Nein, die Meldungen an der amerikanischen Berichtsfront zum abgelaufenen Quartal sind bislang nicht sonderlich erbaulich. Neben den Banken enttäuschten auch IBM und eine Reihe von anderen Technologieunternehmen. Der an den Finanzmärkten aufmerksam beobachtete Paketdienstleister United Parcel Service (UPS) setzt dem bisher durchwachsenen bis eher enttäuschenden Ergebnissen gestern die Krone auf. Neben Federal Express gehört UPS zu einem der Gradmesser an den amerikanischen Aktienmärkten, da die Geschäftsentwicklung bei beiden Logistik- und Transportkonzernen den Gesundheitszustand der US-Wirtschaft recht gut widerspiegeln.

 

Aktienkurse, die in nicht wenigen Fällen nur noch aufgrund eigener Aktienrückkäufe der Unternehmen glänzen, wofür eben jene Unternehmen die rekordniedrigen Zinsen nutzen, um sich immer stärker an den Bondmärkten zu verschulden, sind heute fast schon eher die Regel als die Ausnahme. IBM, dessen Zahlen für das abgelaufene Quartal einmal mehr enttäuschten,  ist hierfür gewiss ein Paradebeispiel.

 

Managements, die über eigene Aktienrückkäufe die ausstehende Anzahl ihrer umlaufenden Dividendentitel verringern, steigern in vielen Fällen nicht mehr organisch, sondern nur noch auf diese Weise die Gewinnentwicklung ihrer Firmen, wofür sie sich dann am Jahresende dicke Boni auszahlen. Doch die dafür aufgenommenen Schulden stehen nun einmal auf der anderen Seite der Bilanz, worüber sich in unserem heutigen Zentralbankirrsinn die Wenigsten Gedanken zu machen scheinen.

United Parcel Service schockte gestern Analysten und Finanzmärkte, nachdem der weltweit operierende Transportkonzern eine satte Gewinnwarnung abgab. In diesem Zuge wurde nicht nur vor einem enttäuschenden Ergebnis im vierten Quartal, sondern auch im Gesamtjahr gewarnt. Nicht nur die gestiegenen Kosten des Unternehmens hatten daran ihren Anteil, sondern vor allem auch das deutlich schlechter als erwartete Weihnachtsgeschäft in den USA.

 

Doch die bis über die Halskrause verschuldeten US-Verbraucher werden es schon richten, nicht? Neben gestiegenen Unternehmenskosten trugen auch die Turbulenzen an den globalen Währungsmärkten ihren Teil zu den unter allen Erwartungen liegenden Ergebnissen bei. Kein Wunder, denn es wird immer schwieriger, sich im globalen Währungskrieg abzusichern gegen Währungskapriolen, wie die zuletzt urplötzlich vermeldete Aufgabe des Euro-Franken-Pegs durch die SNB zeigt.

Und so blieb UPS-CEO David Abney gestern nichts anderes übrig, als die Finanzmärkte auf schlechte News einzustimmen. Wörtlich nannte er die Ergebnisse des Konzerns im vierten Quartal "enttäuschend" und fügte an, dass sein Unternehmen Pläne habe, die Kostenbasis zu reduzieren. Tja, und dreimal dürfen Sie raten, was das bedeutet? Wenn sich der Aktienkurs gar nicht mehr auf andere Weise nach oben katapultieren lässt, dann wird wohl bald en masse entlassen.

Ähnliche Entwicklungen beobachten wir momentan nicht nur in der amerikanischen Ölindustrie, in der es in diesen Tagen Pink Slips hagelt, sondern auch in der Finanzbranche, in der American Express 4.000 weitere Mitarbeiterentlassungen ankündigte. Selbst bei dem Internethändler Ebay werden demnächst 2.400 Jobs abgebaut. Alles in allem sieht es an dieser Front zurzeit alles andere als gut aus.

Lagen die Konsensschätzungen unter Analysten zu dem Ergebnis von UPS im vierten Quartal bei $1,47 pro Aktie, so teilte der Konzern gestern mit, dass es letztendlich wohl nicht mehr als $1,25 pro Aktie werden. Daraus resultiert eine hammerharte Verfehlung der Prognosen. Dies gilt ebenfalls für die Gesamtjahresprognose.

Laut Analysten sollte UPS $4,75 pro Aktie verdienen, doch das Management revidierte die Schätzungen gestern auf nur noch $3,28 hinunter. Dabei handelt es sich bereits um die zweite Abwärtsrevision, da der Paketdienstleister zu einem früheren Zeitpunkt noch von einem Gesamtjahresgewinn von $5 pro Aktie ausgegangen war. 

Schuld daran ist vor allem das unter allen Erwartungen liegende Weihnachtsgeschäft, das für viele Einzelhändler nicht nur mies gelaufen, sondern nun auch mit der Ankündigung von zusätzlichen Entlassungswellen verbunden ist. UPS schlägt nun ebenfalls in diese Kerbe, und zeigt uns, dass es um den Gesundheitszustand der amerikanischen Wirtschaft schlechter bestellt ist, als gemeinhin angenommen.

Die Bank of America scheint – wie gestern berichtet – mit ihrer Warnung vor einem deutlichen Rückgang des Gewinnwachstums der im S&P 500 Index gelisteten Unternehmen indes richtig zu liegen. UPS streute nämlich weiter Salz in die Suppe, indem der Konzern auch in diesem Bereich eine Warnung abgab.

 

Danach würden die Analystenschätzungen für das laufende Jahr bei Weitem nicht eingehalten werden können. Wie gut, dass es Super-Mario und andere Zentralbankhelden gibt, die aus dem Ruder laufenden Märkten und Spekulanten den billigen Fusel zum Öl ins Feuer gießen dauerhaft zur Verfügung stellen!

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