Welche Triebkräfte könnten hinter dem nach wie vor im Außenwert nachgebenden Schweizer Franken stecken? Ich bin gewiss nicht der einzige Beobachter, der sich diese Frage stellt.  

Sicherer Krisenhafen? Franken gegen Euro auf 2-Jahres-Tief

Spekulationen an den Währungsmärkten drehen sich zurzeit darum, dass es nervöse russische Oligarchen sein dürften, die den Abverkauf im Schweizer Franken forcieren. Wurde nicht stets darauf hingewiesen, dass der Schweizer Franken in Zeiten von Krisen eine Bastion und sicherer Hafen sein würde?

Die zuletzt zu beobachtende Währungskursentwicklung lässt mittlerweile Zweifel an dieser These aufkommen. Denn es lässt sich feststellen, dass der Schweizer Franken gegenüber dem Euro sein tiefstes Niveau seit Jahresbeginn 2015 ausgebildet hat.

Kapitalabflüsse: Sanktionen gegen russische Oligarchen lassen Liquiditätsnachfrage steigen

Währungsanalysten sind der Ansicht, dass die durch die USA jüngst gegen Russlands Oligarchen und ihre Unternehmen verhängten Sanktionen eine Haupttriebkraft für die sehr schwache Entwicklung des Schweizer Franken sein dürfte. Es heißt, dass der Schweizer Franken und sein Außenwert hauptsächlich durch Kapitalflüsse beeinflusst wird.

Wie die französische Großbank Credit Agricole mitteilte, seien auch schweizerische Firmen von den durch die Vereinigten Staaten gegen Russland verhängten Sanktionen betroffen. Dies gelte für den Fall, wenn russische Staatsbürger Beteiligungen an diesen Unternehmen hielten.

Eine wachsende Nachfrage nach Liquidität unter russischen Oligarchen und ihre Konzerne werden als Haupttriebkräfte hinter dem anhaltenden Kursabschwung des Schweizer Franken vermutet. Gleichzeitig hegten immer mehr russische Staatsbürger Bedenken, ihr Geld weiter auf Konten in der Schweiz zu parken.

Nach guter Performance: US-Sanktionen sorgten für Börsenrutsch und Rubelschwäche

Die US-Regierung hatte jüngst neue Sanktionen gegen die Russische Föderation verhängt, um die russische Militärintervention in Syrien zu bestrafen. Gleichzeitig wirft Washington dem Moskauer Kreml beständig vor, die westlichen Demokratien mittels Wahleinmischungen und Cyberattacken unterminieren zu wollen.

Die jüngst verhängten US-Sanktionen hatten einen Ausverkauf an den russischen Aktien- und Währungsmärkten ausgelöst (ich berichtete). Hierzu lässt sich allerdings anmerken, dass die russischen Finanzmärkte in den vergangenen Monaten mit zu den am besten performenden Märkten gehört haben.

Sanktionsauswirkungen zeigen sich auch bei Maschinenbauer Sulzer

Mittlerweile ist die russische Regierung darum bemüht, den Zugang zu den globalen Kapital- und Finanzmärkten für eine Reihe von dem Moskauer Kreml nahe stehenden Oligarchen und Milliardären aufrecht zu erhalten und nach wie vor zu gewährleisten. Dass die Schweizer Finanzmärkte von den durch die US-Regierung verhängten Sanktionen gegen Russland stark betroffen zu sein scheinen, zeigt unter anderem auch der Maschinenbauer Sulzer.

Die Aktie des Unternehmens brach in den letzten Tagen deutlich ein, nachdem das Papier zuvor die beste Performance innerhalb der letzten 20-Jahre aufs Parkett gelegt hatte. Grund für den plötzlichen Kursrückgang des Sulzer-Papiers dürfte sein, dass der russische Oligarch Viktor Wechselberg seine Beteiligung an Sulzer zuletzt deutlich reduzierte.

Schweizerische Bondmärkte ebenfalls betroffen

Auch an den Schweizerischen Bondmärkten macht sich die Wechselkursschwäche des Schweizer Franken mittlerweile bemerkbar. So kletterte der Zins auf Schweizerische Staatsanleihen zuletzt auf ein 1-Monats-Hoch, während der Zins auf deutsche Bunds gleicher Laufzeit zum Ausklang der letzten Woche sank. Analysten haben ihre Sichtweise in der laufenden Woche bekräftigt, laut der der Schweizer Franken in den Sog der durch die US-Regierung gegen Russland verhängten Sanktionen geraten sei. Für eine kleine, jedoch sehr offene Wirtschaft wie die Schweiz sei es sehr riskant, in den Sog eines geopolitischen Sanktionskriegs zwischen Großmächten hinein gezogen zu werden, we es hieß.

Währungsspekulation ging nach hinten los

Dies gelte umso mehr, als dass die Schweiz unter Investoren bislang stets als einer der weltweit sichersten Häfen angesehen wurde, der die Anonymität seiner Klienten bestmöglich wahrte und schützte. Trotz allem rückt die Schweizerische Nationalbank bislang nicht von ihrer Rhetorik ab, die dem Schweizer Franken trotz ihrem jüngsten Kursrückgang eine „stattliche Bewertung“ bescheinigt.

Carry Trades, die auf einen steigenden Schweizer Franken bei gleichzeitig rückläufigem Rubel gesetzt hatten, dürften nun verstärkt vor einer Abwicklung stehen. Denn zum Ende der vergangenen Handelswoche vollzog der russische Rubel ganz plötzlich eine Trendwende nach oben, nachdem es zu einem weiteren Anstieg der Ölpreise gekommen war. Einsetzende Margin Calls im Hinblick auf den Schweizer Franken dürften einer Reihe von Währungsspekulanten in den letzten Tagen Schmerzen verursacht haben.

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