Die große Frage, die sich Analysten und Investoren an den Weltölmärkten seit geraumer Zeit stellen, lautet, ob die aktuellen Ölpreisniveaus aus Perspektive der langfristigen Historie nun auf günstigen Niveau angelangt sind. Wer die aktuellen Produktionsdaten aus den Vereinigten Staaten zu Rate zieht, könnte auf den Gedanken kommen, dass dem nicht so ist. Noch immer klaffen globale Angebots- und Nachfrageseite weit auseinander. Die Analysten der Deutsche Bank AG bringen ein wenig Licht in Dunkel, indem sie die momentane Ölpreisentwicklung in Relation zum durchschnittlichen Preisniveau seit dem Jahr 1861 stellten.

Nachdem das American Petroleum Institute die Öllagerbestände in den Vereinigten Staaten um 11,4 Millionen Barrels – der höchsten Bestandszunahme seit dem Jahr 1996 – in der letzten Woche klettern sah, berichtete das US-Energieministerium gestern über einen Anstieg von 8,4 Millionen Barrels in der letzten Woche. Durchschnittliche Analystenschätzungen hatten hingegen lediglich eine Bestandszunahme von 4 Millionen Barrels vorgesehen.

Laut den Daten sank die US-Ölproduktion in der letzten Woche nur moderat. So viel zur Angebotsseite in den USA. Auf der Nachfrageseite sieht es in Relation zum nach wie vor zulegenden Rohölangebot düster aus. So reduzierte sich die Benzinnachfrage im Vergleich mit dem Vorjahr um -2,5%. Im Bereich der Destillate brach die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr gar um -14,8% ein.

Es lässt sich im Angesicht dieser Datenlage davon ausgehen, dass die Ölpreise ihre Talfahrt nach einer temporären technischen Erholung samt der Eindeckung von Shortpositionen fortsetzen werden. Im gestrigen Handel wurde Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) zu einem Preis von $32,60 gehandelt – und somit nicht allzu weit entfernt von dem in der vergangenen Woche ausgebildeten 12-Jahres-Tief knapp oberhalb von $26 pro Fass.

Frage aller Fragen, die sich Analysten und Investoren an den internationalen Rohölmärkten im Angesicht des desaströsen Preisabschwungs stellen, ist, ob Rohöl auf aktuellen Niveaus denn wieder einen Kauf wert sein könnte. Oder wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Rohölpreise tatsächlich weiter in Richtung $20 pro Fass – oder gar darunter – fallen könnten? Es war unter anderem ein Bericht auf Marketwatch, der sich mit dieser Frage beschäftigte.

Im historischen Kontext ist Öl auf den aktuellen Preisniveaus – und trotz des enormen Absturzes – keineswegs günstig. Zu dieser Ansicht gelangen die Analysten der Deutsche Bank AG, die sich mit der Ölpreisentwicklung auf inflationsbereinigter Basis auseinander gesetzt haben. Deren Berechnungen gehen bis auf das Jahr 1861 zurück, das den Beginn des amerikanischen Bürgerkriegs markierte (siehe obigen Chart 2).

Danach lagen die durchschnittlichen Rohölpreise über einen Zeitraum der vergangenen rund 150 Jahre bei $47 pro Fass. Die aktuellen Preisniveaus an den Weltrohölmärkten seien aktuell zwar niedrig, unter Bezugnahme auf den langfristigen Preistrend aber nicht außergewöhnlich niedrig, wie die Analysten der Deutsche Bank AG befinden. Die Studienergebnisse wurden im Kontext des Rohstoffzyklus´ betrachtet, der sich größtenteils schon seit dem Jahr 2011 in einem neuen Abschwung befindet.

Seit langer Zeit herrscht die Ansicht vor, dass Rohstoffe wie Öl die Inflationsentwicklung langfristig betrachtet nicht ausstechen können. Denn wenn dem so wäre, würde es zum Ausweichen der Nachfrage auf alternative Produkte kommen. Diese Prämisse mag dazu beitragen, den herben Absturz der Rohölpreise ein wenig besser zu erklären.

2011 begonnener Abschwungzyklus könnte noch lange anhalten

Laut den Studienmachern bei der Deutsche Bank AG könne es viele Jahre dauern, bis sich die Dinge an den Weltrohölmärkten wieder normalisieren werden. Fakt ist, dass Rohstoffzyklen stets über einen recht langen Zeitraum andauern. Bevor es gegen Ende der 1990iger Jahre an den globalen Rohstoffmärkten endlich zu einer Trendwende nach oben kam, hatten die Preise einen fast zwanzigjährigen Rückgang hinter sich gebracht.

Wenn man davon ausgeht, dass der aktuelle Abschwungzyklus im Jahr 2011 begonnen hat, könnten die Preise für Rohöl, Kupfer, Eisenerz, Aluminium & Co. noch eine Durststrecke von einer ganzen Dekade vor sich haben. Bei den Analysten der Deutsche Bank AG hieß es mit Blick auf die jüngste Ölpreisentwicklung, dass die aktuellen Preisniveaus laut oben abgebildeter Grafik nicht so extrem erscheinen, wie dies von manchen Marktakteuren zurzeit angenommen werde.

Vielmehr bestünde durchaus noch einiger Spielraum für zusätzliche Ölpreisrückgänge. Das vor dem Ausbruch der globalen Finanzkrise erreichte Niveau von $140 pro Fass nehme sich aus langfristiger Sicht – und im Vergleich mit den heutigen Preisen – wie ein Blasenhoch aus. Jo, liebe Leser, dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.

Bubble Slogans bleiben nun einmal Bubble Slogans

Ich denke, dass wir in der Vergangenheit – und vor allem zu jener Zeit vor Ausbruch der globalen Finanzkrise – hinlänglich und zur Genüge auf unserer Ansicht insistierten, dass der fortwährend propagierte Slogan vom „Peak Oil“ die größte Verhohnepiepung leichtgläubiger Anleger und Spekulanten in der jüngeren Finanzmarkthistorie ist.

Jetzt wird diesen Anlegern der Ölkübel über dem Kopf ausgeschüttet. Klar sieht man so auch nicht, sondern vielmehr schwarz. Doch zumindest wird deutlich, dass uns das schwarze Gold noch einige Jahrzehnte erhalten bleiben wird.

Bubble Slogans bleiben nun einmal Bubble Slogans, daran wird sich in der Menschheits- und Finanzmarktgeschichte gewiss niemals etwas ändern! Egal, was geschieht, es wird immer ausreichend Schafe sowie Leicht- und Gutgläubige geben, denen Wall Street & Co. das Fell über die Ohren ziehen können! Wenn eines sicher ist, dann das.

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