur Weltreservewährung

Schon heute erweist sich China als weltweit größter Abnehmer für saudisches Rohöl. Dem Bestreben Pekings, den Yuan in der Zukunft zu einer Weltreservewährung avancieren zu lassen, könnte dadurch neue Nahrung gegeben werden.   

Wie der stellvertretende saudische Wirtschafts- und Planungsminister al-Tuwaijri jüngst im Rahmen einer chinesisch-saudischen Konferenz in Jeddah  erklärte, sei es das Ziel seiner Regierung, die Refinanzierungsbasis Saudi-Arabiens auf den internationalen Finanzmärkten zu vergrößern.

Im Fall von China handele es sich um einen der Topmärkte in der Welt, wie es weiter hieß. Gleichzeitig hat sich Riad wohl auch das Ziel gesetzt, sich bietende Chancen an anderen Märkten in der Welt wahrzunehmen, wenn diese sich böten. In diesem Zuge verfolgen die Saudis nicht nur das Ziel von Anleiheemissionen zur eigenen Refinanzierung.

Emission von „Panda-Bonds“

Auch Privatplatzierungen und die Emission von exotischen Produkten wie Panda-Bonds soll zukünftig an Auslandsmärkten mit ins Kalkül gezogen werden. Al-Tuwaijri fügte hinzu, dass sein Land überaus gewillt sei, sich auf Basis des Renminbi/Yuan zu refinanzieren oder auch andere Produkte an Chinas Finanzmärkten zu emittieren.

Die Industrial and Commercial Bank of China habe sich bereits angedient, um für die Saudis in der Zukunft in dieser Richtung aktiv zu werden. Im Fall von Panda-Bonds handelt es sich um in Yuan denominierte Anleihen, die ausschließlich durch ausländische Emittenten an den chinesischen Finanzmarkt gebracht werden.

Krieg und der Strategiewechsel weg vom Öl ist teuer…

Wie erst vor wenigen Tagen ausgeführt, sieht sich Riad nicht nur nach wie vor mit Budgetproblemen konfrontiert, sondern es beginnt auch an Finanzierungsmitteln zu mangeln, um teure Ideologiestellvertreterkriege wie im Jemen weiter betreiben oder sunnitisch-extremistische Gruppierungen finanziell ausstatten zu können.

Laut al-Tuwaijri dienten die Pläne seiner Regierung zur Aufnahme von Kapital an ausländischen Märkten nicht allein dem Stopfen von heimischen Budgetlöchern. Vielmehr solle diese Auslandsverschuldung auch dazu dienen, wichtige Investitionsprojekte in der Heimat zu finanzieren.

Riad hatte vor Kurzem einen Strategiewandel verkündet, der die heimische Wirtschaft in der Zukunft unabhängiger von den Öleinnahmen des Landes machen soll. Dabei setzt Riad auf eine Diversifizierung der eigenen Wirtschaft, wie es beispielsweise Golfstaaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate längst vorexerziert haben.

Saudisch-chinesischer Investmentfond

Gleichzeitig teilte der saudische Energieminister al-Falih am Rande der Konferenz in Jeddah gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mit, dass Saudi-Arabien und China die gemeinsame Auflage eines insgesamt $20 Milliarden schweren Investmentfonds planten. Beide Regierungen sollen jeweils eine Hälfte an diesem Fonds halten.

Laut al-Falih solle dieser neu entstehende Investmentfonds vornehmlich in Energie-, Minen- und Infrastrukturprojekte investieren. Bereits im Dezember 2015 schloss Peking mit den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Abkommen zur Auflage eines Investmentfonds mit einem Gesamtvolumen in Höhe von umgerechnet $10 Milliarden.

Weitere Zusammenarbeit und bilaterale Investitionen

Beobachter zeigen sich ob dieser Entwicklung kaum verwundert. Im März dieses Jahres reiste der saudische König Bin Salman zu einem offiziellen Staatsbesuch nach Peking. Im Rahmen dieser Visite vereinbarten beide Seiten den Abschluss von Geschäften in einem Volumen von umgerechnet $65 Milliarden.

Dabei handelte es sich vornehmlich um saudisch-chinesische Geschäftsabschlüsse in den Bereichen der Erdölraffinerierung, Petrochemie und Elektronikwesen. Die im Rahmen der nun in Jeddah stattgefundenen Konferenz bekannt gegebenen Maßnahmen schließen an die damals getroffenen Vereinbarungen an.

In Saudi-Arabien wird derzeit verstärkt der Versuch unternommen, die heimische Wirtschaft zugunsten von chinesischen Direktinvestitionen zu öffnen. In diesem Zuge sollen vor allem neue Industrien in Saudi-Arabien entstehen. Dazu gehören unter anderem der Aufbau eines produzierenden Gewerbes und der Tourismusbereich.

Gleichzeitig beabsichtigt Saudi-Arabiens Staatsfonds PIF, der aktuell Anlagegelder in Höhe von knapp $170 Milliarden verwalten soll, verstärkt in China zu investieren. Insbesondere Chinas Transport- und Infrastrukturwesen gehören laut al-Tuwaijri zu jenen Bereichen, in die PIF in der Zukunft verstärkt investieren wolle.

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