Analysten sind mehrheitlich der Ansicht, dass die durch den designierten US-Präsidenten Donald Trump verfolgte Wirtschaftspolitik – darunter Steuersenkungen für Unternehmen und Privatpersonen sowie eine Beschneidung der Regulierung – zu einer deutlichen Steigerung des Wachstums in den Vereinigten Staaten führen könnte.

Ich hatte mich mit den bislang bekannt gewordenen Wirtschaftsplänen Trumps bereits in einer Reihe von Berichten auseinandergesetzt. Frage aller Fragen wird sein, auf welche Weise sich diese Politlinie langfristig auf die Zinsentwicklung in den Vereinigten Staaten auswirken wird. Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass ein weiterer Zinsschritt der Federal Reserve im laufenden Monat Dezember erfolgen wird.

Sollte dieser Zinsschritt tatsächlich erfolgen, wird sich auch zeigen, in welcher Höhe dieser ausfallen wird. Vielerorts wird nach dem in nur kurzer Zeit massiven Zinsanstieg an den US-Staatsanleihemärkten bereits mit einer deutlichen Erhöhung von 50 Basispunkten gerechnet. Inwieweit Wirtschaft, Hypothekenmärkte und Kreditmärkte eine Zinserhöhung verkraften können, wird sich dann bald zeigen.

Steigende Zinsen - steigender Dollar - Gefahr für die Schwellenländer

Insbesondere die Schwellenländer dürften einer solchen Entwicklung mit Bange entgegen blicken. Erwartbar wäre, dass der US-Dollar seinen Höhenflug gegenüber anderen wichtigen Papierwährung fortsetzen wird, was die Rückzahlung einst in aller Welt aufgenommenen USD-Kredite weiter verteuern würde. Ob und inwiefern die Schwellenländer gewappnet sind für solch eine Entwicklung, steht in den Sternen.

Doch bleiben wir in den USA. Würden steigende Zinsen in Amerika auch tatsächlich durch ein stärkeres Wirtschaftswachstum begleitet, wäre dies auf den ersten Blick gewiss eine gute Sache. Steigende Kapitalrenditen werden die Zinsen jedoch sehr wahrscheinlich weiter in die Höhe treiben. Nehmen wir des Weiteren an, dass sich die offizielle Inflationsrate über einen längeren Zeitraum um die Marke von 2% bewegen wird.  

Auf Basis dieser Annahmen würde ein reales Wirtschaftswachstum von 4% unter Addition einer Inflation von 2% in den kommenden Jahren Bondrenditen von 6% implizieren. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass sich die durchschnittlichen Bondrenditen in den USA über den Zeitraum der letzten zehn Jahre um ein Niveau von mickrigen 2% bewegten. Die durchschnittliche Laufzeit der emittierten US-Regierungsanleihen lag bei fünf Jahren.

Dauerabo auf niedrige Zinsen - durch längere Anleihelaufzeiten?

Analysten fordern das US-Finanzministerium nun verstärkt dazu auf, die durchschnittliche Laufzeit amerikanischer Staatsanleihen massiv zu erhöhen. Kritik wird vor allem deswegen laut, da das US-Finanzministerium im Angesicht von jahrelangen Rekordniedrigzinsen mittels einer Emission von längeren Laufzeiten nicht stärker danach gestrebt hat, von diesem Umfeld zu profitieren.

Wer einen Blick auf die Statistik wirft, erkennt, dass die durch den Staat gehaltenen Treasury Bonds von etwas mehr als 30% in Relation zum BIP im Jahr 2008 auf nunmehr knapp 75% in Relation zum BIP geklettert sind. Allein die jährlich fällig werdenden Zinszahlungen der US-Regierung belaufen sich im Fiskaljahr 2016 auf eine astronomische Summe von knapp $250 Milliarden. Eine Verlängerung der Emissionslaufzeiten hätte rekordniedrige Zinsen also über einen längeren Zeitraum garantiert.

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Eintretens von auf durchschnittlich 6% kletternden Zinsen an den Staatsanleihemärkten in den USA im Angesicht des wachstumsstimulierenden Wirtschaftsprogramms der designierten Trump-Administration tatsächlich ist, bleibt für den Moment abzuwarten. Doch falls dieser Fall eintreten sollte, dürfte deutlich werden, in welch massiver Weise auch die jährlichen Zinsobligationen der US-Regierung klettern werden.

Laufzeiten bis zu 100 Jahren weltweit en vogue

Und aus eben jenem Grund drängen Analysten darauf, so bald wie möglich US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von zwischen 50 und 100 Jahren zu emittieren. Andere Länder haben solche Schritte bereits unternommen. Neben Belgien hatte auch Irland zuletzt Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 100 Jahren ausgegeben. Österreich brachte einen Bond mit einer Laufzeit von 70 Jahren auf den Markt.

Darauf folgten Frankreich, Italien und Spanien mit Emissionen, die eine Laufzeit von jeweils 50 Jahren aufweisen. Ferner hat Mexiko seit dem Jahr 2010 drei kleinere Bondemissionen auf Fremdwährungsbasis mit einer Laufzeit von 100 Jahren am Markt platzieren können. Neueste Schätzungen gehen davon aus, dass die Zinskosten in den USA im Zeitraum der kommenden zehn Jahre kumuliert knapp $5 Billionen erreichen werden.

Offizielle US-Staatsverschuldung wächst bis 2025 um weitere sechs Billionen Dollar

Im gleichen Zeitraum soll die offizielle Staatsverschuldung von $19 Billionen auf knapp $25 Billionen klettern. Den fälligen Zinszahlungen wurde mit Blick auf die US-Staatsanleihe mit 10-jähriger Laufzeit ein durchschnittlicher Zinssatz von 3,5% zugrunde gelegt. Sollten die Zinsen auf die 10-jährige in den nächsten zehn Jahren jedoch auf 5% klettern, würden sich die Kosten zur Bedienung der insgesamt in den Vereinigten Staaten ausstehenden Schulden auf etwa $7 Billionen belaufen.

Um einem solchen Szenario zu entgehen, wird dem US-Finanzministerium wahrscheinlich gar nichts anderes übrig bleiben, als dem Beispiel anderer Länder zu folgen. Dies zeigt sich insbesondere daran, da jüngst emittierte Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 50 Jahren mit einem durchschnittlichen Zins von 2,5% ausgestattet waren. Das US-Finanzministerium wäre so vielleicht dazu in der Lage, einen Teil der potenziellen Zinsanstiege abzufedern.

Vor allem unter Versicherern und Pensionsfonds könnten sich solch zeitlich megalang laufende Anleihen durchaus als interessant erweisen. Auf diesem Gebiet würde zwar Neuland betreten werden, doch was bleibt in einem experimentierfreudigen Umfeld auch schon noch anderes übrig, als sich dauerhaft auf neue Experimente einzulassen und darauf zu hoffen, dass auch weiterhin alles gut gehen wird...

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