Ob die große Steuerreform in den USA umgesetzt werden kann, wird zu einem guten Teil vom Wohlwollen und der Kooperationsbereitschaft des US-Kongress abhängen. Auch wenn im Hinblick auf die Anhebung der Schuldenobergrenze in den Vereinigten Staaten nun ein Minikompromiss geschmiedet wurde, heißt dies noch lange nicht, dass die US-Administration nun wieder über ausreichend finanziellen Spielraum verfügt.

Denn im Spätherbst dieses Jahres wird dieses leidige Thema abermals auf der politischen Agenda des Weißen Hauses und des US-Kongresses auftauchen. Des Weiteren stellt sich die Frage, wie es in Bezug auf den internationalen Handel der Vereinigten Staaten nun weiter gehen wird. Mit Kanada entwickelt sich bereits eine Art Handelskrieg, von dem zu hoffen bleibt, dass er sich nicht ausweiten und eskalieren wird.

In diesem Kontext lassen sich die Gedankenstränge in Richtung einer bevorstehenden Neuverhandlung des NAFTA-Abkommens weiterspinnen. Vielleicht ein gutes Schlagwort, um zum eigentlichen Thema des heutigen Berichts überzuleiten.

Tech Mahindra: Verdopplung der Präsenz in Mexiko

Es sind die Anordnungen von US-Präsident Donald Trump, die dessen Administration momentan nach Wegen suchen lassen, auf welche Weise sich das Visaprogramm für ausländische Arbeitnehmer in den USA reformieren lassen könnte. Doch besteht hierfür überhaupt eine Notwendigkeit?  

Kenntnisreiche Beobachter der Materie gehen zurzeit vielmehr davon aus, dass eine Reform dieses Visaprogramms ausgerechnet Mexiko dabei helfen könnte, mehr Technologiejobs in das eigene Land zu locken. Arbeitsplätze auslagernde Technologiefirmen aus Europa, Indien und den USA schauen sich zurzeit wohl bereits nach Bürogebäuden in Mexiko um.

Von Mexiko aus sollen die Kunden der betreffenden Unternehmen in der Zukunft telefonisch betreut werden. Es ist unter anderem der indische Technologieriese Tech Mahindra, der seine Aktivitäten in Mexiko bis zum nächsten Jahr mehr als zu verdoppeln plant. Grund hierfür dürfte sein, dass die Trump-Regierung die heimischen Regulierungsauflagen verschärft.

Um Arbeitsplätze in den USA für gebürtige Amerikaner zu reservieren, verschärfen die US-Immigrationsbehörden momentan die Bestimmungen zur Ausgabe von H-1B Visen für ausländische Arbeitskräfte. Wie Tech Mahindra verlautbaren ließ, plane das Unternehmen in den nächsten Jahren eine massive Ausweitung der englischsprachigen Aktivitäten in Mexiko.

H-1B Visa

Hauptgrund hierfür sei die im Januar in den USA ins Amt gekommene Trump-Regierung. Das H-1B Visaprogramm wurde einst im Jahr 1990 durch Ex-Präsident George H.W. Bush ins Leben gerufen, um in den Vereinigten Staaten beheimateten Unternehmen dabei zu unterstützen, hoch qualifizierte Arbeitskräfte in aller Welt zu rekrutieren.

Damals klagten viele US-Unternehmen unter einer Knappheit an hoch qualifizierten Fach- und Arbeitskräften, die mittels Visaerleichterungen aus dem Ausland in die USA gelockt werden sollten. Diese Debatte kennen Sie wahrscheinlich gut, werden ähnliche Diskussionen seit einigen Jahren doch auch in Deutschland geführt.

Vor allem in den Bereichen der Computerwissenschaften, des Ingenieurwesens und der Forschung strömten fortan 85.000 Hochqualifizierte pro Jahr in die Vereinigten Staaten, denen die Einreise und Aufnahme einer Arbeitstätigkeit in den USA mittels der Vergabe eines H-1B Visa ermöglicht wurde.

Ersetzung hoch bezahlter heimischer durch niedrig entlohnte indische Fachkräfte

Es ist die amerikanische Immigrationsbehörde, die dieses Programm verwaltet, und welche die 85.000 pro Jahr vergebenen Visen in einer Lotterie verloste. Kritiker dieses Programms behaupten seit Jahren, dass die Immigrationsbehörde H1-B Visen nicht an hochqualifizierte Arbeitskräfte vergebe, sondern Unternehmen in den USA vielmehr die Möglichkeit einräume, niedrig entlohnte Fachkräfte aus Indien einzustellen, um bislang höher bezahlte Einheimische zu ersetzen.

Nicht selten sei zur Teilnahme an einer H1-B-Visalotterie seitens der Antragsteller wohl tatsächlich nur der Nachweis zu erbringen, dass die Betroffenen über Computerkenntnisse verfügen. Darüber hinaus bemängeln Kritiker des Programms, dass die Antragsteller sich damit einverstanden geben müssten, höchst monotone Arbeitsaufgaben auszuführen.

Die Trump-Administration hat nicht nur eine Reform des H-1B-Visaprogramms im Blickfeld, sondern dürfte in den nächsten Monaten darüber hinaus auch den Versuch unternehmen, das einst in den 1990iger Jahren abgeschlossene NAFTA-Abkommen auf den Kopf zu stellen, um die eigene Agenda des „Buy American, Hire American First“ vorbehaltlos durchzusetzen.

Insbesondere amerikanische Regionen, die in den vergangenen Jahren schwer unter einer anhaltenden Auslagerung von Arbeitsplätzen nach China, Asien und Mexiko gelitten haben, sollen auf diese Weise wieder wettbewerbsfähiger gemacht werden. Doch wird dies reichen? Zweifel bleiben.

IT-Sektor in Mexiko mit erwartetem Wachstum von 15 Prozent

Im letzten Jahr setzte die mexikanische IT-Dienstleistungsindustrie bereits einen Betrag von $20 Milliarden um. Aktuelle Daten lassen darauf schließen, dass Mexiko selbst Indien als größten Wachstumsmarkt für IT-Dienstleistungen in absehbarer Zukunft ablösen dürfte. Denn immerhin blickt Mexiko in diesem Bereich laut HFT Research auf ein jährliches Wachstum von 15%.

Hinzu kommt, dass die mexikanische Regierung versierten Arbeitskräften aus Indien heute bereits weit schneller ein Arbeitsvisum ausstellt als dies in den Vereinigten Staaten der Fall ist. Laut des Gouverneurs des mexikanischen Bundesstaats Jalisco werde ausländischen Arbeitnehmern im IT-Sektor jede Form der Annehmlichkeit entgegen gebracht.

Jalisco hat es sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren zum mexikanischen Silicon Valley zu avancieren. Dort entwickelt sich gerade eine Insel innerhalb Mexikos, auf der sich aus dem Ausland stammende Arbeitskräfte wie zu Hause fühlen können, und auf der die Bereitstellung von Schulen, Transport und anderen wichtigen Dingen zum Tagesgeschäft gehört.

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