Erst vor wenigen Tagen ordnete Venezuelas Staatspräsident Nicolas Maduro die Emission einer ersten Tranche der staatlichen Kryptowährung Petro in einem Volumen von 100 Millionen Einheiten an.

Dabei handelt es sich um eine mysteriöse durch Erdölressourcen des Landes abgesicherte Kryptowährung, die dabei helfen soll, die vor kurzem durch das US-Finanzministerium verhängten Sanktionen zu kompensieren.

Es ist lange her, dass Maduro mit westlichen Medien zuletzt ein Interview geführt hat. Der New Yorker hat es nun geschafft, solch ein seltenes Gespräch mit dem sozialistischen Führer des südamerikanischen Landes, in dem sich die Inflation mittlerweile der Marke von 3.000% nähert, zu führen.

Das mit Maduro geführte Interview wurde zwar noch nicht veröffentlicht, was den Interviewer Jon Lee Anderson jedoch nicht davon abhielt, seine Zusammenkunft mit Maduro mit der New-Yorker-Chefredakteurin Dorothy Wickenden im Rahmen eines Podcasts zu besprechen.

Maduro gibt sich Gesprächsbereit

Anderson schreibt für den New Yorker seit Jahren über die Entwicklungen in Venezuela, Nicolas Maduro und dessen mittlerweile verstorbenen Amtsvorgänger Hugo Chavez. Es ist Maduros Auffassung, dass die im August durch US-Präsident Donald Trump ausgestoßenen Drohungen bezüglich einer US-Militärintervention in Venezuela äußerst kontraproduktiv gewesen seien.

Aus Maduros Sichtweise ist Donald Trump ein unvermeidbares Produkt des amerikanischen Hyperkapitalismus. Trotz allem sei Maduro dazu bereit, sich mit Trump an einen Tisch zu setzen, um die aktuelle Lage zu besprechen. Ferner preist Maduro den Maximo Leader Hugo Chavez in höchsten Tönen.

Zu große Fußstapfen

Im Fall von Chavez habe es sich um den stärksten und mächtigsten politischen Staatsführer Venezuelas seit jenen Tagen der Befreier [von der spanischen Kolonialherrschaft] gehandelt. Aufgrund von Chavez´ militärischem Hintergrund habe es der Maximo Leader zu verstehen gewusst, die einstigen Ideale eines Simon Bolivar wieder aufleben zu lassen, so Maduro.

Anderson lässt Revue passieren, auf welche Weise es Hugo Chavez einst gelang, unzählige demokratische Wahlen mit großen Mehrheiten zu seinen Gunsten zu entscheiden. Dazu habe auch der Sieg im Hinblick auf ein abgehaltenes Referendum gezählt, in dessen Zuge die venezolanische Verfassung umgeschrieben wurde.

Maduro versucht dieses Erbe seit seinem Amtsantritt im Jahr 2013 zu verteidigen, obwohl er damals nur mit hauchdünner Mehrheit gewählt wurde. Nachdem die Rohölpreise kollabierten und die venezolanische Wirtschaft in eine Katastrophe stürzte, sahen sich die venezolanischen Oppositionsparteien erstmals seit der Amtsübernahme von Chavez im Jahr 1999 dazu in der Lage, an Boden im Kongress zu gewinnen.

„Autoritäre Demokratie“!?

Maduro sah sich allerdings nicht dazu bereit, seine politische Macht abzugeben, und fasste anstelle dessen den Entschluss, den heimischen Kongress aufzulösen, um das Parlament durch eine Nationalversammlung zu substituieren, die mit loyalen Parteimitgliedern bestückt wurde. Maduro ließ sich durch diese Nationalversammlung im Sommer im Zuge von Wahlen, die Auslandsbeobachter und die politische Opposition als höchst antidemokratisch bezeichneten, in seinem Amt bestätigen.

Auf die Frage, ob sich diese politische Transformation im Lichte eines Übergangs von einer Demokratie in eine Diktatur interpretieren ließe, antworte Anderson, dass die Dinge ein wenig komplizierter seien. Laut Anderson handele es sich im Hinblick auf das nun in Venezuela bestehende Politsystem vielmehr um eine „autoritäre Demokratie“, was aus dem Blickwinkel des Westens wie ein in sich ruhender Gegensatz erscheinen mag.

Hartes Durchgreifen

Wenn sich solche Abläufe wie in Venezuela in den USA abgespielt hätten, in deren Zuge die politische Opposition über den Verlauf der vergangenen Jahre eine massive Kampagne gegen die Regierung lancierte, wären die Verantwortlichen allesamt auf dem elektrischen Stuhl gelandet, wie sich Maduro gegenüber Anderson überzeugt zeigte. Niemand wäre in den USA verschont geblieben.

Alle Nationen blickten auf eine bestehende Gesetzgebung, weswegen alle Nationen das Recht dazu besäßen, sich gegen Feinde im Äußeren wie auch im Innern zu verteidigen, so Maduro weiter. Die zwischen März und Juli ausgebrochenen Straßenkrawalle in Venezuela führten zu Hunderten von Todesopfern. Anderson zitiert Maduro wie folgt:

„Sollte die Opposition weiter damit fortfahren, solche Turbulenzen im Land auszulösen, wird die Reaktion des Staates auf solche Ereignisse noch weitaus härter ausfallen.“

Russland und China treten in das Vakuum ein, das die USA hinterlassen

Im Gespräch auf die Verhängung der Sanktionen Washingtons gegen Venezuela überleitend, erklärte Anderson, dass Maduro diese Sanktionen zwar fürchte, es jedoch noch immer viele machtvolle Nationen in der Welt gäbe, die mit Venezuela Geschäfte betreiben wollten. Laut Anderson hätten US-Offizielle diese Tatsache zuletzt zähneknirschend bestätigt.

Wie es hieß, verfügten die USA nicht über die entsprechenden Instrumente, um Maduro beizukommen, da sowohl Russland als auch China ihre Bereitschaft dazu gezeigt hätten, dem südamerikanischen Land „zu Hilfe zu eilen“.

Laut Anderson gestatte Washington es Russland und China, in ein Vakuum einzutreten, das die USA selbst erschaffen hätten, während sich der eigene politische Einfluss auf Caracas immer mehr verflüchtige.

Hunger und bald 3.000% Inflation deuten auf unsichere Zeiten für Maduro

Anderson ergänzt, dass sich die USA in Venezuela stattdessen engagieren sollten, um die eigene Blockadehaltung aufzugeben. Nach wie vor kauften die USA venezolanisches Erdöl, womit die Vereinigten Staaten dazu beitrügen, das südamerikanische Land am Leben zu erhalten.

Maduro poche laut Anderson darauf, dazu bereit zu sein, eine machtvolle Opposition in Venezuela zu respektieren – was jedoch nicht für eine Opposition gelte, die Washington kontrolliere.

Doch aus dem Blickwinkel einer der Marke von 3.000% entgegen strebenden Inflation und Horden von hungernden Venezolanern, die ihren Protest auch weiterhin auf die Straßen von Caracas tragen werden, erweist sich das politische Schicksal Maduros unsicherer als jemals zuvor.

Dieser Beitrag basiert auf einer zusammenfassenden Darstellung eines Berichtes auf der Seite Zero Hedge zu aktuellen Geschehnissen in Venezuela.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"