Neueste Daten zeigen, dass die vielerorts erhofften CAPEX-Investitionen im amerikanischen Unternehmenssektor ausgeblieben sind. Unter dem Strich steht auch in 2013 ein Rückgang, der sich laut Prognosen in 2014 noch potenzieren soll. Viele US-Konzerne haben stattdessen einfach mit geliehenem Kapital wie verrückt eigene Aktien zurückgekauft. Nicht nur das „Tapering“ Gerede der US-Notenbank hält Investoren zurzeit in Atem, sondern auch die wachsende Besorgnis, dass der Gewinnentwicklungszyklus im Firmensektor überschritten sein könnte.

 

Da sich die durch Zentralbanken erzeugte Überschussliquidität seit einiger Zeit schon eigentlich nur noch ihren Weg in ein oder zwei favorisierte Anlageklassen wie Aktien oder Junkbonds sucht, die mit zu den riskanten Vermögenswerten zählen, die der Finanzmarkt aufzubieten hat, würde es nicht verwundern, wenn die laufende Rallye am Ende noch ein bis zwei Beine mehr haben könnte. Schließlich strömt eine immer größere Anzahl von Retail Investoren an diese Märkte, die wie so oft relativ spät in einen Zyklus einsteigen.

 

Wie Jim Rogers im zuletzt geführten Interview erwähnte, wird es in nicht allzu ferner Zukunft wohl zu einem neuen Krisenkollaps kommen, was jedoch nicht hieße, bereits jetzt und hier aus dem Fenster zu springen. Nun, hartgesottene Aktienbullen möchten die letzten paar Prozente, die es an den Industrieländerbörsen vielleicht noch zu verdienen gibt, unter Umständen doch gerne noch mitnehmen. Doch vielleicht auch nicht.

 

Darauf weisen zumindest in den letzten Monaten publizierte Pflichtmitteilungen der bisherigen Cheerleader an den amerikanischen Aktienmärkten hin, darunter George Soros, Warren Buffett und John Paulson .Man könnte auf folgenden Gedanken kommen. Blickt man zurück auf die letzten Jahre, so fällt auf, dass dem der platzenden Kreditblase unterliegende Deflations- und Schuldenabbautrend – dem sich Notenbank rund um die Welt mit aller Macht entgegenzustemmen versuchen –, bereits eine ganze Reihe von Marktsegmenten zum Opfer gefallen sind.

 

Diese Entwicklung blieb zuletzt im Angesicht von weiter steigenden Industrieländerbörsen mehr oder weniger unkommentiert. Doch es scheint sich langsam herauszukristallisieren, dass

 

  • die amerikanischen und eine Reihe von anderen Immobilienmärkten ihr Top im Jahr 2006 ausbildeten
  • die meisten Emerging Markets ihr Top im Jahr 2007 ausbildeten
  • die meisten Rohstoffe und Rohöl ihr Top im Jahr 2008 ausbildeten
  • Edelmetalle ihr Top möglicherweise im Jahr 2011 ausbildeten
  • die Bondmärkte ihr Top möglicherweise im Frühjahr 2013 ausbildeten

 

Es sind eben jene nicht zu übersehenden Divergenzen in Relation zur Entwicklung an den Industrieländerbörsen, auf die ich Sie seit Beginn des letzten Jahres immer wieder einmal aufmerksam machte. Nun stellt sich die Schlüsselfrage, wie lange sich die Börsen in den Industrieländern von den anderen genannten Marktsegmenten noch werden abkoppeln können.

 

Wer die Entwicklung in den vergangenen Monaten eingehender analysierte, hätte zu der Ansicht gelangen können, dass viele Indizes nicht selten über einige ausgewählte und marktbreite Titel nach oben gezogen wurden. Der deutsche Aktienindex DAX ist dafür eines der besten Spiegelbilder.

 

Zwar kletterte der DAX auf neue nominale (nicht inflations- und dividendenbereinigte) Allzeithochs, während jedoch mehr als die Hälfte aller gelisteten Unternehmen immer noch teils weit unter ihren ehemaligen Höchstständen notieren. In den USA haben sich manche Konsumgütertitel wie Johnson & Johnson trotz der schleppenden bis tendenziell rückläufigen Konsumabsätze in der Heimat in den letzten Monaten ziemlich gut entwickelt.

 

Man sollte sich jedoch stets vergegenwärtigen, dass rund 75% der US-Ökonomie von den Ausgaben der heimischen Verbraucher abhängen. Und wie es an dieser Front aussieht, hatte ich Ihnen in meinem jüngsten Bericht zum Absturz der Best Buy Aktie zu verdeutlichen versucht. Immer klarer zeichnet sich ab, dass der Gewinnentwicklungszyklus im US-Unternehmenssektor tatsächlich überschritten zu sein scheint. Darauf wiesen unter anderem auch die jüngst publizierten Zahlen von UPS und Intel hin.

 

Neben Warren Buffett scheint auch Hedgefondsmanager John Paulson, der mit seinen gehorteten Goldbeständen im Angesicht des im letzten Jahr erfolgten Goldpreisabsturzes Schiffbruch erlitt und dabei Milliardenverluste einfuhr, diesmal nicht darauf warten zu wollen, dass ihn eine potenzielle Abverkaufswelle abermals überrollt. Laut seiner jüngsten Pflichtmitteilung trennte sich Paulson in den letzten Quartalen vor allem von zuvor gehaltenen Bankaktien wie JP Morgan Chase.

 

Darüber hinaus trennte sich Paulson ebenfalls in hohem Volumen von Aktienbeständen aus dem US-Konsumgütersektor, darunter Positionen in den Unternehmen Sara Lee und Family Dollar. Auch der bis vor Kurzem im Bullencamp stehende Howard Marks, CEO des Kapitalverwalters Oak Tree Capital, scheint mittlerweile vorsichtig zu werden, um Investoren vor möglicherweise heraufziehenden Turbulenzen an den Aktienmärkten zu warnen.

Wer sich den Podcast in Gänze anhören möchte, betätigt bitte diesen Link.

Wer ein wenig mehr über Marks´ aktuelle Prognosen du Gedankenspiele erfahren möchte, hört in den oben verlinkten Podcast aus dem Monat Dezember hinein. Wovor ich im Laufe des vergangenen Jahres des Öfteren warnte, war, dass Hoffnungen auf deutlich zulegenden Kapitalinvestitionen im US-Unternehmenssektor eine herbe Enttäuschung auf dem Fuße folgen dürfte.

 

Meine skeptische Sichtweise erwies sich mehr als gerechtfertigt. Denn aktuelle CAPEX-Charts zeigen, dass die Kapitalinvestitionen unter US-Unternehmen Niveaus erreicht haben, die in die frühen 1990iger Jahre zurückreichen. In 2013 nahm CAPEX erneut um -1,5% ab. Prognosen sehen einen Rückgang von -5% in 2014 vor.

 

Anstatt zu investieren, haben US-Konzerne auf Basis von geliehenem Geld hauptsächlich eigene Aktien zurückgekauft. Warum Unternehmen in einem solchen Wirtschaftsumfeld überhaupt investieren sollten, hatte sich mir persönlich so oder so nie erschlossen. Die allgemeine Denkweise könnte nun in folgende Richtung gehen: falls die Zinsen weiter steigen sollten – wonach es aussieht –, werden Unternehmen mehr Kapital für Kreditkosten ausgeben müssen, worunter wiederum die Geschäftsinvestitionen leiden dürften.

 

Daraus resultieren letzten Endes dann auch geringere Gewinnmargen (erste Warnungen haben wir bereits erhalten, siehe Best Buy, Intel, etc.), geringere Dividendenauszahlungen und eine stetig abnehmende Rekrutierung von neuen Mitarbeitern. Ja, liebe Leser, vielmehr wird damit zu rechnen sein, dass die Entlassungen unter US-Firmen wieder signifikant anziehen werden. Es stellt sich die Frage, welche Investoren Unternehmensaktien zu halten bereit sind, die mit potenziell sinkenden Gewinnmargen und Dividendenauszahlungen Hand in Hand gehen??!

 

Zu spät in den Aktienmarkt eingestiegene Retail Investoren, Mutual Fonds und Pensionsfonds dürften unter aller Voraussicht einmal mehr die Verlusttasche in der Hand halten, wenn der Wind letztendlich dreht. Nicht, dass ich daran Kritik äußern möchte. Ganz im Gegenteil. Die Leute hatten Zeit genug, um aus ihren in der Vergangenheit gemachten Fehlern richtige Schlüsse zu ziehen. Doch wenn die Gier ins Spiel kommt, setzt der Verstand eben aus. Das seit einiger Zeit zu beobachtende „Crowding In“ an den Industrieländerbörsen ist dafür der beste Beweis.

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