Letzten Endes laufen die Dinge in unserem bestehenden System doch auf eben jene Aussage der einstigen französischen Königin Marie-Antoinette hinaus, die ihren Untertanen empfahl, Kuchen zu essen, wenn es kein Brot mehr gäbe. In etwa ebenso weit entfernt von der Realität scheinen sich unsere aktuellen politischen Führungen zu befinden.

Die Euphorie, die auf immer größeren fiskal- und geldpolitischen Stimulierungen durch Regierungen und Zentralbanken basiert, lässt die sich beständig minimierenden Erträge und die hiermit direkt in Verbindung stehende Zunahme von Risiken, welche sich aus diesem nahezu exponentiellen Anstieg der Stimulierungsprogramme ableiten, unter den Tisch fallen.

Ich habe einen Chart vorbereitet, aus welchem der exorbitante Anstieg dieser Stimulierungen samt der sich auf einem absteigenden Ast befindlichen Resultate grafisch hervorgeht. Es wird deutlich, dass die vorrangigen Ziele der Wirtschaftspolitik verfehlt werden.

 

Weit und breit lässt sich nichts davon erkennen, als würde es noch eine ernstzunehmende Chance geben, sich wieder in eine Position zu versetzen, aus der heraus sich die systemisch destabilisierende Situation der Vermögens- und Einkommensungleichheit wieder in den Griff bekommen ließe.

Auf diese Ära zurückblickend tritt eine fatale Ironie zutage, da all diese Stimulierungen die Vermögens- und Einkommensungleichheit haben abheben lassen, während neunzig Prozent der Mitglieder an der Basis der Gesellschaftspyramide in immer größere finanzielle Probleme schlittern oder sich finanziellen Existenzproblemen ausgesetzt sehen.

All jenen, die sich nicht von dieser oberflächlichen Euphorie haben anstecken lassen, werden diese Zusammenhänge spätestens jetzt sonnenklar. Berücksichtigen Sie bitte den folgenden Auszug aus einem Bericht des Magazins Foreign Affairs, der mit der Überschrift Monopoly Versus Democracy (hinter einer Zahlschranke) betitelt ist:

„Wie ihre Vorfahren im frühen 20. Jahrhundert sind die Amerikaner über den Verlauf der vergangenen Jahrzehnte Zeugen einer beständig wachsenden Vermögensungleichheit bei einer stark zunehmenden Konzentration der Vermögen und damit einhergehender Macht geworden. Allein im Lauf der letzten Dekade ist es global zu 500.000 Unternehmensfusionen gekommen. Zehn Prozent aller Amerikaner kontrollieren jetzt 97 Prozent der Kapitaleinkommen im Land. Fast die Hälfte der seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 neu generierten Einkommen ist in die Taschen der vermögendsten ein Prozent jener Staatsbürger an der Gesellschaftsspitze in den USA geflossen. Die drei reichsten Amerikaner verfügen zusammen über ein größeres Vermögen als die ärmsten 160 Millionen Amerikaner. In den meisten Industriezweigen bestimmt nur noch eine Handvoll von Unternehmen die dort herrschenden Bedingungen. Diese Bedingungen werden anderen diktiert, Wettbewerber werden mit allen Mitteln aus dem Rennen gedrängt und die Preismacht wird dazu genutzt, um Geld und Macht zu sichern. Gerade einmal drei Unternehmen kontrollieren den Markt für digitale Werbung, vier Unternehmen kontrollieren den Markt für die Verpackung von Rindfleisch und eine immer stärker sinkende Anzahl von Unternehmen besitzt und betreibt die Krankenhäuser im Land.“

Während die Plattform RobinHood nutzende Daytrader für den Moment vielleicht erkannt haben mögen, dass deren geballte Einflussnahme neue Millionäre hervorzubringen in der Lage ist, würde es Billionen von US-Dollars an Gewinnen benötigen, um die Vermögens- und Einkommensungleichheit in den Vereinigten Staaten auch nur annähernd zu verringern.

Denn die zehn Prozent an der Gesellschaftsspitze vereinen einen Anteil in Höhe von 97 Prozent an allen Kapitaleinkommen auf sich und kontrollieren rund 90 Prozent des im Land verfügbaren Kapitals.

Die hässliche Wahrheit ist, dass alle fiskal- und geldpolitischen Stimulierungsprogramme, die über den Verlauf der vergangenen Dekade lanciert wurden, lediglich dazu beigetragen haben, die Vermögens- und Einkommensungleichheit auf drastische Weise zu verschärfen. Die sich bietenden Chancen, an diesem neuen „Goldenen Zeitalter“ zu partizipieren, sind aus Sicht der meisten Amerikaner nicht mehr gegeben.

Jenen fünfzig Prozent unter den Amerikanern, die der unteren Hälfte der gesellschaftlichen Pyramide angehören, ist kein Anteil an all diesen überbordenden Vermögenszunahmen sowie fiskal- und geldpolitischen Stimulierungsprogrammen von Regierungen und Zentralbanken zuteilgeworden. Vielmehr handelt es sich um ein immenses und kaum absehbares Versagen.

Wiederholt sei gesagt, dass die drei finanziell wohlhabendsten Amerikaner zusammen über ein größeres Vermögen verfügen als die finanziell ärmsten 160 Millionen Amerikaner. Die aktuell erzeugte Euphorie überdeckt zudem auch nahezu komplett die Tatsache, dass die sich aus einer Auflage von fiskal- und geldpolitischen Stimulierungsprogrammen – von denen vor allem die oberen zehn Prozent der Gesellschaft profitieren – resultierenden Systemrisiken außer Acht gelassen und ignoriert werden.

Die auf exponentielle Weise asymmetrisch wachsenden Vorteile, die eine Auflage von immer größeren fiskal- und geldpolitischen Stimulierungsprogrammen mit sich bringt, erzeugt eine sich intensivierende soziale Spaltung, die an deren dicken Ende zu einem Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung führen wird.

Gleichzeitig führt der exponentielle Schuldenanstieg, der Fremdfinanzierungsgeschäfte und der Spekulationsgeschäfte per se zu einer deutlichen Zunahme der Risiken, die mit einem potenziell systemischen Finanzmarktkollaps in Zusammenhang stehen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Erlauben Sie mir, die äußerst fragwürdigen Erklärungen von Fed-Chef Jerome Powell und der neuen US-Finanzministerin und einstigen Fed-Vorsitzenden Yanet Jellen, laut denen deren geldpolitische Stimulierungsstrategien keinen Beitrag zu einem exorbitanten Anstieg der Vermögens- und Einkommensungleichheit geleistet hätten, abschließend auf folgende Weise zu übersetzen: „Lasst Sie doch Kuchen essen.“ Wir wissen alle, wie diese Geschichte damals ausgegangen ist.

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © Charles Hugh Smith / OffTwoMinds.com

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