Wie ich in meinen letzten Berichten zum Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China mehrfach vermutet hatte, wird man sich den Forderungen Washingtons im Rahmen der anhaltenden Gespräche über ein neues Handelsabkommen zwischen den beiden Nationen in Peking nicht so einfach beugen.

Chinesen wollen ihr Gesicht wahren – doch USA zeigen traditionell wenig kulturelles Einfühlungsvermögen

Es geht allein und vordergründig schon einmal um die Gesichtswahrung der Chinesen, die sich überdies durch US-Präsident Donald Trump auch nicht so einfach wie ein Schuljunge an einem Nasenring durch die internationale Manege führen lassen werden. Mit einer Wildwest- und Cowboymentalität wird Donald Trump bei den Chinesen auf Granit beißen. Es stellt sich die Frage, ob aus kultureller Sicht Verständnis für diese Situation in Washington besteht.

Wie Peter Scholl-Latour einmal so schön sagte, verfügen die Amerikaner über das größte High-Tech-Arsenal der Welt. Sie sind dazu in der Lage, jedermann abzuhören und rundum auszuspionieren, doch sie verstehen es einfach nicht, sich in die Kultur anderer Völker und Staaten hineinzuversetzen. Aus eben jenem Grund enden auch alle Auslandsinterventionen der USA in einem Debakel, weil sie es einfach nicht verstehen, aus den ihnen vorliegenden Informationen auch etwas Handfestes zu machen. Zu sehr überzeugt ist man im Land der „unbegrenzten Freiheit“ dafür von sich selbst.

Servieren US-Landwirte Trump bei den Wahlen die Quittung für den Handelskrieg?

Dass das Weiße Haus und Donald Trump am Wochenende verkündet haben, nun nahezu alle Produkteinfuhren der Vereinigten Staaten aus China mit Sonderzöllen zu belegen, wirkt für Amerikas Konsumenten wie eine heimische Sondersteuer. Leider hat sich meine Vermutung bestätigt, laut der es in den Gesprächen zwischen beiden Nationen bei Weitem nicht so gut vorangeht, wie durch Li-La-Launebär Larry Kudlow zuletzt wiederholt verkündet.

Im nächsten Jahr werden in den USA Präsidentschaftswahlen abgehalten, und ich könnte mir vorstellen, dass finanziell darbende und enttäuschte Wähler Donald Trump die Quittung für seine harte Haltung gegenüber China präsentieren könnten. Dies gilt allen voran für den amerikanischen Landwirtschaftssektor. Amerikas Bauern, eine von Trumps einstigen Basen in der US-Bevölkerung, befinden sich an vorderster Front in diesem Ringen.

Grains Total Return Sub Index auf niedrigstem Stand seit 1977

Blicken wir nach der Entscheidung des Weißen Hauses vom Wochenende auf die Märkte. Auffällig ist, dass die Futures-Kontrakte für Sojabohnen, Mais und Weizen nach den Twitter-Meldungen Trumps, die eine Eskalation im sino-amerikanischen Handelskrieg antizipieren lassen, in den Keller gingen. Unter anderem brach der Bloomberg Grains Total Return Sub Index auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 1977 ein.

Bislang hielten Amerikas Agrarmärkte an der Hoffnung fest, dass es im sino-amerikanischen Handelskrieg schon bald zu einer einvernehmlichen Lösung kommen würde. In diesem Fall wäre davon auszugehen gewesen, dass die durch Peking verhängten Konterzölle auf den Import von amerikanischen Landwirtschaftsgütern wie Sojabohnen, Weizen und Mais aufgehoben worden wären.

Chinesen wollen weiterverhandeln – Analysten entmutigt

Ungeachtet der Entscheidung des Weißen Hauses gaben Pekinger Offizielle bekannt, trotz allem zur nächsten Verhandlungsrunde in die USA reisen zu wollen. Wann dies der Fall sein soll, steht bislang noch nicht genau fest. Analysten zeigten sich ebenfalls entmutigt, darauf hinweisend, dass ein einziger Trump-Tweet sowohl Hoffnung als auch Optimismus im Hinblick auf eine einvernehmliche Einigung zwischen beiden Seiten mit einem Schlag zerstört habe.

Der Frust wächst: Sojabohnenkontrakt auf Rekordtief

Und so wächst der Frust unter Amerikas Bauern und Landwirten, die es inzwischen mehr und mehr satt haben, als Sündenbock und sprichwörtliches Bauernopfer im sino-amerikanischen Handelskrieg zu dienen. Wen wundert es, dass der Juli-Kontrakt für Sojabohnen am gestrigen Montag auf ein Rekordtief abstürzte?!!

Insbesondere Sojabohnen erweisen sich mittlerweile als Speerspitze unter allen Rohstoffen, die durch den sino-amerikanischen Handelskrieg mit am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Welcher Ausweg den Sojabauern Amerikas – nebenbei sei gesagt, dass es sich im Falle Amerikas um den größten Sojaproduzenten der Welt handelt – jetzt noch bleibt, um finanziell über die Runden zu kommen, steht mehr als in den Sternen…

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