Donald Trump lässt keine Zeit verstreichen, um nach China, Russland, Venezuela, dem Iran, Nordkorea, Syrien und Mexiko nun auch Indien und sehr wahrscheinlich auch Australien den (Handels- und/oder Sanktions-)Krieg zu erklären. Wann ist die EU dran?

Auf welch andere Weise würde sich Trumps am vergangenen Freitag abgegebene Erklärung, in welcher der US-Präsident mitteilte, dass Indien laut seiner Auffassung nichts unternommen habe, um den Vereinigten Staaten „einen vernünftigen Marktzugang“ zu gewähren, lesen?!!

Das Wall Street Journal berichtete, dass Trump und das Weiße Haus am 5. Juni Sonderzölle gegen Indiens US-Exporte verhängen wollen, falls seitens der indischen Regierung bis dahin kein Zeichen eines sich verbessernden Marktzugangs zugunsten von US-Firmen ausgesendet werde. .

Gleichzeitig teilte Trump vor dem Wochenende mit, dass Indien die weitere Teilnahme an dem privilegierten Handelsprogramm der USA (Generalized System of Preferences) ohne Umschweife gestrichen wird.

Trump legte dem alten und im Zuge der jüngsten Nationalwahlen in seinem Amt bestätigten indischen Premier Modi damit ein wunderbares Willkommensgeschenk ins Körbchen. Im Angesicht der jahrzehntelangen Teilnahme an dem privilegierten Handelsprogramm der USA war es dem Subkontinent gestattet, verschiedene Produkte zollfrei in die USA zu exportieren.

Generell verfolgt das privilegierte Handelsprogramm der USA das Ziel, eine stärkere Bande im bilateralen Handel und der ökonomischen Entwicklung mit den jeweiligen Partnernationen zu knüpfen. Indien dürfte schon bald nicht mehr zu diesem Kreis zählen.

Erweckte es bis hierin noch den Eindruck, als ob Indien den USA als Speerspitze im Kampf gegen eine sich verstärkende Integration des Eurasischen Kontinents dienen würde, so haben sich die Vorzeichen unter US-Präsident Trump verändert, was vor allem unter der Prämisse eines mit China verbündeten Sri Lankas sowie dem von mir in einem Ortsbericht skizzierten Umwerben der Inselrepublik der Malediven durch Peking gesehen werden muss.

Hatte es bis vor Kurzem noch den Eindruck erweckt, als ob der durch Trump vom Zaun gebrochene Handelskrieg primär geopolitische Ziele im Hinblick auf den US-Wunsch eines Zurückdrängen Chinas samt Boykott des Seidenstraßenprojekts zur Grundlage gehabt zu haben schien, so muss auch dieser Denkansatz nach den jüngsten Entwicklungen maximal überdacht werden.

Denn Trump führt Krieg gegen die ganze Welt! Im Falle Indiens handelt es sich um den weltweit neuntgrößten Handelspartner der Vereinigten Staaten. Trumps beschlossene Maßnahmen würden mit einer Verhängung von US-Sonderzöllen in Höhe von sieben Prozent gegen indische Produkteinfuhren Hand in Hand gehen.

Wie das Journal weiter berichtete, würden hierunter indische Produktausfuhren im Chemie-, Textil- und Autoteilebereich fallen. Immerhin trugen diese genannten Sektoren im letzten Jahr rund elf Prozent zu den durch Indien in die USA verschifften Gesamtexporten bei. Der Geldwert beziffert sich auf knapp 6,5 Milliarden US-Dollar.

Doch damit nicht genug. Es dauerte nicht lange, bis Trump auch eine unmissverständliche Warnung in Richtung Australien aussandte, wie die New York Times berichtet. Danach soll eine Entscheidung über eine Verhängung von US-Sonderzöllen gegen Produkteinfuhren aus Down Under ebenfalls kurz bevorstehen.

Laut des Berichts drängt eine Reihe von Top-Wirtschaftsberatern Trumps auf eine baldige Verabschiedung von Sonderzöllen gegen australische Produkteinfuhren. Der Grund findet sich in den zuletzt deutlich gestiegenen Aluminiumausfuhren Down Unders in die USA.

Opposition gegen eine solche Entscheidung ertönt neben dem Pentagon auch aus dem US-Außenministerium, da den USA im Fall einer solchen Entwicklung ein treuer Bündnispartner der Amerikaner in der Asien-Pazifik-Region vergrätzt werden könnte.

Gleichzeitig warnt das Pentagon vor den hiermit verbundenen Kosten für das eigene Land. Für den Moment erweckt es den Eindruck, als ob sich Trump und das Weiße Haus ob dieser unmissverständlichen Warnungen hätten einfangen lassen, um zumindest temporär auf eine Verhängung von US-Sonderzöllen gegen Australien zu verzichten.

Vom Tisch ist das alles jedoch noch lange nicht. Allein eine Verhängung der durch Trump angedrohten US-Sonderzölle gegen Indien würde (nach Mexiko) eine weitere Frontlinie im globalen Handelskrieg eröffnen.

Zumal sich anzudeuten beginnt, dass Japan und die Europäische Union als nächstes durch das Weiße Haus aufs Korn genommen werden könnten. Zum selben Zeitpunkt zeichnet sich eine drastische Vertiefung des Handelskonflikts mit dem Reich der Mitte ab, dessen Führung keine Signale eines Einknickens vor den Washingtoner Forderungen aussendet. Ganz im Gegenteil.

Würden Stahl- und Aluminiumzölle in den Vereinigten Staaten gegen australische Einfuhren verhängt, würde auch der letzte große Lieferant, der von Beginn an von den US-Sonderzöllen in diesem Sektor ausgenommen war, mit in den Zollschlamassel hineingezogen.

Bei der NYT heißt es weiter, dass es im Falle Australiens nicht einzig und allein bei einer Verhängung von US-Sonderzöllen gegen Stahl- und Aluminiumeinfuhren bleiben könnte. Vielmehr sollen innerhalb der US-Administration auch bereits andere Produktkategorien, die namentlich nicht genannt wurden, hinsichtlich einer Verhängung von Strafzöllen zirkulieren.

Kaum verwunderlich ist, dass sich die Stahl- und Aluminiumausfuhren in die USA seit dem vergangenen Jahr deutlich erhöht haben, da Down Under die bislang große Ausnahme in der Welt bildete, deren Exporteure sich von einer Zahlung von US-Sonderzöllen im Metallsektor ausgenommen sahen.

Was steckt hinter all diesen neuen Entwicklungen? Logo, das Motto „Make America Great Again“, dem durch Trump und seinen Anhänger wie eine Art Ersatzreligion gefrönt wird. Amerikanische Stahl- und Aluminiumproduzenten sollen auf diese Weise geschützt werden vor einem Wettbewerb, den Trump und das Weiße Haus als „unfair“ bezeichnen.

In diesem Angesicht stellt sich allerdings die Frage, wie Kanada oder Australien Stahl und Aluminium billiger produzieren können als die USA?!! Es gibt keine Antwort auf diese Frage. Jedenfalls scheint sich die Washingtoner Regierung mit solch grundlegenden Fragen nicht beschäftigt zu haben.

Tatsache ist allerdings, dass viele Industrien in den USA von einer Einfuhr kostengünstiger Metalle in den vergangenen Jahren stark profitiert haben. Aus eben jenem Grund sollten die USA die Einfuhr von preislich günstigen Metallen Willkommen heißen. Was im Laufe des letzten Jahres geschehen ist, wird mittlerweile sonnenklar.

Nachdem Trump Sonderzölle gegen Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus der Türkei, China, Mexiko und Kanada verhängt hat, wanderte die Karawane der US-Importeure weiter nach Australien, um von dort zollfreie Stahl- und Aluminiumeinfuhren zu beziehen. In nackten Zahlen spiegelt sich diese Entwicklung ganz klar wider.

Danach kletterten die amerikanischen Aluminiumimporte aus Down Under in 2018 im Vergleich mit Vorjahr um fast 50%. Im ersten Quartal des laufenden Jahres gingen diese Importe dann auf Jahresbasis durch die Decke – nämlich um 350%!

Gleichzeitig führen die gegen China verhängten Sonderzölle in den USA dazu, die Exporte Indiens, Vietnams, Bangladeschs und anderer Nationen in die Vereinigten Staaten deutlich zu steigern. Trotz der massiven Ausfuhrsteigerungen Australiens in die USA handelt es sich im Fall von Down Under noch immer um einen in Relation kleinen US-Lieferanten.

Trotzdem hüpft Donald Trump im Dreieck! Trump trifft emotionale Entscheidungen, die den Welthandel nicht nur massiv in den Keller treiben, sondern bereits in eine Rezession befördert haben. Das Mantra, das sich hinter diesen Entscheidungen verbirgt, lautet, Arbeitsplätze in die USA zurückzubringen.

Doch genau dies passiert nicht! Trump kann der ganzen Welt den Krieg erklären, ohne zu verstehen, dass sich die Welt in den vergangenen dreißig Jahren massiv verändert hat. Die Rolle rückwärts in die 1980iger Jahre wird nicht funktionieren. Was hingegen geschieht, ist, dass Trump den Welthandel in den Zusammenbruch führt – ohne das gewünschte Resultat einer Zunahme von Industriearbeitsplätzen in den USA zu erreichen.

Trump führt inzwischen einen Handelskrieg nicht nur gegen China, sondern nahezu gegen die gesamte Welt. Er hat bis dato keine Siege vorzuweisen. China hat nun mitgeteilt, ALLE für dieses Jahr bisher geplanten Sojaeinfuhren aus den Vereinigten Staaten einzufrieren, während Amerikas Landwirten und Bauern das Wasser aufgrund von anhaltenden Wetterkatastrophen im Mittleren Westen der USA und überbordender Schulden sprichwörtlich bis zum Hals steht.

Niemand geht aus einem Handelskrieg als Sieger hervor! Einzig und allein die anfallenden Verluste und finanziellen Schäden werden für alle Beteiligten mit jedem verstreichenden Tag immer größer.

Abschließend sei gesagt, dass Fed-Taube James Bullard den Markterwartungen an drei US-Zinssenkungen im laufenden Jahr verbal bereits Rechnung trägt, Gestern sprach sich Bullard für zwei baldige US-Zinssenkungen aus. Warum? Es geht den USA und der US-Wirtschaft doch laut eigener Aussage Trumps „blendend“.

Vergessen Sie in diesem Zusammenhang bitte nicht, dass sich die US-Wirtschaft fast immer schon in einer Rezession befand, als es zur ersten Zinssenkung der Federal Reserve nach einem Zinserhöhungszyklus gekommen war. Die Fed hat abermals ihren ganz eigenen Beitrag zum Aufpumpen und Platzen der aktuell fast überall bestehenden Marktblasen beigetragen.

Unübersehbar es ist!

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