Donald Trumps gehaltene Abschiedsrede setzte sich zusammen aus dem üblichen Trompetenblasen über weit überbewertete Nicht-Errungenschaften, angefangen bei der Schaffung der großartigsten Wirtschaft, welche die Welt jemals gesehen hat, über ein Niederringen des Islamischen Staats sowie das Nichtanzetteln von neuen Kriegen bis hin zu einer direkten Konfrontation des China-Problems.

Tatsache ist, dass China stärker als jemals zuvor wurde, während sich die USA unter Trump vor sich herschleppten (Anm.: Chinas offizielle Datenpublikationen sind nicht nur auf wirtschaftlichem, sondern auch auf coronatechnischem Gebiet mit einem großen Fragezeichen zu versehen).

So sollten die Dinge eigentlich nicht laufen. Als Donald Trump das Rennen um das Weiße Haus im Jahr 2016 für sich zu entscheiden wusste, prahlte er öffentlich damit, auf welche Weise er Chinas Emporkommen zu einer ökonomischen Weltmacht ins Gegenteil verkehren würde, um den USA verlustig gegangene Vorteile wiederzubeschaffen.

China öffentlich dafür anklagend, Amerika „zu vergewaltigen“, versprach der republikanische Präsident wieder verstärkt Arbeitsplätze im Produzierende Gewerbe in der Heimat schaffen und aufbauen zu wollen – um Peking dafür bezahlen zu lassen.

Wir haben historische und monumentale Zolltarife auf Produkteinfuhren aus China verhängt“, wie Trump in seiner letztwöchigen Abschiedsrede hervorhob, ganz so, als ob es sich hierbei um eine außergewöhnliche Errungenschaft seiner Präsidentschaft handeln würde.

Wie dem auch sei, in Chinas Handelsbilanz mit den Vereinigten Staaten klafft nach wie vor dieselbe exorbitante Lücke zugunsten Pekings, welche sich auch schon zu jenem Zeitpunkt beobachten ließ, als Trump sein Amt angetreten hatte.

Laut offizieller Zahlen hat Chinas Wirtschaftswachstum gegen Ende letzten Jahres trotz der weltweit anhaltenden Pandemie und restriktiven Lockdowns eine Kehrtwende vollzogen. Im vierten Quartal 2020 wuchs die chinesische Wirtschaft um 6,5 Prozent. Dieses Wachstum entspricht in etwa jenen annualisierten Zahlen, die in den Jahren 2018 und 2019 registriert wurden.

Unterdessen scheint der gebrechliche Uncle Sam kaum dazu in der Lage zu sein, sich wieder aus seinem Krankenbett zu erheben. Die spektakuläre Wirtschaftsleistung basierte vor allem auf rekordhohen Exporten der Chinesen. Unter dem Strich stand ein globaler Überschuss in Höhe von 535 Milliarden US-Dollar. Es handelt sich hierbei um zweithöchsten Wert seit dem Jahr 2015.

Die USA trugen mit einem Anteil von 317 Milliarden US-Dollar zu diesem Überschuss, der um sieben Prozent höher als im Jahr 2019 lag, bei (Anm.: Aus Sicht der USA kein schlechtes Geschäft, da grün bedruckte Zettelchen gegen größtenteils echte Güter und Waren eingetauscht wurden).

Rufen wir uns in Erinnerung, dass es Trump gewesen ist, der im Lauf des Handelskriegs mit China in die Defensive geraten war. Trump brüstete sich ehedem im Jahr 2018 noch damit, dass „Handelskriege gut und auf einfache Weise zu gewinnen sind“. Der ehemalige Immobilienmogul und das selbst ernannte Business-Genie würden China eine Lektion lehren und verabreichen.

Und so verhängte Trump mehr als 300 Milliarden US-Dollar in Form von Zolltarifen auf amerikanische Produkteinfuhren aus China. Es handelte sich um nichts anderes als eine Wette, die im Erfolgsfall dazu angedacht gewesen wäre, die chronischen Handelsdefizite der Vereinigten Staaten mit dem Reich der Mitte in ihr Gegenteil zu verkehren und amerikanische Produzenten dazu zu zwingen, sich aus China zurückzuziehen, um sich abermals in den zum sogenannten Rostgürtel zählenden Bundesstaaten in der Heimat anzusiedeln.

Was darauf geschah lief in keiner Weise nach Plan ab. China hielt seine Exportausfuhren in nahezu derselben Größenordnung aufrecht und es waren die amerikanischen Verbraucher und Unternehmen, die letzten Endes höhere Importabgaben zu bezahlen hatten. Amerikaner haben also die aus Trumps Handelskrieg resultierenden Kosten auf Basis von kletternden Konsum- und Verbraucherpreisen in der Heimat übernommen und aufgebrummt bekommen.

Der klassische Rostgürtel ist auch vier Jahre später noch immer rostig. Denn amerikanische Produzenten operierten trotz Trumps sich wiederholender Mahnungen an eine Heimkehr von China aus weiter.

Laut Schätzungen haben jene durch die Trump-Administration auf Produktimporte aus China verhängten Zolltarife aufgrund von höheren Preisen und sich reduzierenden US-Exporten in etwa eine Viertelmillion Amerikaner ihre Jobs gekostet. Amerikanische Produzenten sahen sich angesichts der globalen Lieferketten nämlich dazu gezwungen, höhere Preise für Importe aus China zu bezahlen, wodurch Marktanteile eingebüßt wurden.

Weit davon entfernt, die heimische Wirtschaft in den USA wiederzubeleben, machten die durch Trump getroffenen Entscheidungen die ganze Entwicklung nur noch schlimmer. Trump verlässt das Weiße Haus als jener Präsident, der Amerika das höchste Handelsdefizit in den vergangenen vierzehn Jahren hinterlässt.

Was das „Business-Genie“ Trump „erreichte“, war, China dabei zu verhelfen sich zu einer noch stärkeren Wirtschaftsmacht zu entwickeln, während die Vereinigten Staaten einem Patienten gleichen, der über eine Vielzahl von Gebrechen und Wehwehchen klagt. Trumps selbstzerstörerische Streitlust gegenüber China wurde durch dessen höchst eigensinnigen und dickköpfigen Außenminister Mike Pompeo noch zusätzlich verschärft.

Sich höchst provozierender Waffenkäufe an die Inselrepublik Taiwan in dem schamlosen Versuch bedienend, die staatliche Souveränität Chinas zu unterlaufen, und darüber hinaus Sanktionen mit der Begründung einer Verletzung der demokratischen Rechte der Protestler in Hongkong sowie uigurischen Muslimen in der Provinz Xinjiang verhängend und dabei die militärischen Spannungen im Südchinesischen Meer schürend, hat das Trump-Regime die Bühne für noch gefährlichere Konfrontationen unter der Präsidentschaft des Demokraten Joe Biden bereitet.

Bidens ins Amt eingeführte Administrationsmitglieder haben bereits signalisiert, sich ebenfalls einer konfrontativen Polit-Strategie gegenüber China – nach Vorbild von Trump – zu bedienen. Hieran könnte sich etwas ändern, wenn die Realität erst einmal zu beißen beginnt (Anm.: Tatsächlich? Oder ist es nicht vielleicht eben jene sogenannte Deep-State-Bürokratie, welche die langfristigen Strategieentscheidungen in den USA, ganz gleich, ob eine republikanische oder eine demokratische Regierung im Amt ist, trifft?).

Was die politische Klasse in Amerika nicht begreifen zu können scheint, ist, dass Chinas und Asiens aufstrebende Wirtschaftsmacht nicht zu stoppen sein wird. Demografie-Entwicklung und eine bessere Wirtschaftsplanung versichern, dass, wie Chinas Staatspräsident Xi Jinping anmerkte, sich der Zeiger der Uhr zugunsten Chinas fortbewege, während das amerikanische Imperium zerbröckelt (Anm.: Wenn das US-Imperium irgendwann in sich zusammenbricht, wer wird China und Asien dann die eigene Überproduktion abkaufen?)

Die voneinander abweichenden Herangehensweisen und sich aus der Coronavirus-Pandemie ableitenden Auswirkungen illustrieren und legen die bestehenden Divergenzen für jedermann sichtbar offen. Deutlich tritt ans Tageslicht, auf welche Weise Trump einen Handelskrieg vom Zaun gebrochen hat, mittels dem er China zu demolieren glaubte.

Wie viele andere Amerikaner sonnt sich Trump in der Hybris und Ignoranz in Bezug auf aktuell-historische Realitäten. Trump sah sich nicht dazu in der Lage vorherzusehen, wie falsch er liegen würde. Der Drache hat den Adler verschlungen, um ihn danach auszuspucken.

Es zeichnet sich noch nicht ab, ob Biden und dessen Administration über die Einsicht verfügen oder die amerikanisch-hegemoniale Hybris gegenüber China (und Russland) abzulegen bereit sein werden. Es ist nicht so, als würden China (oder Russland) Amerika um eine Aufgabe der eigenen Grundhaltung ersuchen.

Alles, was es mit Blick auf die Vereinigten Staaten benötigt, ist, dass sich Washington endlich darüber bewusstwird, gegenüber dem Rest der Welt nicht mit einer anachronistischen Mentalität des Kalten Krieges aufzutreten, sondern sich mit anderen Nationen in Form von gemeinnützigen Partnerschaften zusammenzuschließen – oder wie China es mittels des Aufrufs zur Schaffung einer „Win-Win-Situation“ wiederholt auf den Punkt gebracht hatte.

Trumps klägliches Versagen ist Beweis dafür, wie dringend die USA ein neues Paradigma zur Reformierung und Vitalisierung der eigenen Wirtschafts- und Außenpolitik benötigen.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Der heutige Bericht dient als Anlass, den sino-amerikanischen Handelskrieg Revue passieren zu lassen. Sie werden bemerken, dass ich zu manchen Ausführungen im obigen Bericht eine Reihe von eigenen Anmerkungen eingefügt habe, da ich fest davon überzeugt bin, dass es bedenklich ist, die Dinge zu einseitig aus einer ideologisch einengenden Sichtweise (nach Art von rechts und links, oben und unten, weiß und schwarz, etc.) heraus zu betrachten.

Dafür ist unsere Welt zu komplex. Andererseits stimme ich mit der Grundhaltung des Autors überein, da ich mich in meiner Berichterstattung zum sino-amerikanischen Handelskrieg schon recht frühzeitig darauf festgelegt hatte, dass die USA einen solchen Handelskrieg aus vielerlei Gründen gegen China nicht gewinnen werden.

Es wird abzuwarten bleiben, ob die Administration von Joe Biden, die im eigenen Land nach dem jüngsten Wahlablauf über keinen ausreichenden Rückhalt in der Bevölkerung verfügt, an den Dingen etwas wird ändern können, um Anstoß für positive Entwicklungen zu liefern.

Wer auf die sich verschärfenden Spannungen im Asien-Pazifik-Raum – und insbesondere auf Taiwan und das Chinesische Meer – blickt, muss sich zwangsläufig die Frage stellen, ob die USA im Fall eines militärischen Schlags der Chinesen gegen Taiwan zu einer militärischen Intervention auf Seiten der Taiwanesen bereit wären. Eine ganze Menge scheint hierfür zu sprechen. Aus diesem Grunde sollten die Entwicklungen in Fernost aufmerksam beobachtet werden...

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © Finian Cunningham / Strategic Culture Foundation

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