Nicht erst seit gestern sehen sich die Onlineplattformen von britischen Großbanken vom Netz abgekoppelt, während es in letzter Zeit auch noch zu einer Reihe von vielen weiteren IT-Problemen in diesem Sektor gekommen ist. Erst vor wenigen Tagen brach das Onlinesystem der Royal Bank of Scotland, der Ulster Bank und Natwests – allesamt Teil der Bankengruppe RBS Group – zusammen.

Folge war, dass Millionen von Kunden nicht dazu in der Lage waren, ihre Konten einzusehen, Rechnungen zu bezahlen oder andere Transaktionen mittels Onlinebanking vorzunehmen. Die Bankengruppe verfügt insgesamt über 19,1 Millionen Kunden in Großbritannien und Irland, von denen sich knapp sechs Millionen als aktive Nutzer der Mobil-App erweisen. Das Chaos hielt über einen Zeitraum von rund fünf Stunden an.

Dann sah sich die RBS Group endlich dazu in der Lage zu verlautbaren, dass die Probleme behoben worden seien. Der Ausfall des Mobil- und Onlinebankings habe sich demnach auf eine „technische Panne“ zurückführen lassen. Hierbei handelt es sich um einen Begriff, der seitens der britischen Großbanken mit wachsender Häufigkeit verwendet wird. Laut RBS Group habe es sich lediglich um einen Zugangsproblem gehandelt.

Es gäbe bislang keine Indizien dafür, dass Kundendaten eingesehen oder gestohlen worden sind. Nur einen Tag zuvor waren sowohl die Webseite als auch das Telefonbanking bei dem größten Kreditgeber Großbritanniens, der Barclays Group, über einen Zeitraum von etwa sieben Stunden ausgefallen.

Wutentbrannte Kunden beklagten sich in den sozialen Netzwerken, dass nicht nur kein Zugang zu den eigenen Konten mittels Online- oder Telefonbanking bestanden habe, sondern dass auch an Geldautomaten keinerlei Transaktionen möglich gewesen seien. Die Barclays Group blickt auf einen aktuellen Bestand von 24 Millionen Kunden in Großbritannien. Noch ist nicht klar, wie viele dieser Kunden von dem Ausfall betroffen waren.

Obwohl Barclays mitteilte, dass es im Angesicht des Ausfalls zu keinen Komplikationen oder Gefährdungen gekommen sei, beschwerten sich Kunden des Instituts, dass diverse Zahlungen, Geldeingänge und Überweisungen nicht mehr auffindbar gewesen seien. Laut verschiedenen Kunden soll es darüber hinaus auch zu einem Ausfall der Systeme in den Filialen der Bank gekommen sein.

Selbst auf traditionellem Wege – in Form einer Konsultation von Bankmitarbeitern – in den Filialen vor Ort sollen im Zeitraum des Ausfalls keine Transaktionen möglich gewesen sein. Auch Barclays sprach offiziell von einer technischen Panne, wobei es bis dato noch nicht zu einer Erklärung des Instituts gekommen ist, was den Systemausfall verursacht haben könnte.

Nur wenige Tage zuvor war es zu einem Ausfall bei der Onlinebank Cashplus gekommen. Den Kunden war der Zugang zu ihren Konten zeitweilig verwehrt. Es ließen sich weder Überweisungen noch Bargeldabhebungen ausführen. Der Systemausfall bei Cashplus hat mittlerweile dazu geführt, dass das Schatzamt den Vorstandsvorsitzenden von Cashplus, Richard Wagner, zu einer offiziellen Erklärung hinsichtlich des Systemausfalls aufgefordert hat.

Es wurde ebenfalls die Frage in den Raum geworfen, auf welche Weise Cashplus diesen Systemausfall den Kunden gegenüber zu kompensieren gedenke. Summa summarum haben wir es in Großbritannien mit einer Situation zu tun, in der zig Millionen Bankkunden in den letzten Tagen bei verschiedenen Instituten zeitweilig keinen Zugang zu ihren Konten mehr hatten.

Um auf die Situation bei der RBS Group zurück zu kommen, so war es in diesem Jahr nicht das erste Mal, dass sich die Kunden des Instituts einer solchen Lage ausgesetzt sahen. Kunden der Tochter Natwest sahen sich im April und Juli schon zweimal damit konfrontiert, dass die Mobil-App des Instituts kurzzeitig nicht mehr funktionierte.

In diesem Zuge waren Natwest-Kunden nicht mehr in der Lage, mit EC- oder Kreditkarten in Geschäften oder Online-Shops zu bezahlen. Die RBS Group, die die britischen Steuerzahler seit 2008 fast 100 Milliarden Pfund Sterling in Form von Staatsbailouts, Strafzahlungen und Rechtsaufwendungen gekostet hat, scheint seine technischen Probleme nicht in den Griff zu bekommen.

Im Jahr 2012 kam es zu einem massiven Systemausfall, der etwas mehr als eine ganze Woche angehalten hatte. Die Kunden des Instituts hatten in diesem Zeitraum keinen Zugang zu ihren Lohn- und Gehaltszahlungen und sahen sich mittels Internet nicht dazu in der Lage, auch nur irgendeine Transaktion durchzuführen. Diese Entwicklung hielt die RBS Group jedoch nicht davon ab, an ihren Plänen für weitläufige Filialschließungen festzuhalten.

Das Wachstum des Internetbankings wurde für die damalige Entscheidung einer Schließung eines Viertels aller Filialen verantwortlich gemacht. Nun erweckt es den Eindruck, als ob die RBS Group nicht dazu in der Lage wäre, webbasierte Dienstleistungen zuverlässig anzubieten und den permanenten und ungestörten Zugang zu diesen Dienstleistungen aufrecht zu halten.

Ein Grund hierfür mag sein, dass der Kreditgeber trotz seiner Digitalisierungseuphorie die eigene IT-Abteilung immer stärker ausgedünnt hat. Erst im vergangenen Jahr wurde abermals mitgeteilt, den Abbau von weiteren 900 IT-Arbeitsplätzen im Inland bis 2020 vorantreiben zu wollen, um die Auslagerung von IT-Dienstleistungen nach Indien zur Kostenreduzierung zu verdoppeln.

Deutlich wird, dass Großbritanniens Banken und Kreditgeber den Faktor Technologie nicht als geschäftskritisches Element ihres eigenen Unternehmertums begreifen. Dabei werden eben jene Geschäftsaktivitäten in einer digitalisierten Welt immer abhängiger von zuverlässigen Technologielösungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Resultat ist, dass ein Großteil der britischen Banken über einen Zeitraum der letzten Jahre viel zu wenig in die eigene Technologieentwicklung investiert hat. Wettschieflagen, Staatsbailouts und die Nationalisierung von Teilen des britischen Bankensystems haben dazu geführt, dass eine Sparwelle ausgebrochen ist, unter der nicht nur die eigenen Mitarbeiter, sondern die Kunden des britischen Bankensystems zu leiden haben – und somit jene Steuerzahler, die das Überleben dieser Banken überhaupt erst möglich gemacht haben…

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