Meinen heutigen Kurzbericht möchte ich nutzen, um ehedem angestellte Spekulationen Revue passieren zu lassen. Hierzu gehört unter anderem auch das Verhalten an den Aktienmärkten seit Anfang April. In Aktien vs. Kreditmärkte: Wer liegt richtig? hatte ich Ihnen am 8. April den nachfolgenden Chart des S&P 500 Index präsentiert. Es handelte sich hierbei damals viel eher um eine Prognose zu der sich entfaltenden Erholungsrallye nach dem Absturz.

Anhand dieses kurzfristigen Charts lassen sich die auf dem Weg nach unten gerissenen Gaps und die verschiedenen Retracement-Levels ablesen. Aus einem weiteren Chart, den ich Ihnen kürzlich zeigte, geht hervor, wie spitz der Anstiegskeil der aktuellen Rallye ist, und wie sich die kurzfristigen Indikatoren inzwischen wieder normalisiert haben, beziehungsweise nun vor einer Überhitzung stehen.

Am 27. April präsentierte ich hierzu ein Update mit dem Titel Der wichtigste Chart der Welt. Darin hieß es wie folgt:

Ob auch noch die beiden Gaps im oberen Bereich (markiert durch braune Pfeile) im Zuge der aktuellen Erholungsrallye angesteuert werden, um diese zu schließen, bleibt abzuwarten. Ein solches Ziel von bis zu 3.000 Punkten, wo momentan auch in ungefähr die 200-Tage-Linie, die sich nach dem Retracement-Level von 61,8 % als Bollwerk auf einem weiteren Weg nach oben erweisen würde, verläuft, bleibt abzuwarten.

Ich schätze, dass wir dieses Cluster in Bezug auf den S&P 500 Index, trotz seit Donnerstag letzter Woche offiziell in den USA gemeldeten 26 Millionen Arbeitslosen, technisch nochmals ansteuern werden, von wo aus dann die Fallhöhe aus Sicht der potenziell nächsten Abwärtswelle nochmals immens größer wäre.

Aus Sicht all jener, die in der ersten Crashphase im Februar und März an ihren Aktien festgehalten haben, könnte es sich als idealer Ausstiegszeitpunkt erweisen, um mit einem blauen Auge aus diesem Markt herauszukommen.

Aus heutiger Sicht ist es richtig gewesen, damals – in der Zeit zwischen dem 8. und 27. April – ein potenzielles Ansteuern der 3.000-Punkte-Marke im S&P 500 Index in Aussicht gestellt zu haben, weil mir damals bewusst war, dass die auf dem Weg nach unten gerissenen Gaps, die es auf dem Weg nach oben zu schließen gelten würde, im Angesicht einer sich zeitlich ausweitenden Erholungsrallye wie ein Magnet wirken würden.

Lotterie-Bingo an der 3.000-Punkte-Marke

Und voilá, hier stehen wir am heutigen 19. Mai nun also fast! Die 3.000-Punkte-Marke liegt in greifbarer Nähe. Während sich der wichtigste Chart der Welt, der Reuters Equal Weight Index über den Verlauf der letzten drei Wochen deutlich erholen konnte (von 327 Punkten im Tief auf gestern 353 Punkte), traue ich der aktuellen Situation an den Rohstoffmärkten nicht über den Weg.

Wir rufen uns in Erinnerung, dass die „Maginot-Linie“ hier bei 333 Punkten verläuft, die NICHT unterschritten werden darf. Sobald es an den Rohstoffmärkten zu Rückschlägen und abermals einsetzendem Katzenjammer kommen könnte, muss auch die aktuell beobachtbare Aktienrallye neu bewertet werden.

Sie möchten wissen, was ich nun tue? Ich unterhalte nach wie vor ein reines Trading-Depot, das ich nur für Zockereien, die sich im Angesicht der aktuell hohen Volatilität anbieten – und nicht aus Sicht von langfristigen Anlagen – nutze. In einem akuten Ernstfall wäre es mir also auch egal, wenn dieses Depot über die Wupper gehen würde.

Ich benötige dieses Geld nicht zu Sparzwecken, Cashaufbau-Zwecken oder Umschichtungen von Fiat-Geld in werthaltige Sachwerte. Sondern eben einfach nur zum Zocken. Sonderlich viel drin war in diesem „Topf“ zu Jahresbeginn ohnehin nicht mehr, doch zwischenzeitlich eingegangene Shortpositionen auf Fluglinien, Banken und Rohöl haben mein Trading-Depot seitdem in nur kurzer Zeit explodieren lassen.

Ich hatte diese Positionen zu gegebenem Zeitpunkt auch gecovert, um einzutüten und danach auf andere sich bietende Chancen und Möglichkeiten zu warten. Heißt also, dass ich die Erholungsrallye an den Aktienmärkten trotz meines Bauchgefühls, dass wir die 3.000 Punkte im S&P 500 Index nochmals sehen und ansteuern würden, nicht mitgemacht habe. Ich habe einfach nur zugeschaut und die Markttechnik analysiert.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Jetzt ist der S&P 500 Index an einer wichtigen Weggabelung angekommen. Ich mag solch beschriebene Cluster wie Retracement Levels oder die 200-Tage-Linie, die aktuell knapp unterhalb von 3.000 Punkten im S&P 500 Index verlaufen. An solchen Weggabelungen setze ich gerne sowohl auf Long als auch auf Short.

Heißt, in meinen Augen bietet sich im aktuellen Umfeld ein ausreichend gehebelter Long-Schein auf ein spekulatives Überwinden der 200-Tage-Linie an. Im Fall eines nachhaltigen Überwindens könnten gar neue Hochs winken, so absonderlich das im Angesicht der fundamentalen Lage, in der sich unsere Welt befindet, auch anmuten mag.

Da ich nach wie vor davon überzeugt bin, dass um die 200-Tage-Linie herum Schluss sein wird, würde ich neben einem Turbo Short mit engem Knock Out geringfügig oberhalb der 200-Tage-Linie - doch auch nicht zu eng, um im Fall eines kurzfristigen Überschießens nicht sogleich ausgeknockt zu werden-, auch noch eine konservativere Short-Option mit solidem Hebel oben draufsetzen.

Diese drei Positionen würde ich solange halten, bis eine Entscheidung gefallen sein wird. Heißt, entweder weiter hoch mit Ausblick auf neue Rekordhochs - oder eben runter mit Ausblick auf eine Ausbildung von neuen Tiefs.

Sollte es weiter in Richtung der alten Rekordhochs nach oben gehen, gewinnt der Long-Schein deutlich hinzu, während der Turbo Short nach kurzer Zeit automatisch ausgeknockt würde, während ich die zusätzlich eingegangene Short-Option sofort mit Verlust verkaufen müsste.

Diese Verluste wären überschaubar, falls es tatsächlich weiter hochginge, und durch meine Wahl des Long-Scheins im Zuge einer möglicherweise anhaltenden Aktienrallye durch dessen Zugewinne kompensiert - und würden irgendwann vielleicht auch übertrumpft.

Und wenn der Markt dreht und es massiv nach unten gehen sollte? Diese Option wäre aus Perspektive der Wahl meiner Instrumente besser, da der Turbo Short in diesem Fall explodieren und die konservativere Short-Option ebenfalls deutlich ins Plus laufen würde. Der Long-Schein läge im Minus, so dass ich diesen Schein so früh wie möglich mit einem überschaubaren Verlust verkaufen müsste, um die Früchte der Short-Optionen einzufahren.

Ich bin gespannt, wie es in diesem Bereich weitergehen wird. Unter einer Ausgangssperre macht das Zocken aus meiner Sicht wenigstens mal richtig Spaß, da man sich voll darauf konzentrieren kann.

Von einem „Markt“ möchte ich im Angesicht dieses „quasi-verstaatlichten Dings“ ohnehin nicht mehr sprechen, was soll´s also? Ebenso wie mir selbst, wünsche ich Ihnen Hals und Beinbruch!

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Hinweis:

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