Während uns die Krise in Zypern beschäftigt, sollte man schon einmal einen Blick vorauswerfen, um zu erkennen, dass sich nicht nur in Slowenien, sondern auch in Italien massive Probleme abzeichnen. Wahrscheinlich nicht mehr lange, bis die nächste Nachtsitzung in Brüssel vor der Tür steht, um die taumelnden Banken Sloweniens vor einem Kollaps zu bewahren. Wer sich das im Fall von Zypern angerichtete Chaos anschaut, dürfte feststellen, dass das Finden von Kompromissen auf Brüsseler Ebene immer schwieriger wird. Kommt der Klops Italien an die Reihe, dürften die Lichter vollends ausgehen. 

 

 

Wer noch einen Rest von Vertrauen in diese „Brüsseler Retter“ hat, dem sei Weidmanns Heil zugerufen! Denn noch in diesem Jahr wird es aller Voraussicht nach zu weitaus mehr Komplikationen kommen, als sich das so mancher vorstellen mag. Sloweniens neue Regierung sieht sich zurzeit heillos damit überfordert, die finanziellen Probleme der heimischen Banken zu lösen. Noch wird immer wieder betont, dass Slowenien um das Ersuchen eines offiziellen Bailout-Ersuchens herum kommen werde. Doch wie oft haben wir solche Aussagen im Verlauf der Euro-Krise eigentlich schon gehört? Kommt es Ihnen nicht auch schon zu den Ohren heraus?

 

Bislang wurde immer bis 5 vor 12 damit gewartet, das eigentliche Ausmaß der Finanzprobleme von Banken in Ländern der Eurozone wie Spanien, Portugal, Irland oder Griechenland zu verschleiern. In Zypern wartete man mit der Aufdeckung der Realität bis 5 Sekunden vor 12. Wie lange wird das noch gutgehen? Vor allem mit Blick auf die am Sonntagmorgen geführten Verhandlungen mit den Zyprioten, die zeigten, dass Deutschland und andere Kernländern der Eurozone nicht mehr bereit dazu scheinen, heimische Steuergelder zur Rettung von Banken und Staaten im Süden oder Osten der Eurozone einzusetzen.

 

 

Die Aktie der Kreditna Banka Maribor eröffnete am 10. Dezember 2007 zu €36,61 an der Börse von Ljubljana, heute nur noch ein Penny Stock / Chart: Bloomberg

 

Probleme bereitet unter anderem Nova Ljubljanska Banka, der größte Kreditgeber des kleinen Alpenlandes. Für das Gesamtjahr 2012 berichtete die Bank kürzlich über einen Verlust von 275 Millionen Euro, was dem vierten Verlust in Folge entsprach. Dazu addieren sich die horrenden Probleme der Kreditna Banka Maribor, die im letzten Jahr einen Gesamtverlust von 205 Millionen einfuhr. Die Aktie der Bank taumelte letzte Woche auf 0,79 Euro, und ist zu einem Penny Stock geworden, nachdem der Staatsbesitz an der Bank nach einem Schuldentausch auf fast 80% aller umlaufenden Anteile kletterte. Laut Standard & Poor´s haben die zahlungssäumigen Kredite unter slowenischen und ungarischen Banken ein Niveau von 20% erreicht, was sie äußerst anfällig für etwaige Schocks mache.

 

In Slowenien konzentrieren sich die Versuche der Regierung auf die Schaffung einer nationalen Bad Bank, in die faule Vermögenswerte der Banken ausgelagert werden sollen. Erst kürzlich kündigten führende Ratingagenturen an, dass weitere Herabstufungen des derzeit bei A- liegenden Länderratings von Slowenien erfolgen würden, falls diese Probleme nicht schnell beseitigt würden. Die Situation verkompliziert sich, da sich die Qualität der durch slowenische Banken gehaltenen Vermögenswerte mit hoher Geschwindigkeit verschlechtert. Auch die Eigenkapitalpuffer unter den wichtigsten Kreditgebern minimieren sich immer stärker. Insgesamt würde die Regierung mehr als 4 Milliarden Euro benötigen, um den Bankensektor und die Staatsfinanzen zu stabilisieren.

 

 

Und genau hierin liegt die Krux, ob das kleine Slowenien allein überhaupt so viel Kapital wird aufnehmen können, um die heimischen Kreditgeber zu rekapitalisieren. Hinzu kommt, dass sich der Ausblick für die ökonomische Entwicklung deutlich verschlechtert hat. Dadurch dürften die Steuereinnahmen der Regierung erodieren. Nachdem das BIP im letzten Jahr um -2,3% schrumpfte, liegen die durchschnittlichen Prognosen zur Wirtschaftskontraktion in 2013 bei -1,6%. Wie sich in vielen anderen Staaten der Eurozone zeigte, dürften diese Schätzungen am Ende zu optimistisch ausfallen.

 

Großen Anteil haben daran der stark rückläufige Konsum, ein sich fortsetzender Rückgang der Kreditvergabe unter heimischen Banken, eine große Anzahl hoch überschuldeter Unternehmen sowie ein rückläufiger Außenhandel. Was von den „Genies in Brüssel“ zu erwarten ist, dürften einmal mehr hektische Bailout-Verhandlungen sein, die am Ende zum Resultat haben werden, Sloweniens Wirtschaft genauso zu crashen wie zuvor diejenigen Griechenlands, Irlands, Portugals, Spaniens und Zyperns. Ein Hoch auf den Euro!

 

Italien durch Euro-Krise im Vorjahr am härtesten getroffen

 

 

Wenn man der EU-Kommission Glauben schenken will, dann litt Italien unter den aus der Euro-Krise resultierenden Konsequenzen am härtesten unter allen Mitgliedsstaaten. Jedenfalls geht das aus einer heute publizierten Studie hervor. In Italien kletterte die Anzahl der finanziell Bedürftigen im letzten Jahr auf 15%. Wie schon in einem Bericht zuvor aufgezeigt, leidet das Land darüber hinaus unter der niedrigsten Produktivität unter den vier größten Staaten der Eurozone.  Bis Donnerstag wird Linken-Führer Bersani Zeit haben, eine beschlussfähige Regierung zusammen zu bekommen, nachdem ihm dazu gestern der Auftrag durch Staatspräsident Napolitano erteilt wurde.

 

Sollte dieser Versuch scheitern, wird es in Italien zu Neuwahlen kommen, die erst Mitte bis Ende Mai stattfinden dürften. Bis dahin würde das Land ohne Regierung sein, während die Unternehmen in eine neue Kreditkrise hinein getaumelt sind. Banken leihen nicht und Unternehmen investieren nicht, wie der Slogan lautet. Wen wundert es da, dass die Arbeitslosigkeit Monat für Monat weiter steigt? Sollte es tatsächlich zu Neuwahlen in Italien kommen, wird Grillo nach aktuellen Umfragen davon am stärksten profitieren. Im Fall der Fälle möchte ich die Brüsseler Clowns einmal erleben, wenn die Ankündigung zu einem Austritt Italiens offiziell erfolgen sollte, ohne dass in Brüssel irgendwelche Erpressungsversuche oder Bitte, Bitte-Formeln mehr helfen werden, um das Land umzustimmen.

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