Seltene Erden – monopolartige Stellung Chinas

Viele Amerikaner sind mittlerweile der Ansicht, dass sich ihr Land auf eine Entwicklung und den Einsatz von alternativen Energien fokussieren sollte, um Themen wie dem Klimawandel adäquat zu begegnen. Doch ganz so einfach dürfte die Umsetzung eines solchen Anliegens aus Perspektive der Vereinigten Staaten nicht werden. Der Grund ist simpel und liegt auf der Hand.

Denn nach wie vor sehen sich die USA, auch wenn inzwischen vereinzelte Gegenschritte eingeleitet worden sind, noch immer hochgradig von der Volksrepublik China abhängig, um jene alternativen Energiesysteme überhaupt zu erzeugen und in der Heimat bauen zu können. Im Fall von China handelt es sich um nichts anderes als einen Monopolspieler im Bereich der so wichtigen Seltenen Erden und damit assoziierten Metalle.

Immerhin stammen rund 80 Prozent aller in den USA beim Bau von Windkrafträdern, Mobil-Telefonen, Solaranlagen, Elektrobatterien, Computern, nationalen Verteidigungssystemen, Öl- und Gastechnologien sowie medizinischen Ausrüstungsgütern zum Einsatz kommenden Seltenen Erden aus China.

Angesichts der anhaltenden Handelsspannungen zwischen beiden Nationen befinden sich die USA aus diesem Grund in einer recht prekären Lage. Seitdem es im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt des sino-amerikanischen Handelskriegs plötzlich zu einem obskuren Besuch einer heimischen Produktionsstätte für Seltene Erden durch den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping gekommen war, halten Spekulationen um einen möglichen Stopp der Ausfuhren von Seltenen Erden von China nach Amerika an den Rohstoffmärkten auf hartnäckige Weise an.

Mit der bevorstehenden Übernahme des Präsidentschaftsamts durch Joe Biden zeichnen sich neue Herausforderungen und vermeintliche Probleme ab. Sollte Biden den von ihm und die Partei der Demokraten propagierten Green Deal tatsächlich aufs Gleis bringen, würden Seltene Erden aufgrund einer stark steigenden Produktion von alternativen Energiesystemen in den USA in einem noch weitaus höheren Ausmaß benötigt als dies ohnehin bereits der Fall ist.

Die Abhängigkeit von China macht die USA angreifbar und verwundbar

Dass China in der abgelaufenen Dekade mehr als neunzig Prozent des weltweiten Angebots an Seltenen Erden produziert hat, macht die Dinge aus Sicht der Vereinigten Staaten und anderer westlicher Industrieländer, die inzwischen insbesondere auf einen Wechsel von Fahrzeugmotoren, die auf Basis von fossilen Brennstoffen angetrieben werden in Richtung von Hybrid- und Elektromotoren pochen, keineswegs besser.

Zumindest sank der globale Marktanteil der Chinesen im Bereich der Erzeugung von Seltenen Erden im vergangenen Jahr auf 71,4 Prozent. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 35 Mineralien durch U.S. Geological Survey identifiziert, die als kritisch aus Perspektive der Wirtschaft und nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten bezeichnet wurden. Tatsache ist, dass Amerika nach wie vor stark abhängig von Importen dieser Mineralien und Metalle ist. Im eigenen Land werden zurzeit weniger als ein Zehntel des Weltangebots in diesem Sektor erzeugt.

Darüber hinaus belaufen sich die Importe von Seltenen Erden auf die Hälfte des jährlichen Verbrauchs. Es lässt sich unschwer erkennen, dass die USA aufgrund dieser Tatsache und extremen Abhängigkeit angreifbar und verwundbar sind. Aktuelle Prognosen gehen fast von einer Verdopplung des Marktes für Seltene Erden – von 8,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018 auf 14,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 – aus.

Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hat die globale Nachfrage nach Mobil-Telefonen, Elektrofahrzeugen und Mikrochips in der Halbleiterindustrie. Joe Biden verfolgt das Ziel, in den USA bis zum Jahr 2030 eine halbe Million neue Aufladestationefür Elektrofahrzeuge zu installieren. Aktuell blicken die USA auf eine Infrastruktur in diesem Bereich, die gerade einmal 26.000 solcher Stationen auf sich vereint.

China mit den eigenen Waffen schlagen

Die der Kommunistischen Partei Chinas nahestehende Global Times warnte bereits 2019 davor, dass es sich nicht notwendigerweise um ein Ass im Ärmel Pekings handeln müsse. Vielmehr befänden sich die USA laut Global Times in einer starken Position, um das Monopol Chinas in diesem wichtigen Industriezweig zu brechen. Biden hatte sich aus diesem Grund dafür ausgesprochen, die Produktion von unter anderem Lithium, Kupfer, Nickel und Seltenen Erden deutlich zu steigern.

Auf diese Weise soll das heimische Angebot zugunsten der Erzeugung von Solarpanelen, Windkraftturbinen und Elektrofahrzeugen deutlich gesteigert werden. Beispielsweise hat der US-Kongress mit Unterstützung beider Parteien das Gesetz namens Reclaiming American Rare Earths (RARE) Act auf den Weg gebracht, um auf Basis von Steuererleichterungen und anderen Anreizen höhere Investitionen in diesem kritischen Sektor in den USA anzuziehen.

In der Zwischenzeit haben Dutzende von neuen Unternehmen von Alaska bis Texas damit begonnen, ihre Minenausrüstung zu modernisieren. Im Bundesstaat Colorado soll bald die erste Produktionsstätte zur Raffinierung von Erzen der Seltene-Erden-Gruppe außerhalb Chinas entstehen.

Es ist nicht so, als ob es den Vereinigten Staaten an Seltenen Erden mangeln würde. Der Abbau dieser Elemente wurde aufgrund einer höchst schmutzigen bis giftigen Erzeugung allerdings einst China überlassen und in verstärktem Maße in der Heimat vernachlässigt.

Ähnlich wie Japan vor einer Dekade deutet eine ganze Menge darauf hin, dass sich die USA darum bemüht sehen, eine neue Angebots- und Lieferkette in diesem Bereich außerhalb von China aufzubauen, um einem möglichen Exportbann von Seltenen Erden zuvorzukommen. Gleichzeitig intensivieren sich die Bemühungen zum verstärkten Recycling von Seltenen Erden und anderen wichtigen Metallgruppen seit Jahren.

Aus einem im Jahr 2013 publizierten Papier ging hervor, auf welche Weise sich die Recyclingquote im Batterie-, Magnet und Glühbirnenbereich auf zwanzig bis 40 Prozent steigern lassen würde, wodurch sich die heimische Minenproduktion in den USA stark entlasten und ergänzen ließe.

Um die Recyclingquote in den USA deutlich zu erhöhen, könnte sich das Land vielleicht einmal etwas von der Europäischen Union abschauen, wo die sogenannte WEEE-Richtlinie  heimische Produzenten im Bereich von elektronischen Gütern dazu verpflichtet, alte Geräte zurückzunehmen, um diese einem voll durchfinanzierten Recyclingverfahren zuzuführen.

Der politische Wille wird entscheidend sein

Letzten Endes wird aus Sicht der USA alles vom politischen Willen abhängen. Von einem Start dieses Prozesses bis hin zu dessen Finalisierung könnten schlimmstenfalls bis zu drei Jahrzehnte ins Land gehen. Länder wie Australien und Kanada haben diesen Prozess hingegen in einer Rekordzeit von rund zwei Jahren hinter sich gebracht.

Minenunternehmen in den USA agieren jedoch in einem Minenfeld aus Regularien und anderen Gesetzesverordnungen auf kommunaler, bundesstaatlicher und föderaler Ebene, welche deren Produktion im Vergleich mit China weit weniger wettbewerbsfähig macht. Nur falls es zu einer weitläufigen Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien im US-Kongress kommen sollte, ließe sich die Entwicklung in den USA auf bedeutsame Weise beschleunigen.

Hierbei handelt es sich um etwas, was sich aus Perspektive der aktuellen politischen Lage und Stimmung im Land jedoch wohl eher nicht erwarten lässt.


„Was heißt das für mich konkret!?“

Rohstoffe, Seltene Erden und andere wichtige Metalle sollten aus Anlegersicht nebst einer Reihe von aussichtsreichen Minenunternehmen im Auge behalten werden, um gegebenenfalls das eigene Depot in überschaubarer Weise mittels gezielter Investments aus diesem Bereich anzureichern, um spekulativ auf einen Boom zu setzen.

Auch Silber gehört zu jenen Metallen, das sich - mal ganz abgesehen von dessen Geldfunktion - einer deutlich steigenden Industrienachfrage im Falle eines Booms im alternativen Energiesektor in den USA ausgesetzt sehen wird.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite von oilprice.com

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