In den Vereinigten Staaten geht der „Government Shutdown“ nun bereits in seinen zweiten Monat. Doch am heutigen Tage klatschen wir feierlich Beifall. Beifall für die temporäre Arbeitslosigkeit in einer Regierungsabteilung, deren Mitarbeiter zurzeit beurlaubt sind. Wir beziehen uns hierbei auf die Regierungsstatistiker, die für die Sammlung, Selektion, Analyse und Folterung von Wirtschaftsdaten verantwortlich zeichnen.

Nicht selten werden diese Wirtschaftsdaten gar zu einer Waffe mit gespanntem Hahn gemacht. Es handelt sich um all Jene, die einer Regierungsleitlinie X oder Y zu starkes Gewicht in ihrer allgemeinen Unterstützung zukommen lassen

Der Sinn und Zweck von Statistiken

Ohne eine Publikation von Statistiken erweckt eine Regierung den Eindruck, zwei linke Hände zu haben – nach Art eines tapsenden Blödmanns. Anders ausgedrückt lässt sich die aktuelle Situation auch in Form eines Zyklopen beschreiben, dem ein Speer durch sein einziges Auge getrieben wurde.

Dieses Biest stellt aus Sicht der amerikanischen Freiheit eine weit weniger große Bedrohung dar. Der libertäre Ökonom Murray Rothbard erklärt hierzu wie folgt:

Nur unter Stützung auf Statistiken kann diese Bundesregierung den launenhaften Versuch unternehmen zu planen, zu regulieren, zu kontrollieren, oder verschiedene Industrien zu reformieren – oder Zentralplanung in Bezug auf das gesamte Wirtschaftssystem einzuführen. Wenn die Bundesregierung beispielsweise keine Eisenbahnstatistiken erhält, wie um alles in der Welt könnte sie dann überhaupt nur darüber nachdenken, die Eisenbahnpreise, den Finanzsektor oder andere Branchen zu regulieren? Auf welche Weise könnte die Regierung Preiskontrollen verabschieden, wenn sie nicht einmal weiß, welche Güter zu welchen Preisen an den Märkten verkauft wurden?

Mehr hierzu:

Im Fall von Statistiken handelt es sich um die Augen und Ohren der Interventionisten, somit den intellektuellen Reformern, den Politikern und den Regierungsbürokraten. Nehmen Sie ihnen diese Augen und Ohren und zerstören Sie diesen wichtigen Pfad zu Informationen und Wissen, so zerbröselt die Bedrohung in Bezug auf Regierungsinterventionen vor all unserer Augen.

Übersetzt heißt das, dass die Regierung uns ohne eine Stützung auf Statistiken nicht in jener Weise „regieren“ kann, wie sie es gerne würde. Und was es heißt, regiert zu werden, hat der im 19. Jahrhundert lebende Philosoph Pierre-Joseph Proudhon wie folgt skizziert:

Regiert werden setzt voraus, beobachtet, inspiziert, ausspioniert, gelenkt, rechtsgesteuert, nummeriert, reguliert, immatrikuliert, indoktriniert, propagandiert, kontrolliert, überprüft, abgeschätzt, bewertet, zensiert, kommandiert, registriert, gezählt, besteuert, abgestempelt, eingeschätzt, beurteilt, lizensiert, autorisiert, verwarnt, gehindert, verboten, reformiert, korrigiert, bestraft, abgerichtet, geschröpft, ausgebeutet, monopolisiert, ausgequetscht, verballhornt, ausgeraubt, unterdrückt, mit einem Bußgeld belegt, diffamiert, schikaniert, gejagt, ausgenutzt, missbraucht, gekeult, entwaffnet, gewürgt, inhaftiert, verurteilt, verdammt, erschossen, deportiert, geopfert, verkauft, verraten – und um allem die Krone aufzusetzen – verspottet, verhöhnt, und entehrt zu werden.

Shutdown führt zu Datenmangel

Vielleicht werden uns noch einige andere Attribute in den Sinn kommen. Der amerikanischen Bundesregierung fehlt es zurzeit an einem ganzen Eimer voll von Daten, um uns zu regieren. MarketWatch berichtet, dass der aktuelle Disput mit einem zeitlichen Aufschub der folgenden Wirtschaftsberichte Hand in Hand gehen dürfte:

Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter (25. Januar), Neubauverkäufe (25. Januar), Kernkapitalausrüstungsaufträge (25. Januar), Entwicklung des Warenhandels (29. Januar), Leerstandsquote an den Immobilienmärkten (29. Januar), Bruttoinlandsprodukt (30. Januar), Entwicklung der persönlichen Einkommen (31. Januar), Kerninflation (31. Januar), Ausgaben in der Bauindustrie (1. Februar).

Wir ziehen es vor, lieber uninformiert als misinformiert zu sein. Aus diesem Grunde genießen wir die Aussicht, beispielsweise über die jüngsten BIP-Zahlen im Unklaren gelassen zu werden. Der Regierung fällt auf all ihren Ebenen ein Anteil von gewaltigen 36% an Amerikas jährlichen BIP-Ausgaben zu.

Abenteuerliche BIP-Berechnung…

Stellen wir uns nun gerade einmal vor, wie die Regierung jemanden dafür bezahlt, um ein Loch zu buddeln. Stellen wir uns darüber hinausgehend vor, dass die Regierung diese Person ebenfalls dafür bezahlt, das ausgebuddelte Loch wieder zuzuschaufeln. Unter Bezugnahme auf offizielle Statistikdaten, sind Sie gerade eben Augenzeuge eines BIP-Anstiegs geworden.

Stellen Sie sich nun weitergehend vor, dass diese Scharade mittels Schulden finanziert wird. In seinen BIP-Berechnungen vertritt das Bureau of Economic Analysis (BEA) die Ansicht, dass mittels Schuldenaufnahme finanzierte Regierungsausgaben der Wirtschaft einen echten Schub verleihen.

Doch die Finanzberatungsfirma Baker & Co. ist der konträren Ansicht, dass das Geld, das sich die Regierung leiht, irgendwann auch wieder zurückbezahlt werden muss. Und aus eben jenem Grund handelt es sich nicht um ein echtes Einkommen. Vielmehr handelt es sich um eine „künstliche Stimulierung“ der Wirtschaft.

Rechnen Sie diese künstliche Stimulierung einmal aus den offiziellen BIP-Daten heraus, so kommt man bei Baker & Co. zu folgendem Ergebnis: Das reale Bruttoinlandsprodukt ist in den USA in jedem Jahr seit 2007 um durchschnittlich 7,45% geschrumpft.

…ein Vergleich mit Shadow Stats

Ein uns guter Bekannter mit dem Namen John Williams betreibt die Webseite Shadow Stats. Sinn und Zweck dieser Webseite ist es, „die statistischen Fälschungen und Manipulationen in Bezug auf die durch die US-Regierung offiziell vermeldeten Wirtschaftsdaten zu analysieren und offen zu legen“.

Die Statistiker der US-Regierung geben beispielsweise einer Tasse Milch eine Tasse Wasser hinzu. Anschließend hört es sich ganz danach an, als ob zwei Tassen „Milch“ produziert worden wären. Williams deckt diesen Hokuspokus gnadenlos auf – denn zwei Tassen einer verwässerten Milch ergeben noch lange keine zwei Tassen Vollmilch. Der folgende Chart zeigt, wie die offizielle BIP-Berechnung von jener Shadow Stats’ abweicht:

   

Es klafft eine Unterschiedslücke von rund vier Prozentpunkten (!). Welchen Daten wollen Sie nun also Glauben schenken? Widmen Sie Ihre Aufmerksamkeit der Inflationsrate. Zum Ende des letzten Jahres indizierte der Verbraucherpreisindex (CPI) eine offizielle Inflationsrate von 2,44%.

Doch wenn Sie die Inflationsrate unter Zuhilfenahme von Instrumenten, welche durch die US-Regierung in den 1980iger Jahren benutzt wurden, messen, erhalten Sie einen von der offiziell verkündeten Inflationsrate vollkommen abweichenden Wert. Unter denen im Jahr 1980 zur Anwendung kommenden Messstandards, legte der CPI im vergangenen Jahr nicht um 2,44% zu, wie Shadow Stats kritisiert, – sondern um 9,6%.

    

Klicken Sie hier, falls Sie auf der Suche nach mehr Informationen zu Shadow Stats sind. Erneut sei die Frage erlaubt, wem wir nun glauben sollen? Unter Umständen weist Shadow Stats seine Daten ebenfalls ein wenig zu überdehnt aus. Auch Shadow Stats hüllt sich nicht in einen Mantel der Unfehlbarkeit. Trotz allem macht Shadow Stats einen guten Job, indem die statistischen Mythen der US-Regierung enttarnt werden.

Und so hissen wir am heutigen Tage die schwarze Flagge der Anarchie, um einen dreifachen Toast auf unsere Befreiung von den Regierungsstatistikern auszusprechen – auch wenn deren Abwesenheit nur temporärer Natur sein wird. „Der einzige gute Bürokrat ist jener, dem eine Pistole an die Schläfe gehalten wird“, wie sich der unersetzliche Mencken einmal ausdrückte.

Wir sollten ein Detail hinzufügen: Stellen Sie sicher, dass der Colt geladen ist…

Ihr,
Brian Maher

Wir weisen ausdrücklich auf den ironischen Charakter der abschließend durch den Autor getätigten Aussage hin und bitten darum, das hier zum Ausdruck gebrachte nicht für bare Münze zu nehmen.

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2019 Brian Maher / The Daily Reckoning / Agora Publishing

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