An den internationalen Bondmärkten zeigen sich Investoren davon überzeugt, dass es die Schwellenländer und Emerging Markets sein werden, deren Finanz- und Vermögensmärkte durch die Eskalation im Handelskrieg zwischen den USA und China mit am härtesten getroffen werden dürften.

Seitdem US-Präsident Donald Trump am vergangenen Sonntag twitterte, die amerikanischen Sonderzölle auf die gesamte Einfuhr- und Produktpalette aus China ausweiten zu wollen, haben die internationalen Kapitalströme wieder damit begonnen, sich in Richtung der Industrieländer zu verlagern.

Ein Großteil dieses Geldes fließt an die Staatsanleihemärkte in den Industrienationen. Bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft Vanguard Asset Management wird beispielsweise damit gerechnet, dass die Staatsanleihemärkte Argentiniens, Indonesiens und der Ukraine mit am härtesten unter der aktuellen Entwicklung leiden werden.

Nicht von ungefähr stehen vor allem jene Nationen im Fokus der Bondanleger, die über teils deutliche Leistungsbilanzdefizite verfügen. Bei der Deutsche Bank AG wurde die Empfehlung abgegeben, erneut den südafrikanischen Rand leerzuverkaufen.

Die Eskalation im sino-amerikanischen Handelskrieg erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem sich die Aktivitäten in der Weltwirtschaft in einem nahezu synchron verlaufenden Abschwung befinden. Gleichzeitig sieht sich der internationale Handel bereits in einer Rezession, worauf unter anderem jüngste Daten des World Trade Monitor hinwiesen.

Im gestrigen Handel ließ sich zudem beobachten, dass die Zinskurve in den Vereinigten Staaten erstmals seit März wieder eine Inversion aufwies. Die Anzeichen für das Einsetzen einer bevorstehenden Rezession könnten momentan kaum gefährlicher sein.

Ausschließen lässt sich im Angesicht der jüngsten Verschärfung der Lage zwischen den USA und China auch nicht, dass es zu einem Ausufern und außer Kontrolle geratenden Handelskrieg zwischen beiden Nationen kommen könnte.

Nachdem sich die Sonderzölle in den USA auf chinesische Warenimporte in einem Gegenwert von 200 Milliarden US-Dollar ab heute mehr als verdoppelt haben, steht seitens Washingtons die Drohung im Raum, diese Zölle notfalls auf alle chinesischen Wareneinfuhren zu erheben.

Im Angesicht der zu beobachtenden Kapitalrückflüsse sind die Zinsen auf deutsche Bunds mit 10-jähriger Laufzeit in der laufenden Woche beispielsweise abermals unter null Prozent gesunken. In den USA sind die Zinsen auf 10-jährige auf das niedrigste Niveau seit mehr als einem Monat gefallen.

Dabei kam es im Zuge einer Staatsanleiheauktion in den USA zur Wochenmitte zur geringsten Nachfrage unter Investoren seit mehr als einer Dekade. Bedeutsamer Nebeneffekt dieser Entwicklung ist, dass die Währungen vieler Schwellenländer gegenüber dem US-Dollar wieder in einen Abschwung übergegangen sind.

Bei Oppenheimer Funds wird inzwischen davor gewarnt, dass der sich fortsetzende Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China zum neuen Status Quo in der Welt avanciert sei. Ein solches Umfeld spräche alles andere als für Anlagen in Risikovermögenswerten wie Aktien oder Junkbonds.

Langsam aber sicher scheint sich abzuzeichnen, dass viele Akteure an den Finanzmärkten den nun eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China bislang nicht ernst genug genommen haben. Allenthalben wächst die Unsicherheit über den Ausgang dieses Konflikts in der Welt.

Gefürchtet wird vor allem, dass ein außer Kontrolle geratender Handelskrieg auch auf politischer und gar militärischer Ebene Folgen haben könnte. In den Schwellenländern zeigen sich die meisten Investoren zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls stark verunsichert bis verängstigt.

Ausgemachte Sache dürfte mit Blick auf die absehbare Zukunft sein, dass die eskalierenden Handelsspannungen zwischen den beiden größten Wirtschaftsnationen dieser Erde das globale Wachstum zusätzlich unter Druck setzen werden. Darunter würden insbesondere die Rohstoffpreise leiden, die noch tiefer in den Keller fallen könnten.

Währungen von klassischen Rohstoffländern wie Südafrika, Mexiko, Kanada, Indonesien oder Australien dürften im Falle einer solchen Entwicklung besonders stark unter die Räder geraten. Auch in China beginnt sich abzuzeichnen, dass die seit Jahresbeginn einsetzende Erholungsparty an den heimischen Finanzmärkten vorbei sein dürfte.

Unter Bezugnahme auf jüngst veröffentlichte Daten von Bloomberg, haben sich achtzehn von 24 Schwellenländerwährungen gegenüber dem US-Dollar in der laufenden Woche abgeschwächt. Mit ein Grund hierfür ist, dass an den Währungsmärkten plötzlich nicht mehr an den Abschluss eines einvernehmlichen Handelsabkommens zwischen den USA und China geglaubt wird.  

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