Es gab über die letzten zwei Jahre betrachtet Phasen, in denen sich aufmerksame Beobachter fragten, wer eigentlich noch auf der Käuferseite an den Aktien- oder Bondmärkten steht. Nochmals neue ATHs ausbildend oder sich knapp darunter befindend, stellt sich diese Frage an den Aktienmärkten – wenn auch nicht so pressierend wie in vorherigen Phasen – erneut, weil sich global aktive Fondsgesellschaften mehrheitlich aus Aktien zurückziehen.

Institutionelle sind mehrheitlich in Anleihen gegangen – hohe Risikoaversion trotz ATH im S&P 500

Unter Bezugnahme auf eine aktuelle Reuters-Umfrage sind institutionelle Investoren rund um den Globus dabei, ihre Aktienpositionen herunterzufahren, um im Gegenzug in Anleihen und Bonds umzuschichten. Die Bondallokation unter Fondsgesellschaften hat mittlerweile gar das höchste Niveau seit Spätsommer 2017 erreicht.

Die Stimmung unter langfristigen Investoren neigt zur Vorsicht, obwohl die seit Weihnachten anhaltende Counterrallye, bei der man sich ebenfalls die Frage stellen muss, wer diese Rallye damals im Bereich von extrem wichtigen Chart-Marken eigentlich mit angeschoben hatte, dem S&P 500 Index zu Wochenbeginn ein neues Intraday-Hoch bescherte.

Fed-Wende und Umschwung Trumps prägen die Stimmung

Nun ja, immerhin hat sich seit Jahresbeginn eine ganze Reihe von Dingen geändert. Allen voran das offene Einknicken der Federal Reserve vor den Wünschen und Forderungen des Weißen Hauses bis hin zu den Munter- und Mutmacherparolen von Trumps ökonomischem Top-Berater Larry Kudlow in Sachen des sino-amerikanischen Handelskriegs.

Spätestens seit Montagmorgen halten sich die allgemeinen Hoffnungen in Bezug auf eine einvernehmliche Lösung des Handelsdisputs abermals in Grenzen, nachdem Donald Trump Peking am Sonntag urplötzlich eine baldige Ausweitung der US-Sonderzölle auf die gesamte Importpalette aus China in Aussicht gestellt hatte.

Vermögenspreisblase schürt Sorgen zusätzlich

Die Absicht hinter Trumps Twitter-Botschaft lässt sich leichterdings erkennen. Da die US-Seite China zu einem zu massiven Einlenken drängt, wird nun eben das Mittel der Erpressung eingesetzt, um Peking in den anhaltenden Handelsgesprächen gefügiger zu machen. Es sind nicht nur diese enttäuschten Hoffnungen auf den Abschluss eines neuen Handelsabkommens.

Die durch Reuters in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Japan und Kontinentaleuropa befragten Fondsmanager warnten zudem mehrheitlich davor, dass viele Vermögenspreise an den Finanzmärkten überteuert seien. Die Maximalisierung der sich aus diesem Aspekt ableitenden Risiken scheint inzwischen gewaltig auf deren Stimmung zu drücken.   

Alles-Blase: Flucht in Anleihen auch nicht sicher

Folge ist, dass international aktive Fondsmanager ihre Aktienallokationen im April auf 47 von 47,6 Prozent im März herunterfuhren. Gleichzeitig kletterten deren gehaltene Bondpositionen im April auf 40,5 von 39,8 Prozent im März, was mit dem höchsten Anlageniveau seit August 2017 einhergeht. Auch die gehaltenen Cash-Reserven sanken von 5,8 auf 5,2 Prozent.

Interessant ist die Beobachtung, dass die Aktien- und Bondpreise im Laufe der letzten Jahre dank der immensen elektronischen Gelderzeugung durch die Zentralbanken im Tandem angestiegen sind. Resultat ist, dass es aus Sicht von Finanzinvestoren nun kaum mehr sichere Häfen gibt, die es im Fall des Aufflackerns von Krisen noch anzusteuern gäbe. Einmal mehr macht der Begriff der „Alles-Blase“ von sich reden.

Fed folgt People´s Bank of China – Notenbanken führen in Bullen-Bondmarkt

Doch gerade in Zeiten eines rückläufigen Wirtschaftswachstums und einer Verschlechterung der allgemeinen Datenlage lässt sich auf die anhaltende Gelderzeugung seitens Notenbanken bauen. Die People´s Bank of China hatte dies seit Jahresstart trotz allen vorherigen Geredes über eine Straffung der eigenen Geldpolitik jedermann wieder einmal vor Augen geführt.

Die Federal Reserve folgte auf dem Fuße, um sich dem Druck des Weißen Hauses zu beugen. Sollte Donald Trump seinen öffentlichen Druck auf die Fed weiter aufrechterhalten, lässt sich mittlerweile durchaus damit rechnen, dass die angekündigte Zinspause der Fed recht bald in neue Zinssenkungen in den USA münden könnte.

Trotz der massiven Blase an den Staatsanleihemärkten, extrem hohen Bondkursen und nur sehr geringen Zinsen halten global aktive Fondsgesellschaften nach wie vor große Positionen in diesem Sektor. Entgegen zuletzt vermehrt aufkommenden Warnungen vor einem Ende des über Jahrzehnte anhaltenden Bondbullenmarktes, erweckt es den Anschein, als ob sich dieser Bullenmarkt an den Bond- und Anleihemärkten weiter fortsetzen würde.  

Zunehmende Verstaatlichung - nicht nur an den Staatsanleihemärkten

Im Umkehrschluss ließe sich implizieren, dass die Zinsen noch über einen längeren Zeitraum auf niedrigen Niveaus verharren werden. Das Einsetzen einer Rezession in den Vereinigten Staaten oder in der Weltwirtschaft würde diese Vermutung gar untermauern und zementieren. Wer kauft verstärkt an den Bondmärkten?

Ein Blick nach Japan genügt, um zu erkennen, dass die Bank of Japan mittlerweile den halben Staatsanleihemarkt Japans in ihrem Bilanzbuch hält. Die Europäische Zentralbank hat neben Staatsanleihen selbst Unternehmensbonds im Zuge von QE angekauft.

Es handelt sich um nichts anderes als eine schleichende Verstaatlichung und Nationalisierung der Bond- und Anleihemärkte. Gleichzeitig sind Zentralbanken rund um den Globus längst schon dazu übergegangen, auch Aktien und Aktien-ETFs mit elektronisch erzeugtem Geld zu kaufen.

Sollte es zu einer neuen Finanzkrise kommen, lässt sich aus heutiger Sicht durchaus davon ausgehen, dass es keine freien Anlageentscheidungen an den Finanzmärkten aufgrund einer Vollverstaatlichung großer Teile dieser Märkte mehr geben wird.

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