Werfen wir heute erneut einen gemeinsamen Blick auf die „stärkste amerikanische Wirtschaft aller Zeiten“. Es empfiehlt sich, hier vor allem die jüngst veröffentlichten Daten zur Entwicklung des Transportvolumens in den Vereinigten Staaten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Dieses inneramerikanische Transportvolumen beinhaltet LKW-, Eisenbahn- und Luftfracht. Im Dezember 2019 erfolgte in diesem wichtigen Sektor ein nochmals deutlicher Rückgang von 7,9 % auf Jahresbasis.

Laut Cass Freight Index handelte es sich inzwischen um den 13. Monat in Folge, in dem das Transportvolumen in den USA auf annualisierter Basis gesunken ist. Gleichzeitig kam es im Monat Dezember 2019 zum stärksten Rückgang auf Jahresbasis seit November 2009.

Der Cass Freight Index misst das Transportvolumen in den Bereichen der Konsum- und Industriegüter. Rohstofftransporte wie Weizen- und Kornlieferungen gehen hingegen nicht in die Berechnungen des Index´ mit ein.

Der massive Rückgang des Cass Freight Index auf ein 12-Jahres-Tief (!) im Dezember 2019 fiel zusammen mit dem im selben Monat eingereichten Insolvenzantrag der Celadon Group. In diesem Zuge wurden rund 3.000 Fahrer arbeitslos, der Firmenchef sieht sich inzwischen mit Vorwürfen des vorsätzlichen Betrugs konfrontiert.

Es handele sich um die bislang größte Insolvenz in der Geschichte des Speditionsgewerbes in den Vereinigten Staaten. Die Insolvenz der Celadon Group erweist sich rückblickend auf das Jahr 2019 betrachtet allerdings nur als die Spitze des Eisbergs.  

Denn schon seit Jahresbeginn war es zu einer Welle von Insolvenzen und Geschäftsaufgaben in Amerikas Speditions- und Transportgewerbe gekommen. In den meisten Fällen handelte es sich um regionale, kleine und mittelgroße Unternehmen.

Auch aus Sicht des Eisenbahnverkehrs erwies sich das Jahr 2019 als miserabel. Mit Blick auf Dezember 2019 berichtete der Verband der Amerikanischen Eisenbahnbetreiber über einen Transportrückgang von 9,2 % auf Jahresbasis.

Container- und Cargotransporte brachen auf Jahresbasis gar um 9,6 % ein, Im Gesamtjahr 2019 belief sich der Rückgang im Bereich der Eisenbahntransporte im Jahresvergleich auf fünf Prozent.

Schon seit dem Jahr 2018 beklagen sich Industriefirmen, Einzelhändler und Produkthersteller über stark steigende Frachtpreise in den USA. In den meisten Quartals- und Ergebnisberichten der Firmen fanden diese Klagen entsprechenden Widerhall.

Eine Reihe von Frachttarifen verharren seit Beginn des Jahres 2018 auf hohem Niveau, während Transportriesen wie FedEx oder UPS ihre Frachtpreise zusätzlich erhöht haben, obwohl die Transportnachfrage und das Transportvolumen im selben Zeitraum gesunken sind.

In manchen Transportsegmenten wie dem LKW-Bereich sind die Frachttarife über die letzten zwei Jahre jedoch auch teils deutlich gesunken. Trotz eines rückläufigen Transportvolumens verharrten die durch die Versender bezahlten Gesamtausgaben über die letzten Monate auf hohem Niveau. Doch genau hieran beginnt sich nun etwas zu ändern.

Im Dezember 2019 sanken die Gesamtausgaben für alle Formen des Transports unter den Versendern, darunter Industrie-, Einzelhandels- und Produkthersteller, gegenüber dem Vorjahr um 6,2 %. Es handelte sich zwar um einen starken Rückgang, wohingegen sich diese Gesamtausgaben allerdings noch immer langsamer abschwächen als das Transportvolumen.

Im Cass Freight Index zeigt sich diese Entwicklung anhand der rot eingezeichneten Linie. Als noch interessanter erweisen sich die schwarzen und gelben Linien in der Grafik, die einen Hinweis darauf liefern, wie stark die Frachtausgaben in den USA über den Verlauf der letzten zwei Jahre gestiegen sind.

Einer der Hauptgründe für die anhaltende Schwäche im amerikanischen Transportsektor leitet sich aus der Industrie-Rezession ab, die in den Vereinigten Staaten nun bereits den fünften Monat in Folge anhält. So sank der ISM Manufacturing Index entgegen aller Erwartungen im Dezember 2019 um 0,9 Punkte im Vergleich mit dem Vormonat auf 47,2 Punkte.  

Gleichzeitig kommt es in Amerikas Öl-, Gas- und Frackingsektor zur Ausformung einer zweiten Absturzwelle in dem seit Mitte 2014 anhaltenden Rückgang. Während sich die Ölpreise noch immer um die Marke von 60 US-Dollar pro Barrel halten, befinden sich die Gaspreise sprichwörtlich im freien Fall.

Insbesondere in der mit hoher Geschwindigkeit Cash verbrennenden und weitläufig unprofitablen Fracking-Industrie kommt es schon seit geraumer Zeit zu einer massiven Kürzung der Investitionen, der Ausgaben und der Mitarbeiteranzahl, um das allgemeine Vertrauen unter Investoren aufrechtzuerhalten.

Solange sich im Industrie- und Energiesektor in den USA nicht endlich eine Entspannung abzuzeichnen beginnt, dürfte auch die Lage im Transportgewerbe des Landes unter Druck bleiben. Das Auftreten von „plötzlich“ und „unerwartet“ vermeldeten Insolvenzen sollte uns aus diesem Blickwinkel keineswegs wundern.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Wie zuvor bereits mehrfach angeraten, sollten Sie die Entwicklung im amerikanischen Transportsektor aufmerksam im Auge behalten. Denn der Transportsektor erweist sich als Bindeglied zwischen einer ganzen Reihe von Bereichen der amerikanischen Wirtschaft, dessen anhaltende Schwäche indiziert, dass das Gesamtbild in der US-Wirtschaft bei Weitem nicht so rosig ist, wie es die Washingtoner Regierung und die Federal Reserve nach außen immer wieder gerne skizzieren.

Lassen Sie sich vonm massiven Geldgepumpe der Fed bitte nicht davon abhalten, die in der US-Wirtschaft zugrundeliegenden Faktoren im Auge zu behalten. Denn diese Faktoren und Entwicklungen werden letztendlich darüber entscheiden, ob es in den USA zu einer Rezession kommen wird oder nicht.     

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"